Vielleicht ....
... mal einen Beitrag "von der anderen Seite".
Ich bin fast ein Vierteljahrhundert verheiratet gewesen mit einem Mann, der ein guter Partner, aber kein in diesem Sinn "erfolgreicher" Mann war. Will sagen, ich war beruflich wesentlich höher aufgestellt als er und habe auch ein Mehrfaches verdient.
War es glücklich? Sicher, die meiste Zeit lang. Aber es war auch sehr oft nicht gut.
Um dieses "Ungleichgewicht" zu kompensieren, habe ich privat sehr viel zurückstecken müssen. Man könnte jetzt sagen, dass das meine eigene Entscheidung war, aber sonst wäre es nicht so lange gut gegangen.
Und es macht wenig Spaß, erfolgreich zu sein und es nicht auch ein bisschen genießen zu könnnen. Nie den Urlaub zu machen, den man sich selber wünschen würde, das wenige an Freizeit komplett auf den Partner auszurichten, auch wenn die Interessen da sehr verschieden sind und bei Familientreffen die brave unbedarfte Ehefrau zu spielen, die mit den Schwägerinnen herumgluckt.
Ich habe mich insgeheim öfter mit meinen männlichen Kollegen in vergleichbarer Position verglichen. Die alle eine treusorgende Ehefrau hatten, die nie aufmuckte und zu Hause nichts weiter zu tun hatte, als das der Laden lief. . Die "arbeiteten in einer Boutique" oder befanden sich "seit zehn Jahren im Erziehungsurlaub" - sprich Hausfrau - und der Gipfel der Intellektualiät lautete "Lehrerin". Womit ich nichts gegen Lehreinnen gesagt haben möchte, aber ich habe dabei nie z.B. eine Ärztin getroffen, eine Wissenschaftlerin, eine Geschäftsführerin - also niemals Frauen, die mit meinen Kollegen "auf Augenhöhe" gestanden hätten.
Und dazwischen - bei allen möglichen Veranstaltungen - nun ich und mein Mann. Schon immer die Irritation, dass ich nicht die Begleitperson, sondern sozusagen die Hauptperson war. Da war er ja schon mal gleich unten durch, da mußte ich ihn manchmal massiv einfach durch "da-sein" unterstützen. Aber man wird auch selber sofort komisch angesehen: Was macht die mit dem uninteressanten Kerl da, wieso ist der nicht mindestens Abteilungsleiter, hat die irgendwo ein Defizit?...
Und so ging das ständig. Klar, ihr könnt jetzt verkünden, dass die Meinung anderer Leute sch .... egal ist. Normalerweise ist das auch so. Aber man lebt nun mal in einem bestimmten sozialen Umfeld, ab einer bestimmten Stufe ist das sehr stark beruflich bestimmt und ich rede hier über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren ...
Es zermürbt einfach. Und es hat Auswirkungen auf das Privatleben.
Um Spekulationen vorzubeugen: Wir haben uns nicht deshalb getrennt. Und wir sind nach wie vor im Guten im Kontakt miteinander.
Er ist jetzt auf der Suche nach einer einfachen netten Frau, die gerne kocht, mit ihm einmal im Jahr nach Mallorca fährt und mit Begeisterung zu Volksmusikkonzerten mitgeht.
Und ich suche ... tatsächlich einen Partner auf Augenhöhe. Auch was den sozialen Status angeht. Für die dafür in Frage kommenden bin ich mit meinen knapp 60 allerdings so was von uninteressant, dass ich mir bewußt bin, dass ich den Rest meines Lebens vermutlich alleine verbringen werde.
Ich werde aber trotzdem bei dieser Orientierung bleiben, denn wie gesagt, die andere Seite der Medaille habe ich zur Genüge kennen gelernt. Und die guten Ratschläge, wie glücklich man als Karierrefrau mit einen Handwerker werden könnte, kommen meist von Frau Chefarzt und Frau Generaldirektor ....
Und die paar Kerle, die ich mir hier im Joy gesucht habe, waren zwar velleicht sehr unterschiedliche Liebhaber, aber auf jeden Fall hatten sie alle was in der Birne .... und das macht sexy!