Wechselspiel
Jede/-r beeinflußt jede/-n.
Macht an sich ist neutral. Sie ergibt sich durch Herrschaftsstrukturen, durch Abhängigkeiten und auch durch Wissensvorsprung...
Innerhalb einer Herrschaftsstruktur sind die Befugnisse und Verantwortlichkeiten klar definiert und sorgen somit für einen "reibungslosen Ablauf" innerhalb der Struktur. Wobei bestimmte Regulative bei Mißbrauch greifen und somit verhindern sollen, daß Macht willkürlich eingesetzt wird. Manipulation innerhalb dieser Strukturen gelten so lange als legitim, wie sie die Struktur (aus beiderlei Sicht) nicht gefährden. Was heutzutage leider "etwas" aus dem Ruder gelaufen ist, da sich viele Personen innerhalb mächtiger Positionen vor den Konsequenzen ihres Handlens drücken (können)...
Innerhalb von Abhängigkeiten sind die Positionen klarer aber auch ungünstiger für die abhängige Person. Denn sie scheint (zumindest aus Ihrer/Seiner Sicht) sich nicht gegen die Manipulation der Macht wehren zu können. Eifersucht ist in diesem Zusammenhang ein sehr spannendes Thema, denn extrem häufig ist es der/die Eifersüchtige, die sich "machtlos" fühlt und dies mit allen (?!) Mitteln zu kompensieren versucht. Oft sogar wider besseren Wissens. Und jede von der eifersüchtigen ausgeführte Manipulation "verschlimmert" die ganze Situation nur. Denn der/die Eifersüchtige hat Angst davor das Gegenüber zu verlieren. Ob berechtigt oder nicht, die Manipulationen entfremden das Gegenüber nur immer weiter und erhöhen den Druck, vor dem diese Person dann schlußendlich flieht...
Wissens- oder Erfahrungsvorsprung ist ein zweischneidiges Schwert... Heutzutage sind viele Wissensgebiete so spezialisiert und teilweise "weltfremd", daß es einem nicht dazugehörenden Menschen wie Magie oder Religion erscheint... Eine eigene Sprache inklusive verschiedener "Weihegrade" und Tempeln... Dieses "verborgene" Wissen erzeugt in seinem speziellen Einflußbereich ein großes Machtpotential, daß sich aber auch nur dort "richtig" nutzen lässt...
Manipulation ist etwas ganz anderes. Denn natürlich beeinflussen wir unsere Mitmenschen, bewußt wie unbewußt. Sei es zum eigenen Vorteil oder zum Vorteil aller. Im alltäglichen Leben sind wir konstant Einflüssen/Manipulationen ausgesetzt. Der Bettler an der Ecke beeinflußt uns genauso wie ein für uns nicht in Erscheinung tretender Werbefachmann, ein Politiker oder Religionsführer...
Solange wir uns der Einflüsse bewußt sind und die Mechanismen dahinter erkennen, haben wir die (relativ) freie Wahl uns "dafür" oder "dagegen" zu entscheiden... Und Egoismus, wie er oft (grade in der Erziehung) "verteufelt" wird, ist nicht verkehrt. Denn natürlich will der Mensch leben, wie es ihm/ihr gefällt. Wogegen auch nichts einzuwenden ist, solange sein/ihr Verhalten nicht darauf aus ist, anderen bewußt zu schaden, um des Schadens willen.
Innerhalb gewisser sexueller Praktiken wird mit Macht und Manipulation "gespielt". Was ich nicht negativ werte und auch für mich nicht als verwerflich erachte. Solange es bei dem Spiel bleibt und bestimmte Grenzen beachtet werde, d. h. der Respekt aller Personen voreinander gewahrt wird. Denn innerhalb eines Spiels werden bewußt bestimmte Grenzen verschoben/verändert/aufgehoben. Dies kann zu einer befreienden Grenzerfahrung führen, die alle Beteiligten reifen lassen kann. Verliert aber eine der Personen den Respekt vor dem Gegenüber und treibt es über annehmbare Grenzen hinaus (was sich je nach Personenkreis anders definiert), so wird aus dem (legitimen) Spiel meines Erachtens aktiver Mißbrauch. Da nicht mehr beide gestalten, sondern nur noch eine oder mehrer Personen verantwortungslos agieren...
Innerhalb einer Partnerschaft die auf Augenhöhe stattfindet ist Manipulation nicht notwendig und auch nicht spürbar. Denn zwei selbstreflexive Menschen können offen über ihre Wünsche/Gefühle/Phantasien/Neigungen/Bedürfnisse sprechen ohne sofort vom anderen abgelehnt zu werden. Was keinen wirklichen Anlaß zu Manipulationen ergibt. Denn solange man/frau offen sprechen kann und das Gegenüber willens ist zu verstehen, arbeiten auch beide gemeinsam an einer für beide Seiten akzeptablen Lösung.
Je unbewußter sich selbst ein Mensch ist, desto leichter ist er/sie zu manipulieren und desto eher manipuliert er/sie aber auch das Gegenüber. Es gibt ein paar Grundtriebe, die befriedigt werden wollen. Und das Streben nach dieser Befriedigung ist jedem Menschen zu eigen. Je nach Kultur, Erziehung, psychischer Konstitution und Intelligenz variieren die Maßnahmen, die ergriffen werden, um eine Triebbefriedigung zu erreichen. Jedoch lebt, meines Erachtens nach, der bewußte Mensch seinen Trieb und nicht der Trieb ihn.
LG xenotox