Was ich hier auf den letzten Seiten gelesen habe, finde ich sehr entscheidend.
Wir haben hier auf der einen Seite das Beispiel einer Frau, die ihre Kinder auf sehr natürliche und relative entspannte Weise - und ohne Angst, wie ich es mal interpretiere - zu Hause zur Welt gebracht hat. Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Körper, sie und ihr Partner schienen in jeder Minute Herr über die Situation zu sein. Noch am selben Abend hatte diese Frau wieder ein so gutes Körpergefühl - wenn sie es überhaupt je verloren hat - dass sie aufgestanden ist um sich dem Haushalt zu widmen.
Auf der anderen Seite ist eine Frau, die - wie ich übrigens auch - die Schwangerschaft und die Geburt als traumatisierend empfunden hat. Sie lag eine sehr lange Zeit im Krankenhaus wegen vorzeitiger Wehen und das Geburtserlebnis selbst hat sie auch als schrecklich empfunden.
Ich denke, BEIDES sind Extremfälle. Aber sie zeigen halt auch, worin lange Sexlosigkeit und Unlust begründet werden kann. Eine Frau wie
@***74 hat durch das, was sie erlebt hat, erst einmal völlig das Vertrauen in sich und ihren Körper verloren. Sie hat monatelang in Angst vor dem Verlust ihres Kindes gelebt, lange Zeit im Krankenhaus gelegen, die gesamte Schwangerschaft als "Krankheitszustand" erlebt. Gekrönt wurde das von einer Geburt unter Schmerzen und Angst.
Wer so etwas erlebt, braucht lange Zeit, um sich nicht nur sich selbst sondern auch seiner Rolle als Mutter anzunähern. Jede Erwartungshaltung in Richtung Sex klingt da bereits absurd. Die Tatsache, dass sie den Sex dann auch noch als Zwang erlebt hat, setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf. Ich kann Dir,
@***74 nur mein großes, großes Kompliment dazu aussprechen, dass Du zu Dir selbst und zu einer harmonischen Sexualität zurückgefunden hast.
Für die meisten Frauen liegt die Wahrheit sicher - zumindest von außen betrachtet - irgendwo zwischen den Erlebnissen dieser beiden Frauen. Nicht jeder bringt seinen Nachwuchs entspannt zu Hause zur Welt und weitestgehend ohne Hilfe. Für viele ist zumindest - uns sei es nach einer gut verlaufenden Schwangerschaft - die Geburt selbst mit sehr vielen Ängsten verbunden. Die archaischen Kräfte, die dabei freigesetzt werden, sind nicht unbedingt jedermanns und jederfraus Sache.
Ich glaube - um den Gedanken zu Ende zu führen - dass die Geburten von Kindern für die Frauen wirklich tiefgreifend verändernde Ereignisse sind. Für einige beginnt das Gefühl der ultimativen Veränderung noch in der Schwangerschaft, viele fühlen ihr Leben erst dann fremdbestimmt, wenn das Baby da ist.
Ich denke, wir werden keine Antwort auf die Frage nach dem Warum der sexuellen Unlust finden, die auf alle Frauen passt. Ich denke aber, dass jede Frau ihre eigene Zeit braucht, um wieder bei sich selbst zu landen. Dass das zuweilen mit den Erwartungen des Partners und ja - wichtig! - auch mit ihren Erwartungen an sich selbst als gute Partnerin kollidiert, das ist schade.
Die Lösung mag vor allem daran liegen, einander nah zu bleiben. Einander nicht allein zu lassen. Und Vertrauen darin zu haben, dass die Dinge im steten Wandel sind.