Warum Druck nichts bringt.
Ich habe mir heute den Tag über darüber Gedanken gemacht, wie ich erklären kann, warum es nichts bringt, sich Gedanken zu machen, was mit Frau inetsurfer los sein könnte, oder wie man sie dazu bringen könnte, sich zu bewegen, und warum es der richtige Rat ist, daß Du, @*******fer erst einmal für Dich selbst sorgen und an Deiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung arbeiten musst (Auch von mir sehr bewußt: muss)
Warum @*****nta goldrichtig liegt
bzw.
Warum es nichts bringt, den Partner dem geringeren Verlangen unter Druck zu setzen, oder Veränderungen beim Partner anschieben
zu wollen
Lieber @*******fer, Wie immer Du auch versuchst, durch Einwirkung auf Deine Frau eine Änderung bei Deiner Frau zu bewirken, das Ergebnis wird in
jedem Fall von Dir unerwünscht und somit negativ sein:
Sie könnte entweder
1.
(das ist hier wohl eher theoretisch) versuchen, Deine Erwartungen, sich auf Sex mit Dir einzulassen erfüllen -
nicht weil sie es wollte - sondern damit der Druck auf sie nachläßt. Das wirst du garantiert nicht wollen: Daß Deine Frau mit Dir schläft um endlich Ruhe zu haben. Wir wollen doch Sex bei dem wir spüren, daß wir gewollt werden.
Liesse sie sich darauf ein, Deinen Erwartungen Folge zu leisten, wäre es das, was ich gerne "ein vergiftetes Geschenk" nenne:
Ein Geschenk, das nicht aus Zuneigung gegeben wird, sondern weil es
erwartet wurde.
Statt Dich zu stärken, wurde Dich das nur noch mehr verletzen.
Gleichzeitig untergrübe das die Intergrität Deiner Frau, wenn sie Sex mit Dir hätte, den sie eigentlich nicht will - nur um Dich zufrieden zu stellen. sie gäbe ihre Autonomie auf.
Insofern sei froh, wenn sie die 2. Möglichkeit vorzieht, denn dabei kann sie zumindest ihre Autonomie wahren, ohne ihre Integrität weiter zu schwächen:
oder
2. sie könnte sich weiter vor Dir zurückziehen, was Du auch nicht willst.
Warum aber würde sie sich weiter zurückziehen? Warum könnte sie Dir nicht einfach mal entgegenkommen?
Das Selbstwertgefühl von Frau inetsurfer ist eh schon eher schwach. Du vermittelst ihr durch unterschwellige Vorwürfe und "
gut gemeinte" Anschiebeversuche zusätzlich das Gefühl, nicht richtig, nicht in Ordung zu sein, was ihr Selbstwertgefühl weiter schwächt.
(Nebenbei: Ein schwaches Selbstwertgefühl verringert die Lust, sich mit sich selbst, und erst recht reflektierend mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen)
Ihr schwaches Selbstwertgefühl ist (auch) abhängig von Deiner Bestätigung. Und die gibst Du ihr, indem Du nur zu oft schnell einlenkst um der Harmonie willen,
denn die Harmonie brauchst Du, um Dein eigenes schwaches Selbstwertgefühl von ihr stützen zu lassen.
Ein
Teufelskreis,
weil ihr Eure derzeitigen Verhaltensmuster braucht, um Euch
gegenseitig Euren jeweiligen Selbstwert zu stützen.
Ein System, in dem ihr Euch unglücklich, aber sicher fühlt
und Euch letztlich dahon gebracht habt, wo ihr derzeit steht:
Ihr fühlt Euch beide im "
Patt" - bewegungsunfähig.
Alles das ist mir von meiner Liebsten und mir von früher nur zu vertraut, und ich kann das jetzt hier nur so schreiben, weil meine Liebste und ich seit ein paar Jahren recht intensiv dabei sind,
diese alten Verhaltensmuster aufzubrechen und wir uns immer wieder mit uns und jeder mit sich selbst auseinander setzen.
Und selbst dann passiert es, daß wir zwischendurch kurz regredieren, in unsere alten Abhängigkeiten, Verhaltensmuster und Ängste zurückfallen.
Wie letzte Woche über die Ostertage:
Da sagte ich zu am Samstag meiner Liebsten einen Satz, der eigentlich durchaus unserem momentanen Entwicklungsstand entspricht:
"Ich werde Dich so nehmen müssen, wie Du bist. Du wirst Dich nicht ändern, nur weil ich das von Dir erwarte. Ich werde also versuchen, selbst dafür zu sorgen, daß ich mich wohl fühle."
Dieser Satz hat meine Liebste die Fassung verlieren lassen, während ich mich bemüht habe, selber ruhig zu bleiben.
