Veranlagung oder Neigung?
Im Thread PetPlay/PonyPlay-Verbot auf der Cologne-Pride-Parade (PetPlay/PonyPlay-Verbot auf der Cologne-Pride-Parade) schlug kurzzeitig eine Diskussion an, in wie Weit BDSM eine Veranlagung, also etwas, das in einem steckt, das nicht verdrängt werden kann ist oder eben 'nur' eine Neigung, die man eben, wenn man will, in die Schublade packen und vergessen kann. Im Prinzip ist es die Frage 'Nature vs. Nurture', Natur/Genetik oder Erziehung, denn ein anerzogenes Verhalten lässt sich wieder 'aberziehen', eine natürlich/genetisch bedingte Veranlagung ist eventuell zu unterdrücken, aber nie abzulegen.
Ich bin für mich zu der Überzeugung gekommen, das meine Dominanz, mein Hang zum Sadismus, etwas ist, das nichts mit Erziehung oder Neigung zu tun hat, ganz im Gegenteil. Meine Erziehung lief ganz in der Love, Peace & Harmony - Stimmung der frühen siebziger ab. Gewalt ist etwas durchaus verachtenswertes, die Unterdrückung der Frau etwas, das vollkommen falsch ist.
All das ist tief in meiner Erziehung verankert, ist ein großer Teil meiner persönlichkeit geworden. Ich bin ein sehr pazifistischer Mensch, neben meinen freiberuflichen Tätigkeiten eher Hausmann als der Businessmen, politisch der ehemaligen Latzhosenfraktion viel näher als den konservativen.
Und dann kommt die Libido...
Und die bewegt sich vollkommen konträr zur Erziehung. Diese hat mir sogar das Ausleben meiner Lust lange madig gemacht, denn als Gewaltfreier durch Gewalt geil werden, das passt eigentlich nicht. Und doch ist es so.
Es gab in meinem Leben diverse Liebesbeziehungen, in denen SM von mir unterdrückt wurde, eben weil es mit dem Partner 'nicht kompatibel' und doch 'nur' Sex ist. Das Ergebnis jedes mal: eine unbefriedigende Partnerschaft. Der Drang, das, was in meinem Keller schlummert, die Treppe hoch und raus zu lassen. Veranlagung unterdrücken, Frust aufbauen. Am Ende das Ende.
Das ging so lange, bis ich in der Lage war, mir selbst einzugestehen, dass es da eben diesen Teil in mir gibt, das eine sexuelle Veranlagung zu Gewalt und Unterdrückung vorhanden ist. Meine Erziehung allerdings ist das, was es mir ermöglicht, das ganze in einem konsensuellen Verhältnis, in einer Beziehungsdynamik auszuleben. Hätte ich jetzt noch eine maßlose, gewaltbetonte Erziehung 'genossen', ich weiß nicht, wie ich meine Veranlagung dann ausgelebt hätte.
Also, für mich ist BDSM ganz klar Veranlagung (Nature). Es ist nichts, was ich mir 'aussuche', es ist kein kink de Jour für mich, nicht der Versuch, ein bisschen mehr Spaß in das eingeschlafene Liebesleben zu bringen. BDSM ist ein Teil meiner selbst.
Und bei Dir?
Gruß
Sascha