@**S
Wenn man davon ausgeht, dass Menschen nicht bereit oder nicht fähig sind, sich zu bewegen, hast du sicher Recht. Und ab einem gewissen Alter ist das tatsächlich auch oft der Fall, wenn man etwas 20 Jahre irgendwie gehandhabt hat und gut damit gefahren ist, wirft man das nicht mehr so schnell über den Haufen.
Eben, die eigene Lebenseinstellung entwickelt sich zu einer Konstanten.
Aber gerade in jüngeren Jahren machen viele Leute noch erhebliche Persönlichkeitsentwicklungen durch (wobei das aber durchaus auch in hohem Alter noch passieren kann). Und wenn diese Flexibilität da ist, ist es auch möglich, aufeinander zuzugehen.[/quoe]
Was mich aber stört ist, daß jemand seine Entwicklung als die "wahre, einzig richtige Entwicklung" vorgibt.
Und es hat m.E. eben nichts mit Flexibilität zu tun, wenn man zu eigenen Überzeugungen aufgrund von gemachten Erfahrungen kommt, die man beibehalten möchte.
Besonders weil man davon ausgehen kann, daß es weitere Menschen mit selben oder zumindest ähnlichen Vorgaben gibt, wo man sich mit zusammentun kann, ohne das man sich verbiegen muß!
Auf jemanden zu warten, der von vornherein passt oder zumindest soweit passt, dass man das Unpassende ignorieren kann, finde ich insofern problematisch, als dass man dadurch das Gelingen der Sache eigentlich komplett von der Beschaffenheit des anderen abhängig macht und sich dadurch auch irgendwie selbst ein bisschen aus der Verantwortung stiehlt.
Wieso stiehlt man sich aus der Verantwortung, wenn man die Vorgaben die gemeinsam da sind auch gemeinsam gewillt ist umzusetzen.
Wieso sollte man Überzeugungsarbeit leisten, wenn man dies nur selbst tun kann.
Ich bin der Überzeugung, daß man eine Partnerschaft eben nur leben kann, wenn man selbst auf eigenen Füßen stehen gelernt hat und den anderen nicht als "Krücke" benutzt.
Den Partner/in als Bereicherung ansehen und nicht als Ergänzung ist doch das Beste, was einem passieren kann.
Außerdem ist das perfekt Passende meistens eine Illusion, irgendein Haar in der Suppe gibt es immer - aber wer das Haar einfach nur ignoriert, weil's ja sonst passt, nimmt sich die Möglichkeit der Auseinandersetzung, die schon auch eine Bereicherung sein kann.
Hier ging es um NO-GO und nicht unterschiedliche Gegebenheiten, für die man immer einen Kompromiss finden kann, wenn beide das wollen.
Doch wenn ich z.B. monogam leben möchte und einen Menschen treffe, der dies auf keinen Fall will, dann ist weder meine Vorgabe noch die des anderen die "Richtige". Konkret wird sich dafür aber kein Kompromiss finden lassen.
Hinzu kommt, dass es ganz und gar nicht ausgeschlossen ist, dass der fast perfekt Passende sich im Lauf der Jahre doch noch entwickelt und verändert. Ich kenne zwei Arten von gescheiterten Beziehungen, die eine, bei der die Betroffenen am Ende ratlos dasitzen und sagen, Menschen ändern sich nicht, und die andere, bei der sie ebenso ratlos dasitzen und sagen, Menschen ändern sich.
Sicher, aber ich gehe nicht davon aus, daß in einer funktionierenden Beziehung keine Entwicklung unbemerkt statt findet. Und man zumindest über Dinge reden kann. Selbst wenn sich dann herausstellt, das sie einen gemeinsamen, weiteren Weg nicht zulassen.
Zum Unterschied bei Neufindung, wenn man eine Entwicklung über Jahre gemacht hat und die ist in den Augen eines anderen dann eben nicht die Richtige und man ginge davon aus, daß einer sich so einfach umstimmen läßt. Wäre das so, dann ist das in meinen Augen auch kein No-Go Punkt.
Aber wie oft liest man, man solle sich doch nur einmal auf etwas einlassen, man sollte gewillt sein über den Tellerrand zu schauen und sich doch bitte schön weiterentwickeln.
Wie gesagt, man hat seine Erfahrungen ja gemacht und ist zu einem Ziel gekommen. Das muß eben nicht falsch sein, nur weil es der Erwartung eines anderen nicht gefällt.
Kurz: Grundsätzlich fährt man glaube ich besser, wenn man ohne allzu starre Muster an das Beziehungsthema rangeht. Wobei das aber natürlich keine Einbahnstraße nach dem Motto was nicht passt, wird passend gemacht sein sollte, aber von sich selbst und dem anderen Flexibilität und die Fähigkeit und Bereitschaft aufeinander zuzugehen, zu erwarten, ist finde ich nicht verkehrt. Nebenbei hilft das außerdem auch, eine Beziehung über einen langen Zeitraum spannend und lebendig zu halten.
Du bist zu diesem Schluß gekommen.
Ich stelle fest, daß wir uns von einer offenen auf eine geschlossene Beziehung eingelassen haben und gut damit zurecht kommen, weil wir beide feststellen konnten, daß dies unserer beiden Vorstellungen entspricht und erleben unsere Partnerschaft durchaus auch weiterhin als spannend und sehr lebendig.Zusätzliche Bereicherung durch dritte gab es eben nicht und deswegen konnten wir auch gerne drauf verzichten.
WiB(frozen in Abwesenheit aber derselben Meinung)