Wenn ein "dominanter" Partner noch unerfahren ist, dann kann er logischerweise einen Sub nicht einfach so überwältigen. Konnte ich am Anfang bei meinem Liebsten auch nciht. Da habe ich ihn dann gebeten, eben nicht auf "renitent" und "Überwältigungssub" zu schalten, sondern seine wirklcih devote Ader rauszuholen. Ich hatte genug schlechtes Gewissen wegen meiner "Grausamkeit" - ihn dann noch dazu zu zwingen, alles über sich ergehen zu lassen, das überforderte mich einfach.
Das hatte nichts mit mangelnder "Naturveranlagung" zu tun, sondern damit, dass ich eben im richtigen Leben (hoffentlich ;)) nicht egoistisch und grausam bin und aufgrund meiner eigenen Ansprüche an mich selbst ein solches Verhalten stark verurteilen würde.
Es ist eine Sache, von einer starken, alltagskompetenten Frau auf subbig und devot zu schalten... Aber von einem starken, empathischen Mann mit eigenen moralisch-ethischen Ansprüchen an sich selbst zu einem sadistischen Dom zu schalten, das ist meiner Meinung nach einfach noch mal zwei Nummern heftiger. Gerade bei unerfahrenen Doms ist es meiner Meinung nach einfach die Aufgabe des Subs, dem Dom diesen Schritt leichter zu machen.
Wenn Subbi für sich schon sagt, dass sie den Schritt von alltäglich stark zu devot-maso nicht ohne "Hilfe" (nämlich die Überwältigung) schafft - wie kann sie dann von Dom erwarten, dass er ohne jede Vorerfahrung für sie einmal ohne jede "Hilfe" (nämlich sehr unterwürfiges, devotes Verhalten von ihr) auf dominant schaltet UND ZUSÄTZLICH noch ihr den Einstieg ins Spiel erleichtert, indem er sie "überwältigt"?
Mir erscheint eine solche Erwartungshaltung von Subbi erst mal egoistisch, Dom ist schließlich auch nur ein Mensch.
*
In unserer Switcherbeziehung habe ich erlebt, wie wir beide aufgrund seiner Neuheit im Bereich BDSM alles neu entdecken konnten, beide Seiten. In Gesprächen auf Augenhöhe haben wir uns halt darauf geeinigt gehabt, dass Subbi eben immer auch die Verantwortung hat, Dom nicht aus seiner Rolle zu bringen. Wir beide sind am Anfang in der Dom-Rolle deutlich schneller an unsere Grenzen (Angst, dem anderen wirklcih wehzutun, Angst vor der eigenen Grausamkeit) gekommen als in der Sub-Rolle, wo wir immer viel mehr wollten, als der andere gerade geben konnte.
Ich empfehle bei so was also Geduld. Ich erinnere mich noch gut, dass ich früher oft auch ein bisschen Unterwürfigkeit gespielt habe, die nicht ganz echt war, weil ich ja spürte, wie unsicher mein Dom sich gerade fühlte. Damit habe ich ihm im Lauf der Zeit aber Selbstvertrauen gegeben, weil er ganz offensichtlich ja in der Lage war, mich zu dommen. In Gesprächen hinterher haben wir dann auch darüber gesprochen, was gut war, was ruhig noch mehr hätte sein können...
Mit der Zeit, ganz von alleine, ist er selbstbewusster geworden. Inzwischen weiß ich ganz genau, wie weit ich aufmucken darf, ohne ihn aus seiner Rolle zu werfen, es verschiebt sich auch mehr und mehr. Oft ist es inzwischen auch so, dass ich mich absolut beherrscht, absolut sicher, aufgehoben und unterworfen fühlen kann, ohne auch nur im Geringsten daran zu denken, ob es gerade okay für ihn ist. Umgekehrt, als Domme, gilt das gleiche. Mit zunehmender Erfahrung und zunehmendem aufeinander eingespielt sein traut man sich als Dom, weiter zu gehen und eben tatsächlich auch mal "zu überwältigen und sich zu nehmen, was man will".
*
Aber eine Erwartungshaltung "Ich möchte gleich sofort spüren, dass du mich beherrschen und dominieren und überwältigen kannst, weil es langweilig ist, einfach ohne Überwältigung auf devot zu schalten" - eine solche Erwartungshaltung führt bei Dom zu Unsicherheit und ist kontraproduktiv. Dom ist ja auch nur ein Mensch.
Von daher: Es kommt darauf an, ob du viele Spielbeziehungen oder BDSM in einer festen, liebevollen Partnerschaft willst. In ersterem Fall kannst du jeden unerfahrenen, unsicheren Dom beruhigt in die Tonne treten, weil noch viele andere auf dich warten. Wenn du jedoch mit einem bestimmten Mann, den du vielleicht sogar liebst, BDSM erleben willst, der aber in seiner Rolle (noch) etwas unsicher ist und keine Überwältigung mag... Dann brauchst du eben auch Empathie ihm gegenüber und nicht nur er dir gegenüber.
Doms sind doch keine Götter. Sie sind Menschen - und als Menschen, die was wert sind, haben sie logischerweise auch erst mal Angst davor, sich sadistisch-dominant zu verhalten! Denn so was widerspricht der eigenen Alltagspersönlichkeit doch (hoffentlich) total...