Ich habe
fast 20 Jahre eine Ehe geführt,die zum überwiegenden Teil als nicht unglücklich zu bezeichnen ist.Dennoch sind in meiner Erinnerung leider die letzten 8 Wochen dieser Ehe dermaßen präsent, weil einfach nur grauenhafte Dinge da passiert sind, dass ich es nicht wirklich schaffe, die glücklichen Momente dieser Ehe wieder hervorzurufen.Es ist, als wären sie gelöscht worden,aus meinem Gedächtnis und ich trauere um die Erinnerung an diese Momente, weil ich sie eben nicht wieder abrufen kann.
Allgemein sagt man doch immer, dass man sich im Nachhinein nur an die guten Momente erinnert...ist leider bei mir nicht der Fall.
Irgendwie ist die von SonneFinsternis beschriebene Ehephase fast identisch,nur mit dem Unterschied,dass ich es war,die nicht genug Sex bekam in der Ehe,dennoch hätte ich ihn nie betrogen.Mein Mann hatte keinerlei sexuelle Erfahrungen vor unserer Ehe,ich schon.Mir war klar,irgendwann würde er Sehnsucht bekommen,die Erfahrungen zu sammeln,die ich ihm voraus hatte.5 Jahre vor seinem Betrug schlug ich ihm so einiges vor, um sowohl ihm diese Möglichkeit zu geben,als auch mir die Chance auf guten Sex zu ermöglichen,auch in der Hoffnung,wir finden sexuell wieder zueinander,er lehnte das strikt ab,er war zu eifersüchtig.Als er mich dann betrog, fiel ich wie SonneFinsternis in ein tiefes Loch, ich hatte so sehr versucht,unsere Ehe zu retten,die letzten Jahre,Paartherapie vorgeschlagen,alle register gezogen, ihn sexuell wieder zu motivierten,die eine Frau nur irgend ziehen kann, aber es nützte nichts,er liebte und begehrte mich offenbar nicht mehr.Die Art und Weise unserer Trennungsphase möchte ich hier nicht weiter erläutern, Fakt ist, dass er sich so verhalten hat,dass ich nicht mehr leben wollte und er die am Bodenliegende mit allen nur erdenklichen Mitteln in den Boden trat,der Psychoterror endete beinahe mit einem Suizidversuch meinerseits.Ich bekam im letzten Moment noch die Kurve,in dem ich ihn rauswarf.
Und dann kam ebenso genau die Phase, wo ich mich mühseelig wieder aufrappelte,wie bei SonneFinsternis.Auch da die gleichen Parallelen im Ablauf.
Und dann,nach 3 Jahren,die die Selbstheilung bedurfte, begegnete er mir und gab mir das Gefühl,die begehrenswerteste Frau zu sein.
Und entschied mich für diese Art der Beziehung,gegen meine moralische Überzeugung,die aus dem Betrug meines Mannes heraus und dem mit ihm Erlebten resultierte.
Die Stunden mit meinem Geliebten sind auch mir Kostbarkeiten,aber dennoch bin ich vom heutigen Standpunkt aus der Meinung, dass sie den Stunden,die ich mich unglücklich fühlte in dieser Beziehung in keinem Verhältnis gegenüberstehen.
Vielleicht ist es ja falsch, da sowas wie eine Gegenrechnung anzustellen,vor allem weil das Unglücklichsein ein hausgemachtes war.
Ich habe viel nachgedacht, seit Eröffnung dieses Threads,insbesondere über die Dinge,die immortal geschrieben hat und auch wenn ich bei so manchem Posting von ihm wütend wurde,weil ich sie als absolut vermessen empfand, so haben sie doch einen gewissen Wahrheitsgehalt, der nicht zu leugnen ist.
Im Gegensatz zu anderen Männern hat er mir nie einen Rosengarten versprochen, von Anfang an klar gestellt, es gibt keine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.Man kann offenen Auges in sein (selbstgemachtes) Unglück rennen.Wider besseren Wissens und die Verantwortung dafür trage ich allein,denn mein Geliebter hat mir nie Versprechungen/falsche Hoffnungen gemacht(die Luftschlösser habe ich mir selber gebaut)wie das vielleicht so manch anderer Mann seiner Geliebten gegenüber tut und sie damit einlullt und gewisse Zeit ruhig stellt und ihre Naivität ausnutzt.
Immortal hat insofern Recht, dass es nicht in der Verantwortung anderer liegt,einen glücklich zu machen.Aber diese Denke haben viele,die hatte auch ich den überwiegenden Teil meines Lebens, weil ich nicht erkannte, dass man sich zuerst selber lieben muss,für sich selber sorgen muss,um liebesfähig überhaupt zu sein.
Insbesondere über die Aussage "Dies kann keine wahre Liebe gewesen sein" habe ich heute sehr stark nachgedacht.
Und ich bin zu dem Schluß gekommen,dass man sich auch einsuggerieren kann, zu lieben und auch einsuggerieren kann,geliebt zu werden.Und sich dies schönredet,damit man sich nicht eingestehen muss, dass man in einen Vakuum lebt.
Dieser gesamte Thread hat mich in Nachhinein sehr ernüchtert.Ich habe glaube ich, vieles romantisch verklärt, was realistisch betrachtet keine Liebesbeziehung war,sondern eine Fickbeziehung, nicht mehr und nicht weniger.Aber will man das sich so eingestehen,wenn man mitten drin steckt? Nein,will man ums Verrecken nicht.Kann man auch gar nicht,weil einem der objektive Blickwinkel fehlt.
Auch ich habe in der Hoch-Phase unserer Beziehung gesagt:
Mir kann es doch gar nicht besser gehen, ich brauche nicht sein Alltagsgesicht sehen,habe nur die Rosinen aus dem Kuchen,seinen Zuckerguss,denn es ist leicht, sich in den wenigen Stunden,die man miteinander verbringt, komprimierter Weise nur die tollen Seiten voneinander zu zeigen und das macht vermutlich ja auch einen Teil der Faszination,die man aufeinander ausübt,aus.
Aber einen Menschen zu lieben, und auch da hat Immortal Recht,bedeutet, auch den Alltag mit allen Up's and Down's mit einem Menschen zu leben,auch die weniger schönen Seiten in Kauf zu nehmen,sich damit zu arrangieren.Und das geht nicht wirklich, in einer solchen Konstellation.
Wer weiß,ob wir überhaupt alltagskompatibel gewesen wären?
Im Grunde genommen,kann ich als Fazit für mich ganz persönlich betrachtet sagen: Ja,ich habe mich bewußt anfixen lassen, mit der Droge,die dieser Mann für mich darstelllte,ich war nicht charakterstark genug, dieser Verlockung zu widerstehen,er war mein Genußgift und wie bei jeder Droge wurde ich abhängig,bekam genug dosierten Stoff um auf Droge zu bleiben und nicht genug,um die Entzugserscheinungen in Form von übersteigerter Sehnsucht und seelischem Leiden nicht spüren zu müssen.Und wie jeder Abhängige musste ich vemutlich erst ganz am Boden sein,um mich davon befreien zu können,weil mein Selbsterhaltungstrieb letztendlich größer war, als mein Begehren und meine tiefe Sehnsucht,geliebt zu werden und zu lieben.