Warum ein Sadist/in sich blockiert, kann ich noch nachvollziehen.
Nur wie schafft das ein dominanter Mensch ?
Weil Dominanz oft auch mit Sadismus gekoppelt ist und beides gar nicht so sehr voneinander getrennt ist, so dass beides zusammen blockiert ist ...
Oder: Weil Dominanz mit einem starken Verantwortungsgefühl und viel Empathie einhergehen kann - etwas, was jemandem im Idealfall natürlich zu einer guten Herrschaftsfigur machen kann.
Wenn jemand allerdings in ein Familiensystem geboren wurde, in dem es nicht erwünscht ist, dass das Mädchen oder der Junge ihren Willen durchsetzt, auf sich selbst vertraut, eigene Pläne schmiedet und einen eigenen Weg geht, sondern in der "mädchenhaftes Verhalten" erwünscht ist, in der dem Mädchen z.B. beigebracht wird, dass es nie jemanden geben wird, der sie liebt, wenn sie nicht endlich aufhört, immer alle herumzukommandieren (die beste und fähigste Domse in meinem Bekanntenkreis musste erst einige Male scheitern, um zu begreifen, dass ihre Mutter ihr da Unsinn beigebracht hatte - sie hatte sich doch immer so stark verantwortlich dafür gefühlt, ihre Mutter glücklich zu machen) ...
Dann wird gerade die Empathie, das Erspüren fremder Bedürfnisse, das Erkennen feinster Signale sowie das damit einhergehende Verantwortungsgefühl für das Wohlergehen aller Mitmenschen im eigenen System dazu führen, dass man die Herrschaftsrolle eben NICHT einnimmt, sondern stattdessen versucht, das System und die geliebten Menschen auf andere Weise zu stützen und zu stärken.
Dieser Mensch wird trotzdem einen starken Einfluss auf seine Umgebung ausüben. Aber der äußert sich dann eben nicht darin, dass man selbstbewusst sagt: "Ich führe, und ich führe in eine gute Richtung", sondern darin, dass man sich vordergründig unterordnet, versucht, es allen Recht zu machen, sich infantile Männer sucht, die ihr Leben alleine nicht in den Griff kriegen und jemanden brauchen, der sich um sie kümmert, evt. auch in Unzufriedenheit, weil alle anderen die Führrolle immer so viel schlechter ausfüllen als man selbst im Innern weiß, wie es gemacht werden muss, evt. auch in diesem Klischee der Frau, die ihren kleinen und schwachen Mann immer nach vorne schubst und sagt "jetzt tu endlich was!".
Eine Frau ist mir auch bekannt, die in betrunkenem Zustand immer den Wunsch verspürte, Männer verbal zu demütigen, in die sie verliebt war. Weil sie das ethisch eben nicht korrekt fand, trank sie kaum noch und hatte große Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Außerdem verliebte sie sich immer wieder in sanfte Männer, die ein bisschen unterwürfig waren - aber sie hatte das Bild in ihrem Kopf, dass sie einfach nicht aufgeben wollte, dass sie als Power- und Karrierefrau unbedingt einen Mann brauchte, der noch mehr Power und Karriere hatte, so dass sie zu ihm aufsehen könnte - denn das hatte ihre Mutter ihr als absolut notwendig eingebläut. Also fand sie weder in der Liebe noch in der Sexualität Erfüllung, denn sie verachtete die leicht devoten Männer, in die sie sich doch immer wieder verliebte, gleichzeitig dafür, dass es eben keine "echten" Männer wären. (Völliger Blödsinn aus meiner Sicht, aber so war sie eben.)
Und trotzdem war die dominante Veranlagung ganz klar da. Aber es äußerte sich eher darin, dass sie denen, die sie nicht kannten, als unsympathische, rechthaberische Zicke erschien. Oder, bei der Frau, die erst spätdazu fand - wodurch sie auf einmal viel schöner, stärker, attraktiver und ausgeglichener wurde. Inzwischen gilt: Was sie sagt, passiert. Egal, wie leise sie es sagt. Derjenige oder diejenige, zu dem sie es sagt, ist stolz, dass er oder sie von ihr diesbezüglich angesprochen wurde.
Als Switch gibt es ja abgesehen von meinem Freund nur sehr, sehr wenige, die mich toppen können, in den meisten Fällen bleibe ich dominant und lasse mich lieber umsorgen und es erfordert einen Akt der Willensstärke, mich auf einen Seitenwechsel einzulassen. Nicht bei dieser Frau. Ein Lächeln, wenn sie es drauf anlegt, und ich knie und bin happy damit. Und doch ... hat sie so lange gebraucht, um dahin zu finden, einfach nur, weil sie gelernt hat, dass ein nettes Mädchen nicht herrschsüchtig ist, sondern sanft sein muss, damit sie geliebt wird.
Eine verhuschte graue Maus war tatsächlich keine von denen - aber eben auch keine souveräne, ausgeglichene Frau, die natürlich aus ihrer inneren Mitte heraus Dominanz ausstrahlte, die sich der Umwelt einfach von ganz alleine mitteilte und den Menschen sympathischer machte.