Es war einmal...
Ich kannte mal jemanden, einen guten Freund...
Er schwärmte so von seiner Freundin...seiner großen Liebe. Sie waren ca. 3 Jahre zusammen und ein so gutes Team. Er erzählte mir stundenlang von ihr. Ich habe mich so für ihn gefreut. Und er sagte: "Jetzt hab ich alles erreicht. Ich brauche nichts mehr für diese Beziehung tun...Es wird immer so weiter gehen. Es passt einfach alles. Wir verstehen uns wunderbar und es ist eine schöne, harmonische Beziehung. Wir haben schon soviel erlebt. Ich werde diese Frau heiraten und mit ihr zusammen ziehen."
Ich sagte zu ihm: "Ruhe dich nicht aus, wenn du oder sie kein Rätsel, kein Geheimnis mehr seht, wenn sich alles so selbstverständlich und harmonisch anfühlt...dann ist es kurz vor 12 und dann stirbt die Liebe...vielleicht...also sei auf der Hut und rechne immer damit, dass es morgen schon vorbei sein kann."
"Nein. Du machst dir zuviele Gedanken. Es ist eine wunderbare, auch sexuell erfüllende Beziehung, wir lieben uns und ich glaube, das ist die Frau fürs Leben!"
1 Woche später ist seine Freundin mit ihrer besten Freundin nach Ibiza geflogen und sie hatte dann intensiven Sex mit einem Urlaubs-Flirt den sie am Strand kennengelernt hatte. Ein typischer chilliger Macho-Typ der einfach nur Sex wollte und sie geil fand.
Sie hat daraufhin noch im Urlaub ihren Freund angerufen und die Beziehung beendet und gesagt: "Ich liebe dich nicht mehr..".
Dieser Freund von mir....war fertig. Sein Weltbild hat sich durch diesen Anruf seiner Liebsten auf dem Handy in nur 3-5 Minuten komplett verändert. Und ich war fassungslos. Ich war für ihn da, sagte ihm: "Das muss nicht das Ende sein......was ist schon Sex auf Ibiza, sie wird dich vermissen...sie wird zurückkehren! Noch ist nichts verloren...", ohne zu wissen, dass mir mein eigenes Drama noch bevor stand. Aber ich ahnte es schon. Denn die Verlustangst, die ich als Scheidungskind sowieso schon kannte, schlich sich ganz leise heran aus der Ferne....wie ein schwarzer Schatten kam sie immer näher, diese Angst, bis sie dann hinter mir stand, mir der Atem stehen blieb und ich eine Gänsehaut bekam vor Kälte.
Ich war damals 20 Jahre alt und nur 2 Wochen später, nach dieser Geschichte, trennte sich auch meine Freundin von mir, meine erste große Liebe mit der ich 8 Monate zusammen war. Ich, der immer geglaubt hat, die Magie in meiner Liebesbeziehung, dieses Geheimnis, das Feuer könnte ich durch kreative Ideen, verrückte Aktionen, durch Leidenschaft, durch ein Spiel aus Nähe und Distanz, am Leben halten, auch kritische Situationen gemeinsam meisstern und Lösungen finden zu können, wenn andere längst aufgeben..ich verlor auch diesen Menschen. Genau wie mein guter Freund. Ich war machtlos. Ein Schmetterling der zur nächsten Blume fliegt und neuen Nektar genießt und saugt. Die Mutter meine damaligen Exfreundin am Telefon: "Du wirst ja nicht ihr einziger Freund bleiben, sie will sich ja erstmal ausprobieren, denn sie ist noch jung". ohja. Und meine Ex sagte: "Ich liebe dich nicht mehr...Ich ziehe da jetzt einen Schlussstrich drunter, ich hab es mir vorgenommen, es ist besser so. Das sagen mir auch alle, denn wir passen gar nicht zusammen. Nichts ist für die Ewigkeit."
Mein Verstand hatte mich zwar vorgewarnt und ich sagte mir sofort:
"Damit war zu rechnen, hohe Wahrscheinlichkeit, Normalität". Deshalb war ich nach aussen hin cool und relaxed. Aber das Herz...die Seele, die zerfrisst es, die zieht dieser Verlust nach unten. Die Seele hat sich an den unsichtbaren Halt gewöhnt, an das liebevolle Lächeln beim Abschied, die Umarmungen, die schönen Worte, das feine Parfum. Und ich merkte gar nicht, wie tief mich dieser Verlust, dieses schwarze Loch nach unten zog.
