Hallo miteinander,
wie schon angesprochen wurde , gibt es vergleichbare, kontroverse Diskussionen jedes Jahr rund um die CSD-Parade in Köln.
Und ich sehe jedesmal wie die Diskussion breitgetreten und diffus geführt wird. Vorwürfe und Verallgemeinerungen schaukeln sich recht schnell von allen Seiten auf.
Nachdem ich die Beiträge in diesem Thread gelesen habe, möchte ich ein paar meiner Gedanken dazu äußern.
Homosexualität und BDSM
Als Teilnehmer an den letzten Paraden durfte ich miterleben, wie homosexuelle, bisexuelle und transidente Petplayer friedlich einen Teil der Paraden bildeten.
Mancheiner wird erstaunt sein: Ja, es gibt eine Schnittmenge zwischen den Gruppen. Jede Persönlichkeit besteht aus mehreren Facetten und sollte, meines Erachtens nach, ruhig in ihrer Gänze wahrgenommen werden dürfen. Eine Person auf ein simples Merkmal zu beschränken, wird ihr nicht gerecht.
Der wichtigste Grund für mich, an der Parade teilzunehmen, ist meine Solidarität zu homosexuellen und transidenten Freunden, die auch in unserer aufgeklärten, freizügigen Gesellschaft noch genug Hürden im Leben stehen haben, die sich mir als Pansexuellem nicht zwangsläufig stellen, solange ich primär in einer heterosexuellen Beziehung lebe. Und ich rede in diesem Fall nicht von Geschlechtsverkehr.
Falls ich mich irgendwann für eine andere primäre Beziehungsform entscheide; was wäre dann?
Wirkung auf Zuschauer
Jeder Teilnehmer der Parade ist ein Mosaikstein im Bild, das den Zuschauern präsentiert wird.
Selbstverständlich wird im ersten Moment ein Nicht-BDSMler unter den Zuschauern in uns Petplayern nur eine Gruppe Verrückter sehen.
Bisher habe ich den meisten Zuschauer, die ich offen und freundlich angeschaut habe, ein Lächeln entlocken können, das mir zeigte, "Oh, dir macht das Ganze Spaß. Dann kann das Spiel nicht so schlimm sein. Viel Spaß noch.". Das zu vermitteln, liegt mir am Herzen; es ist der zweite Grund warum ich in der Parade mit laufe.
Und wenn wir ehrlich sind, sind alle CSD-Paradenteilnehmer irgendwie positiv verrückt.
Kinder als Paradenzuschauer
Aus meinen Erlebnissen heraus behaupte ich, dass Kinder die Petplayer etwas anders betrachten, als sich das manch ein Erwachsener vorstellen kann. Kindern, denen ich mich als Wuffel auf allen Vieren näherte, reagierten sehr neugierig; manche trauten sich sogar den großen Hund am Kopf zu streicheln, bevor er vorbei gelaufen war.
Pferdchen-Spielen ist im Kindergarten eine übliche Beschäftigung.
Und wenn ich sehe mit welcher Begeisterung meine Tochter in wechselnden Tierrollen (von Schlange bis Vogel) durch Haus und Garten tobt, liegt für die Kinder eine Interpretation als Spiel sehr nah - übrigens sehr nah an der Eigeninterpretation verschiedener Petplayer.
Ponyplay = Frauenverachtendes BDSM
Wer aufmerksam schaut, wird feststellen, dass es sehr viele männliche Ponies unter den Petplayern gibt. Und bei den Paraden, die ich begleitet habe, war der Anteil der Männer unter den Ponies immer höher als der Anteil der weiblichen Ponies.
Wir lassen uns übrigens alle freiwillig an die Leine oder ans Zaumzeug legen. Und fast alle, die ich kenne, erfahre ich im realen Leben als gestandene, selbstbewusste Menschen.
Bei allem Bemühen, kann ich hier nichts Frauenverachtendes finden.
Kölsche Spezialität
Die Diskussion kommt, wie schon geschrieben, jedes Jahr erneut mit den gleichen Grabenkämpfchen auf. Was mich dabei irritiert, ist die Tatsache, dass nur um den Kölner Umzug diese Diskussion entbrennt.
Hamburg? Berlin? München? Wien? Fehlanzeige!
Petplayer gestalten die Paraden mit und werden als Teil des Ganzen gesehen. Niemand fühlt sich veranlasst, wild zu diskutieren.
Vielleicht konnte ich ein kleines bischen Hintergründe und Intentionen vermitteln, die diese Auseinandersetzung zukünftig abmildern.
Mag sein, dass wir hier sogar den anderen einen Schritt voraus sind: wir reden über das Thema. Auch in dieser Hinsicht darf sich Jeder eine eigene Meinung bilden - sogar den eigenen Standpunkt verändern, wer möchte.
Das Verbot
Puh, da bin ich doch noch bei der ursprünglichen Frage angekommen.
Ich sehe den Auszug aus der Satzung, wie einige andere Schreiber vor mir, als Teil der Sicherheitsmaßnahmen, die sich nicht auf uns Petplayer beziehen. Wir sind in den letzten Jahren ohne Störungen bei den Paraden in Köln dabei gewesen. Niemand hinderte uns daran, uns so darzustellen, wie wir sind.
Ist allen hier Schreibenden bewusst, welch eine breitgefächerte Veranstaltungssammlung der Colognepride darstellt, vom 18. Juni bis zum 3. Juli?
Nein? Dann empfehle ich einen kurzen Blick in die Veranstaltungsübersicht.
http://colognepride.de/wave_ … html?filter_datum=2011-06-18
Solch eine Massenveranstaltung braucht gewisse Regeln, insbesondere die CSD-Parade, damit alles reibungslos funktioniert. Ich möchte garnicht erst darüber nachdenken, welche Gruppendynamik freigesetzt wird, sollte ein biologisches Pferd aufgeschreckt scheuen, das einen Wagen in der Parade ziehen würde.
Auf den KLuST, Veranstalter der Colognepride, würden sicherlich Vorwürfe niederprasseln, seine Verantwortung nicht erkannt zu haben.
Appell
Lasst uns bitte nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen. Die Gruppe Petplayer in der Parade, selbst alle BDSMler in der Parade zusammen genommen, sind so ein kleiner Teil des Ganzen.
Anstatt uns in Vorwürfen zu verzetteln, lasst uns nach dem diesjährigen Motto gestalten und aktiv werden:
Liebe ist...
LG
Rascal