Ah, @***il lockt mich aus der Reserve... Du hast wohl wirklich gerade nichts Besseres zu tun, was?
Du spielst da Dinge gegeneinander aus, indem Du mich zwiefach zitierst, die gar nicht wirklich gegeneinander auszuspielen sind, weil sie sich schlicht nicht widersprechen.
Natürlich soll man dazu stehen, wie man ist. Natürlich ist nicht alles Hochglanz und SchickimLack und Trallala. Natürlich rennen wir nicht alle herum wie die fleischgewordenen Vogue-Cover.
Herrjeh, das wäre ja auch stinkelangweilig!
Was ich meinte damit, das authentische Fotos etwas für Profis sind, ist ja auch mitnichten, dass die Profis dann nur eine Stilrichtung können und das ist makellos retouchiert und einwandfrei.
Eine wirklich GUT geschminkte Frau ist eine Frau, die sehr natürlich wirkt und der man im Grunde nicht ansieht, dass sie überhaupt Make-Up trägt.
Und ebenso verhält es sich mit Fotos: ein wirklich gutes, echtes, authentisches Foto, dem sieht man nicht an, dass dahinter professionelle Arbeit steht.
Als Fotografin mit zumindest hobbymäßigen Ambitionen kann ich Dir sagen, dass es keine große Kunst ist, ein Portrait im Stil eines Illustrierten-Covers zu schießen. Was nicht perfekt ist, wird hinterher mit Photoshop perfekt gemacht. Fertig.
Ein gutes Portrait aber ist etwas völlig anderes. Der Fotograf sollte eine Atmosphäre schaffen, die dem Modell entspricht. Das Ambiente muss stimmen, das Licht und der Blickwinkel. Und der Dialog mit dem Modell muss stimmen, sonst wird das Lachen immer gestellt und gequält wirken.
Aber zurück zu dem von Dir so bekrittelten Absatz-String-Bild. Dass das Motiv keine originelle Neuentdeckung mehr ist, das sagte ich ja selbst bereits. Davon mal abgesehen zeigt es zwei bzw. drei Dinge an einer Frau, die viele Männer sehr sexy finden: Stringtangas, Popos und hochhackige Schuhe. Wer ein solches Bild einstellt, signalisiert damit, dass er die klassischen Schlüsselreize kennt.
Natürlich ist das Motiv nicht neu und somit inzwischen ausgelutscht. Klar.
Aber wenn Du Dir hier die von mir so "geliebten" Schrankwandfotos anschaust, wo jemand meint, er würde sich authentisch zeigen, wenn er sich selbst knipst, wie er auf seiner gruselig gemusterten Billigcouchgarnitur hockt, dahinter die namensgebende Schrankwand im Buchenholzdekor, davor der obligatorische gekachelte Couchtisch, auf dem sich Fernbedienung, halbleere Chipstüte Marke "Ja!" und ein Glas mit einem angetrockneten Colarest drin ein Stelldichein geben... nein, mein lieber Erwil, da pfeiff ich dann auf Authentizität. So viel will ich hier über absolut niemanden wissen, dass ich ihm auf dieser Weise ins Wohnzimer schauen muss.
Ebenso verhält es sich mit Leuten, die sich hochbestrapst in, an oder auf ihrem Auto räkeln. Interessiert es mich, dass "Hengst007" einen Opel Kadett fährt und gern mal blauglänzende Stringhöschen trägt? Nein.
Fazit: Authentizität ja. Aber nicht um jeden Preis. Wenn ich die Wahl hätte, dann käme für mich die Ästhetik an erster Stelle und das bitteschön-verheimlichen von ein wenig zu privater Privatsphäre. Dann erst käme die Authentizität.
Und das Ganze ist für mich absolut kein Widerspruch dazu, dass ich die Menschen in einem anderen Thread mal dazu aufgerufen habe, zu sich selbst und ihren kleinen Schwächen zu stehen.