Alsooo
Garbage,
ich wollte nicht. dass Du Dich dazu genötigt fühlst, Dich auf meine virtuelle Psychoanalyse-Couch zu legen und mehr zu erzählen, als Du eigentlich willst.
(Wobei mich schon allein Dein Profilname "Müll" zu allerlei Spekulationen über Dein Selbstwertgefühl reizt.
) Aber ich beziehe mich gerne auf konkrete Menschen und Beispiele, anstatt nur allgemein herumzuphilosophieren.
Ein paar Deiner Aussagen sind mir nicht ganz klar bzw. will ich ergänzen.
1. Loyalität und Egoismus
Es ist Ok, wenn der Partner in der Beziehung zwischen ihm und mir nicht gerade loyal ist, also auch etwas egoistischer seine Interessen vertritt- das meinste du doch damit?
Deinen Satz verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz...Loyalität ist für mich immer wechselseitig.
Ich bin ein Fan davon, an Beziehungen dieselben Kriterien anzulegen, wie an eine tiefe Freundschaft. Wann merke ich, dass ein Freund oder eine Freundin loyal zu mir stehen? Immer nur
a posteriori.
Während meiner Trennung bzw. Scheidung habe ich gemerkt, wer mir vertraut und wer nicht, wer zu mir hält und wer nicht. Das hat den Freundeskreis etwas ausgedünnt. Meiner Beobachtung nach merkt man während und nach den Stürmen des Lebens - schwere Krankheit, Arbeitslosigkeit, etc. - wer die wahren Freunde sind, wer
loyal zu einem steht. Im Gegenzug erwarten meine Freunde, dass ich auch Ihnen nicht nur ein Schönwetterfreund bin, sondern ich sie durch schwere Zeiten hindurch begleite und ihnen ein Halt bin.
Das ist meiner Ansicht nach das Wesen der Loyalität. Basis dieser Loyalität ist eine Form der Liebe, die die alten Griechen mit "philia" bezeichnen (Freundschaftsliebe; man möge mich korrigieren, wenn ich den falschen Begriff gewählt habe).
philia sorgt dafür, dass ich meine Ansprüche dem Gegenüber zuliebe zurücknehme, dass ich nicht nur meine Interessen durchdrücke.
philia lässt mich auch mal Mühe, Arbeit oder ein Risiko auf mich nehmen, auf das ich vielleicht gerade keinen Bock habe - aber ich helfe meinem Freund dadurch oder mache ihm eine Freude. Dadurch das dies wiederum wechselseitig geschieht, also auch meine Freunde um meinetwillen so handeln, lebe ich in einem fein austarierten Gefüge gegenseitiger "Gefallen" (ich will es mal so nennen), in dem der Egoismus des Einzelnen durchaus ausgelebt wird, aber nicht über die Schmerzgrenze aller Beteiligten hinweg.
2. Perfektion und subjektives Erleben
Das Ding war ja, dass er perfekt war und ich hätte nie im Leben gedacht, er tut etwas, was dermaßen weh tun kann.
So wie Du formulierst, ist die Perfektion Deines Ex-Partners eine objektive Tatsache.
Aber im Nachhinein war er von allen Partnern weit der Schlimmste, weil auch der Schmerz immens groß war.
Aha, die Erkenntnis, dass er perfekt sei, ist in der Nachschau offensichtlich vollkommen subjektiv gewesen.
Aber tat es gerade deswegen dermaßen weh, weil sonst alles super war und nur diese eine Sache alles kaputt machte?
Ja.
Wenn einem die rosarote Brille unvermittelt aus dem Gesicht geschlagen wird, dann tut das natürlich mehr weh, als wenn man selbst mit der Zeit nicht nur die positiven, sondern auch die negativen Seiten am Partner entdeckt.
Nicht loyal war mein letzter Partner genau andersrum. Und ich fand das dann nicht lustig, wenn er mich anderen Leuten auslieferte, die aus Neid über mich herzogen und mir weh taten und damit nie aufgehört hat, als ich ihn gebeten habe.
Das sagt doch schon alles aus, oder?
Einer muss es Dir mal sagen:
Dein Ex-Partner war nicht perfekt. Niemand ist perfekt. "Perfektion" wird nur durch die eigene Fähigkeit erreicht, negative Seiten am Freund / Partner zu ignorieren oder zu tolerieren.
wenn ich nur jemanden treffen könnte, der so etwas mieses nicht tun wird.
Ich stelle jetzt noch mal die Frage: Wie willst Du von vorneherein verhindern, dass Du wieder von einem Partner enttäuscht wirst?
Du kannst
a) Deine Menschkenntnis verbessern
b) Dich von Zeit zu Zeit von Deinen Freunden beraten, beurteilen und korrigieren lassen
c) Deine Schmerztoleranz erhöhen,
aber das alles wird Dich u.U. nicht davor schützen, dass Du noch mal in Deinem Leben auf die Schnauze fällst. Punkt c) ist meiner Meinung nach der wichtigste Punkt (in der Hinsicht habe ich viel von meinem Freund Lt_Uhure gelernt).
Mist, der Beitrag wurde deutlich länger als geplant. Und mein Stundensatz als Amateurpsychologe liegt bei 30€ (wahlweise auch in Naturalien wie Sekt, Kaviar, Hummerschwänzen o.ä. zu begleichen
)
Der (nahezu perfekte) Schattenkrieger