Und wir Freunde waren dann beide zwei Menschen mit einer Leere im Gesicht und im Herzen. Und man funktionierte nur noch. Man konnte nicht mehr Lachen. Wochen. Monate. Bei mir waren es vielleicht 2-3 Jahre Dunkelheit. Ich, zumindest der noch funktionierende rationale Teil, tröstete mich anfangs mit allerhand Affairen und ONS, Mädels die irgendwie ohne Plan durchs Leben gingen...wie ein Floß auf einem Fluss trieben sie dahin. Ich versuchte, Mädels in Discotheken vom XTC runter zu holen, und gab Beziehungsratschläge an gute Freunde.
Das, was ich immer vermeiden wollte, hatte mich voll getroffen und das große Schiff Liebe, die Titanic war gesunken. In einer Beziehung scheitern. Verlieren. Aufgeben. Das konnte auch ich nicht aufhalten. Der Zerfall der Liebes-Atome, den Lauf der Zeit konnte ich nicht verändern. Nur lernte ich dann mit der Zeit..es gibt Menschen die wegwerfen..und wenige Menschen die anders sind. So wie mein guter Freund damals, der eines Tages zu mir sagte: "Ich werde bald wieder aufstehen wie ein Löwe, neu lieben und sie nicht wegwerfen. Ich bin nicht so feige wie meine Exfreundin. Sie ist einfach weggelaufen wie eine ängstliche Gazelle. Sie hatte Angst dass ich sie heirate. Aber heute irrt sie lieber umher und lässt sich treiben. Sie hat sich so verändert, sieht alt aus, unglücklich. Eine weitere Frau ohne Plan, ohne eigenen Willen. Wir wissen ja, davon gibt es einige."
Und ich bin auch so wie dieser gute Freund. Denn auch wenn eine Beziehung für mich eine Reise ins Unbekannte war, tief im Dschungel der Liebe, ein manchmal steiniger Weg dorthin, damals wie heute...das Aufgeben liegt mir nicht. Das können andere. Das Aufgeben lernen schon kleine Kinder die ein Spielzeug sofort weglegen, wenn es nicht mehr funktioniert, Teenies, die vorher schluss machen, noch bevor sie verlassen werden, und später tun es Erwachsene, die sich scheiden lassen, bevor die Verletzungen, die Probleme allzu groß werden.
Ich bin anders, ich fühle mich wohl im Dschungel der Liebe, als Raubtier, Einzelkämpfer und Visionär und ich liebe das Leben, das immer wieder Aufstehen, das Diskutieren und Problemlösen, das Verändern und den geilen Sex, die Nähe, die Einzigartigkeit des Menschen, die Liebe zum Detail. Ich konsumiere die Liebe nicht wie einen Lolli. Schon als Kind habe ich lieber stundenlang Kaugummi gekaut; Lollis mochte ich noch nie...
Menschen, wie meinen damaligen guten Freund, schätze ich sehr. Doch man muss sie bisweilen mit der Lupe suchen. Zuviele Looser laufen da draussen durchs Leben. Es fehlt an Menschen mit Rückgrat, mit eisernem Willen, die Freude an Beziehungsarbeit haben, mutige Menschen mit Visionen, die etwas bewegen und verändern wollen, die auch was aushalten und die Bock haben auf Verantwortung und Entwicklung. Nicht nur in der Liebe, auch in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft.
Die Welt dreht sich weiter. Und ich buche meinen Ibiza-Trip.
In ein paar Wochen gehts los. Einmal live dabei sein, wenn wieder Beziehungen in Deutschland scheitern, und in den Sonnenuntergang dancen. Ich will noch mehr erfahren über die Menschen und ihre seelischen Grenzen, ihre Fähigkeiten, ihre Fehler und Schwächen. Aber auch ich lerne das Loslassen in diesem Urlaub, als typischer chilliger Macho Typ am Strand von Ibiza. Ich darf das. Ich bin Single.