Am Ostersonntag beim Frühstück erzählte sie mir dann, war ihr inzwischen klar geworden war, warum sie panisch wurde:
"Du solltest nicht den Glauben daran verlieren, daß ich mich schon noch ändern werde, Erwil. Als Du sagtest, Du nimmst mich so, wie ich bin wurde ich panisch - denn so wie ich bin, fühle ich mich oft gar nicht richtig, fühle ich mich oft nicht in Ordnung. Ich habe mich davon abhängig gemacht, daß Du an mich glaubst. Das will ich aber künftig nicht mehr."
Diese mir mitgeteilte Erkenntnis hat mich meinerseits regredieren lassen:
Alle Ängste, die aus meiner Abhängigkeit, von ihr Bestätigung zu bekommen her rührten, kamen wieder hoch, weil mir das von früher mit ihr schon so bekannt vorkam. Ich wurde panisch, war nicht mehr in der Lage, die Veränderung, die wir bei heute erreicht hatten, zu sehen. Und warf ihr vor. daß sich bei ihr bei ihr gar nichts entwickelt hätte, daß alle Entwicklungsbemühungen immer nur an mir hängen blieben - und übersah dabei, daß sie gerade einmal mehr bewiesen hattem daß sie in der Lage ist, sich selbst zu reflektieren und sich
unabhängig von mir zu beruhigen.
Nun, mein Vorwurf am Ostersonntag-Nachmittag hat sie tief verletzt und heutzutage (auch ein Beweis für ihre Entwicklung hin zu einem von mir unabhängigen Selbstwertgefühl) reagiert sie nicht mehr mit Sich_klein-machen (So wie Deine Frau und Du selbst es derzeit noch eher tun.) sonder sie reagierte mit Gegenwehr: Richtig geschimpft hat sie!
(Daß ich das gut fand, mir sogar gut tat, schrieb ich ja schon.
Richtig laut ist sie geworden.
und soll ich Euch was sagen?
Es hat sich richtig gut angefühlt!
Nicht weil ich masomäßig drauf wäre
Sondern weil es mir das Gefühl gab, ernst genommen zu werden, nicht geschont zu werden.
Und weil in dem Moment meine Liebste als jemand dastand, die notfalls auch laut und vehement dafür sorgt, ihren Respekt zu wahren.
Doch: Konfrontationen können auch das Selbstwertgefühl stärken, selbst wenn man der Konfrontierte ist. Denn es bedeutet, daß man für voll genommen wird. Als ein normaler, gesunder Mensch wahrgenommen wird, und nicht als jemand Krankes.
Es hat bis zum nächsten Ostermontag-Vormittag gebraucht, bis ich wieder Kontrolle über meine Ängste (es könne sein, daß sich nichts ändert) erlangt hatte und mein, von meiner Liebsten unabhängiges Selbstwertgefühl wieder im Griff hatte.
Die Nachbereitung der Ostertage hat uns wieder eine Stufe weitergebracht. Es war, als wäre das Regredieren über die Ostertage wie ein Schwung nehmen für den nächsten Entwicklungsschritt:
Nach dem
Durchstehen dieser Konfrontation fühlen wir uns sowohl jeder für sich
eigenständiger und zugleich inniger Verbunden als vorher, weil wir uns nun aus größerer emotionaler Unabhängigkeit voneinander einander zuwenden.
Es waren immer diese Feuerproben, die den nächsten Schritt eingeleitet haben. Und ich bin sicher, weiter Feuerproben werden folgen, denn
wir sind in Bewegung.
Wenn wir also den ganz oben skizzierten
Teufelskreis gegenseitiger Abhängigkeit aufbrechen wollen, müssen wir uns klar machen, daß
jegliche Erwartung, der andere möge unseren Selbstwert stützen aus Abhängigkeit resultiert. (Das Fatale ist, würde der andere dem Folge leisten, weil wir Zuneigung
erwarten, würden wir - tief in uns drin - diese Zuneigung nicht glauben können - das (für uns) vergiftete Geschenk, von dem ich oben sprach - unser (abhängiges) Selbstwertgefühl wäre eher noch weiter geschwächt)
Wie aber kommen wir aus der Erwartungshaltung heraus?
Indem wir lernen, ein vom Partner unabhängiges Selbstwertgefühl zu entwickeln. (Dafür habe ich für mich z.B. die vier Threads gestartet - u.a. den über das Mann-sein, die Du auf meinem Profiltext verlinkt findest)
Nicht Druck schafft das Klima für Veränderung, sondern die Wegnahme des Drucks. Werden wir in unserem Selbstwert vom Partner unabhängiger, bricht auch der wechselseitige Teufelskreis des Sich-gegenseitig-stützens.
Ich glaube ich schrieb das schon mal irgendwo
:
sobald sich innerhalb des Systems Beziehung auch nur einer verändert, verändert sich auch das System!
Das ist der Grund, warum Du für Dich selbst sorgen musst, und warum es nichts bringt, Druck auf den Partner auszuüben oder ihm "
wohlmeinend" unter die Arme greifen zu wollen!
Darum macht auch eine Einzeltherapie Sinn, wenn sie Dir hilft, Dich in Deinem unabhängigen Selbstwertgefühl zu stärken.
lg erwil