Ich weiß nicht so recht, ob der Begriff "Ansprüche" das trifft, was ich als Voraussetzung für eine erfüllte Partnerschaft verstehen würde.
Ich sehe es gerade an meinen Töchtern. Die Beziehungen, die sie eingegangen sind, sind sowas von unbeschwert, locker und einfach herzerfrischend - weil ihre jugendliche Unbekümmertheit es ihnen ermöglicht, das Ganze sehr "anspruchslos" zu beginnen.
Einige Eckpunkte stimmen, und man versucht es miteinander. Habe ich selber auch so erlebt, habe meinen Exmann mit 18 kennen gelernt. Wir waren dann 24 Jahre ein Paar und sind sozusagen miteinander erwachsen geworden. Konnten mit- und aneinander wachsen und haben uns lange Zeit gut getan.
Aber Persönlichkeiten entwickeln sich, durch Erfahrungen, Erlebnisse, gute und schlechte. Man entwickelt Macken, Ecken und Kanten. Eine eigene Persönlichkeit eben.
Und dann einen Partner zu finden, dessen Macken, Ecken und Kanten mit meinen kompatibel sind, wird mit zunehmendem Alter immer schwerer.
Die Persönlichkeiten sind gefestigt, man weiß, was man will, braucht und vor allem - nicht (mehr) braucht.
Das macht es nicht einfacher, ein passendes Pendant zu finden. In meinem Kopf und meinem Herzen sind keine "Ansprüche" manifestiert, die katalogartig abgeprüft werden.
Aber bei einem Kennenlernen spürt man schnell, ob und welche "Widerstände" man erkennt. Anspruchsvoll zu sein, ist in meinen Augen nichts abwertendes - irgendwie ist der Begriff aber trotzdem recht negativ besetzt. So, als wäre man überheblich und jenseits von Empathie und Einfühlungsvermögen.
So ist es aber ja nicht. Nur, weil man z.B. politische Diskussionen führen möchte, Theater und Oper liebt und weiß, was eine Vernissage oder ein Aperó ist, ist man doch keine hochnäsige Person, der keiner das Wasser reichen kann.
Ohne jetzt hier in Klischees abzugleiten, aber ein bildzeitungslesender Fußballfan würde mit der oben beschriebenen Person auf Dauer nicht glücklich. Einer müsste sich anpassen und verbiegen - oder noch schlimmer, beide! Wobei - es gibt natürlich auch Fälle, wo gerade diese Gegensätze die Partnerschaft ausmachen!
Daher - ob etwas "passt" oder nicht, ist keine Sache der Ansprüche, sondern des sehr gesunden Gefühls für das, was einem gut tut oder schadet. Man nimmt sich und seine Bedürfnisse ernst und wichtig, und das ist gut so.
Und wenn man jemandem begegnet, weiß man, ob es sich "richtig" anfühlt Denn zum Glück entscheiden in letzter Instanz - Kopf und Herz zusammen, und dann stimmt es schon