Hast du schon mal einen sexuell verklemmten und ängstlichen dominanten Mann kennengelernt ?
Es schließt sich einfach aus, für meine Begriffe, dominant ( beherrschend ) zu sein und gleichzeitig sich selbst und anderen Menschen gegenüber befangen und unsicher zu sein.
Hierzu auch noch mal was:
Ja, ehrlich gesagt habe ich das tatsächlich. Ein total netter Mensch, seiner Partnerin gegenüber sehr zugetan, ein guter Musiker, allseits beliebt in der Clique. Dank seiner offenen Beziehung begegnete er kurz nach seinem 40. mir. Uns verband die Musik, die Freundschaft, die romantischen Momente, Sexualität - und als Switch versuchte ich ebenfalls die anderen Dinge, die mich kicken, mit einzubauen. Mir zuliebe ließ er sich fesseln, aber das war nicht seines, wie wir feststellten. Jedenfalls kaum, auch wenn ich ihn in einer soft-Session tatsächlich bis zum Mond fliegen ließ.
Aber als Dom! Da war er bei all seiner Angst davor ein Naturtalent. Sein Sadismus war raffiniert und subtil, geschickt und meisterhaft, und das böse Lächeln in seinen Augen, wenn ich mich am Boden wand, ging mir durch und durch.
Jedenfalls dann, wenn er in die Rolle hineingefunden hatte. Denn dazwischen war er oft sehr unsicher. Er hatte diese Fantasien, oh ja, aber ... er schämte sich dafür. Er wusste von Frauen im Umfeld, die vergewaltigt und missbraucht worden waren. Er hatte als Kind gesehen, wie seine Mutter Opfer häuslicher Gewalt wurde. So jemand wollte er nicht sein - dafür war er viel zu empathsich und warmherzig.
Es dauerte lange und war ein schöner Weg, an seiner Seite mit zu erleben, wie er aus dieser Unsicherheit langsam hinauswuchs, wie er entdeckte und akzeptierte, dass einvernehmlicher Sadismus, einvernehmliches D/s und einvernehmliches Play etwas völlig anderes waren als die "echten" bösen Dinge, wegen denen er schon mehr als einmal eine Freundin oder Bekannte getröstet oder vor denen er sie beschützt hatte.
Und dadurch, dass er das bei mir auslebte und sich gerade für diese Seite seiner Persönlichkeit auch geliebt und geschätzt wusste, wurde es einfacher für ihn, seine eigene Veranlagung zu akzepiteren. Seine Gefährtin hatte keine masochistische Veranlagung, aber der Mann gewöhnte sich an, im Alltag ihr gegenüber ein Stück weit dominanter und fordernder aufzutreten und erzählte manchmal beglückt, wie sehr seine Partnerin sich dadurch ebenfalls veränderte, wie sie weicher, sanfter, liebevoller und manchmal auch hingebungsvoller wurde.
Mich wundert daher wirklich, wie jemand auf die Idee kommt, dass Dominanz und Selbstzweifel, aber auch sexuelle Unerfülltheit sich gegenseitig ausschließen könnten. Das ist meiner Ansicht nach nämlich weder bei Männern noch bei Frauen der Fall.