Worüber genau...
...streiten wir uns hier eigentlich?
Und wieso kochen bei diesem Thema die Gemüter derart hoch?
Lösen wird man das Problem so oder so nicht.
Das beginnt doch schon bei der Frage: Was ist Leben? Was definieren wir als Leben?
Ich finde die Beantwortung dieser Frage schon schwer genug, ohne den spirituellen Bereich auch nur anzukratzen. Jede Definition von Leben, sei sie nun wissenschaftlich oder nicht, greift meines Erachtens zu kurz.
Vom Gesetzgeber ist eine Frist erlassen worden, bis wann ein Schwangerschaftsabbruch zulässig ist.
Und nu?
Inwieweit der Einzelne da seine Entscheidung oder seine Definition findet (oder sich zurechtlegt, weil er anderweitig nicht damit zurechtkommt, den Gedanken konsequent zuende zu denken) die sein Handeln rechtfertig, musst jeder für sich entscheiden.
Und diese Entscheidung trifft einfach auch jeder für sich, ohne dass andere ein wirkliches Recht hätten, darüber zu urteilen.
Man kann eine Meinung haben. Klar. Aber um jemanden zu verurteilen, sollte man schon, wie die Indianer so schön sagen, eine Weile in den Schuhen des anderen gelaufen sein.
Es gibt tausend Gründe für eine Frau, abzutreiben.
Und weitere tausend Gründe dafür, diese Entscheidung anzuzweifeln.
Und ja, auch ich kenne eine Frau, die jedem, egal ob er er hören wollte oder nicht, von ihrer Abtreibung erzählte und sich damit (scheinbar!!) mehr profilieren wollte, als alles andere.
Kam mir auch komisch vor.
Und klar, in manchen Talkshows sitzen auch irgendwelche Damen, die brühwarm erzählen: Ja, also, ich hab ja schon sechs Abtreibungen hinter mir...da kann ich mir auch gewisse Gedanken nicht verkneifen, die in die Richtung gehen: "Alter, einmal mag angehen. Bei sechsmal biste echt zu dämlich zum Verhüten, wa?""
Aber weiß ich´s?
Andererseits krieg ich bisweilen auch meine Zweifel, wenn manch einer sagt: Ja, also ehe ich ein Kind in die Welt setze, müssen die Umstände schon irgendwie passen.
So gesehen: Wenn ich mich selbst nehme...passt es eigentlich nie. Immer könnte irgendwas noch optimaler sein, das Geld könnte IMMER ein bisschen mehr sein, die Lebensumstände besser dem Kind angepasst, die berufliche Perspektive noch ein bisschen sicherer - und dabei widerum vergessen viele, dass ein Kind mehr braucht als perfekte äußere Umstände.
Eine Freudin von mir dagegen wurde unter ungünstigsten Umständen schwanger (19 Jahre alt, Freund weg, Gerade mit dem Studium begonnen, keinen Berufsabschluss, Zwillinge in Aussicht und Mutti und Vati weit weg, abhängig von Bafög, der Vater der Kinder zweifelte die Vaterschaft an und war selbst arbeitslos - nix zu holen). Unpassender hätte es kaum sein können, aber die hats gepackt. Hat einfach gesagt: Augen zu und durch. Heute sind die Kinder sechs Jahre alt und sie mit ihrem Studium fertig. Klar hat sie dabei ´ne Menge Hilfe bekommen und auch gewisse Abstriche machen müssen (Studentenleben mit Feiern an jedem WE war nicht) und von Geld mussten eben auch mal Babysachen gekauft werden, anstatt neuer Stiefel für sich selbst - aber unglücklich war sie dabei auch nicht.
Im Gegenteil.
Dennoch: Sich mit seiner eigenen Lebenswirklichkeit (die möglicherweise aus einem guten Elternhaus, finanzieller Sicherheit, Hochschulabschluss und entsprechend dotiertem Job bestehen) hinzustellen und Urteile zu fällen über Leute, deren Leben vielleicht ganz anders aussieht (oder vielleicht ganz genauso, nur fehlt es da möglicherweise an anderen Ressourcen) funktioniert meiner Ansicht nach einfach überhaupt nicht.
Genauso vorsichtig wäre ich allerdings mit der Aussage, dass eine Abtreibung jeder Frau schwer fällt.
Ich glaube, auch da gibt es Beispiele, bei denen die Damen dem ganzen nicht mehr Bedeutung beimessen als der Behandlung eines eingewachsenen Zehennagels. Und die den Eingriff tatsächlich eher aus Bequemlichkeit vornehmen lassen als alles andere.
(und da man das hier anscheinend dazu sagen muss: Mit dieser Aussage beziehe ich mich auf NIEMANDEN der hier anwesenden)