Absturz
Ich bin hier nur zufällig gelandet auf der Suche nach einem anderen SM Thema. Für mich ist es sehr fremd und interesssant, zu lesen, wie hier eine Art Technik spezialisiert wird. Aber vielleicht kommt aus dem weiten Abstand dazu noch eine interessante Beobachtung.
So wie ich die Praxis-Erfahrungen mit Abstürzen hier verstanden habe, könnte das Problem in einem Irrtum liegen.
Für mich sieht es so aus, als ob dabei zwei mit gemeinsamem Spiel eigenseitige Selbstbefriedigung haben. Was doch jeder dabei will ist der Rausch mit dem eigenen Gefühl. Wie das "produziert" wird, legen gemeinsame Regeln fest. Deren Ziel ist zwar bei beiden, den Rausch zu erzeugen, aber nicht mit der ganzen Person, sondern mit einer Rolle - deshalb ist es ja ein Spiel.
Die Idee dabei ist wohl nochmal technisch: wenn man wüßte, welche Knöpfe man bei sich gedrückt haben muß, um den Rausch zu finden, und bei einem anderen würde das Drücken der Knöpfe dasselbe erzeugen, dann müßte es doch immer passen und funktionieren. Es könnte höchstens sein, daß man einmal gar keine Lust überhaupt darauf hat, aber wenn, wäre alles geregelt, und das ist organisierbar.
Wenn das so wäre, dann wären Gefühle nie mächtig. Dann wären sie steuerbar - in einem Spiel. Nach meinem Eindruck sind die beschriebenen Abstürze das Normalste der Welt und kein Störfall: man entdeckt, daß man seine Gefühle nicht beherrscht. Wie neu. Das dürfte wohl jeder Teenie erleben beim ersten Verliebtsein. Und beim nächsten natürlich auch.
Es wird hier klar gesagt in Einzelbeispielen: der Absturz, weil der Sub (!!) nicht anruft, weil er keine lobende Bestätigung gibt. Tja, also wenn alle Dominanten so abhängig wären ... Die Rolle dürfte wohl nicht passen. Nun dann die andere. Hier läßt sich jemand verabredt quälen und demütigen und fühlt sich auf einmal verlassen. Ja, was ist das denn überhaupt anderes? Das müßte doch gerade das krönenden Erlebnis dieser Rolle sein. Oder die Rolle ist nicht ernst gemeint. Natürlich nicht, denn es ist ja ein Spiel.
Und das könnte vielleicht ein Kernpunkt dabei sein: kann man Gefühle spielen?
Nein, nur erleben, sonst sind sie nicht echt. Sind sie es nicht, ist man nicht zufrieden damit.
Aber früher hat das doch mal geklappt. - Ja, und dann eben auch mal nicht. Gibt es wirklich eine "Technik" mit der man auch das noch steuern könnte? Ich wette dagegen - nur eine Frage der Zeit, bis man wieder etwas Neues lernt. Und am Ende vielleicht doch fragt, ob man mit Gefühlen überhaupt spielen kann, oder intim im Spiel sein kann und gleichzeitig erwarten, daß das ohne Gefühle geht.
So ganz praktisch betrachtet sieht es so aus, als ob da einfach noch eine Regel fehlt: der Doppelabbruch. Das wäre also nicht der Abbruch einer Technik, die zuviel wird, sondern der Abbruch des Rollenspiels an sich, weil die Gefühle grundsätzlich nicht mehr zur Rolle oder deren Verteilung passen.
Für Männer ist es oft sehr geheimnisvoll, von welchen krausen Stimmungen eine Frau gerade wieder umgetrieben sein könnte. Aber nachdem ich hier mal quergelesen habe, wird mir Manches verständlicher. Also nicht, daß ich in selber Lage ebenso reagieren würde, aber ich verstehe jetzt besser, was man dabei fühlt. Der Unterschied ist eigentlich nicht so groß. Er liegt nur darin, Macht eigener Gefühle stärker ausgeliefert zu sein.
Und dazu mein letzter Punkt: wer das ändern könnte - der hätte verloren. Sich und jeden anderen.