Ich wurde niemals zu einem Mann erzogen,
sondern alles lief darauf hinaus, aus mir einen erfolgsorientierten, systematisch handelnden und effizient mit seinen Begabungen umgehenden Menschen zu machen.
Meine Schwester, so ich eine gehabt hätte, wäre genauso erzogen worden. Ich lass den Mann auch gar nicht bewusst raushängen, wenn ich sage, dass ein Indianer keinen Schmerz kennt: denn die Indianerinnen sind bei dem Oberbegriff zweifellos mit enthalten. Genau wie man sagt, dass der Franzose einfach gern Weißbrotstangen isst. Damit meint man ja nicht nur den männlichen Teil der Bevölkerung jenseits der Grenze.
Dennoch hat sich meine Persönlichkeit in vielen Dingen sehr konträr zu den Vorstellungen (vor allem meines Vaters entwickelt). Hat also nix mit der Geschlechterrolle zu tun, die mir niemand aufstempeln wollte.
Ich koche gern, zeichne gern, verkneife mir auch keine Gefühle irgendeiner Art. Und dennoch wehre ich mich mit Händen und Füßen, wenn mir irgendeine Gleichstellungs-Tussi erklären will, wie ich bitte zu sein habe, damit ich ein moderner Mann sein darf. Ich nehme mir das Recht zu brüllen, wenns notwendig ist, den Hund in den Hintern zu treten und auch notfalls irgendwem Schläge anzudrohen oder was ins Auto zu werfen, wenn der glaubt, sich wegen der Untätigkeit der Staatsorgane einfach was rausnehmen zu können.
Ich tue sicher einigen Frauen Unrecht, wenn ich Hinterfotzigkeit, Verlogenheit, Scheißfreundlichkeit, Überempfindlichkeit, das Überinteresse für private Angelegenheiten etc. als überwiegend weibliche Errungenschaften für mich mit dem Mannesstolz als unvereinbar ansehe. Aber Tatsache ist, dass ich genau diesen Eindruck von typisch weiblichen Zügen in einem von Kolleginnen geprägten Arbeitsumfeld gewonnen habe.
Und diese weiblichen Züge muss meine Persönlichkeit wirklich nicht annehmen. Ich muss auch nicht zwingend alle Welt darüber in Kenntnis setzen, wie welche Spitzfindigkeit von wem bei welcher Gelegenheit wieder "unterste Schublade" war. Ich merk das einfach gar nicht, wenn mir wer ans Bein pinkeln will und über den Rand der Sohle gar nicht höher hinaus kommt. Über etwas, was mich überhaupt nicht kratzt, muss ich keine Worte verlieren. Und kann hier und da deshalb vielleicht auch einen Tick ruhiger sein, als manche Frau. Und das ist gut so.
Was den Infarkt etc. angeht: Ich leg es sicher nicht drauf an, mit 50 ins Gras zu beißen. Aber: ist es wirklich erstrebenswert, vor dem Exitus noch ein paar Jahre verblödet in seinen Exkrementen rumzuliegen, bis das Personal die Windel wechseln kommt? Oder hat der Gedanke, "mit dem Schwert in der Hand" gefällt zu werden, nicht doch einen großen Reiz. Bin ich ein Hund, dass ich ewig leben will?