An den/die werte TE
Ich hab mal Ewigkeiten gewartet und immer noch darauf gehofft, dass der Te sich meldet - leider wohl alles für die Katz. Auch wenn es ihm unangenehm sein soll, hier immer wieder halb OT Sachen zu lesen oder Angriffe gegen den Glauben/Kirche usw., so empfinde ich es doch als Armutszeugnis, sich nicht wenigstens nochmal kurz zu melden und vma den Thread zu sperren oder eine Erklärung zu geben oder was weiss ich. So ist der letzte Eintrag nur ein "Danke" zur Meinung einer Person, die genau das gesagt hat, was man sich selbst zu hören gewünscht hat. Ist das nicht gerade das Rauspicken, was man weit von sich schieben wollte? Na ja. Schade. Ich hatte mir echt mehr aus dem Thread hier erhofft.
Ich finds aber auch schade, dass die meisten Atheisten hier recht harsch und besserwisserisch antworten - es gab nur 2-3 (glaub Equinoxx und am Anfang noch eine und ev. noch jmd.), die relativ sachlich ihren Standpunkt erläutert haben und eine entsprechende Erklärung. Auch nacktzeiger hat relativ klare und begründete Worte genutzt - nur so is ne wirkliche Diskussion möglich; indem man Argumente hat, die dann auf den Prüfstand kommen ("woher weisst du das; was sagt die Bibel dazu; wird sie richtig ausgelegt; woher weisst du das wiederrum" usw usw.)
Um also kurz meinen Standpunkt zu erläutern: Passt Homo- bzw. Bisexualität zum christlichen Glauben? Als rationaler Mensch muss ich sagen: Nein. In der BIBEL (ja, der christliche Glauben bezieht sich auf die ganze Bibel, nicht auf Teile davon; sollte das anders sein, möge mich ein Theologiestudent und höher oder sehr sehr sehr sehr sehr gut informierter Mensch belehren) steht mehr oder minder eindeutig, dass es nicht geht. Punkt. Zitiert wurden hier schon einige Passagen, wer mehr wissen will, kann sich das in 5 sek ergooglen. ("Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht EIN Jota oder EIN Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist." usw. usw. (Matth 5, 17-18, revidierte Ebersfelder)
Wenn man da weiterliest (27): Ehebruch schon bei ansehen + begehren einer anderen Frau. Apostelgeschichte 15 erzählt, dass für Heidenchristen andere Gesetze gelten: Keine Unzucht, keine erstickten Tiere (denke mal, es bezieht sich auch keine geschachteten Tiere), keine Götzen anbeten. Die "anderen" Gesetze seien als Joch zu sehen und gelten für sie nicht (Beschneidung usw).
Frag mich nicht; ich hab keine Ahnung, warum da (scheinbare?) Widersprüche sind, aber egal wie mans sieht: In beiden Fällen keine Blutschande - und dazu gehören sowohl homosexuelle Handlungen wie auch schlicht und ergreifend Ehebruch - und der is schon beim reinen Begehren vorhanden. (Wer sagt, das AT gelte nicht mehr für Christen, mag sich a) fragen, was die obige Aussage Jesu bedeuten soll und ebenso die Apg. 15 UND ob das dann auch automatisch für die 10 Gebote gelten - man sich als Christ also NUR auf das NT berufen soll und die Gesetze, die dort EXPLIZIT stehen. Alles andere wirkt, wie nacktzeiger gesagt hat, lächerlich, weil "rauspickend" und eigene Religion zusammengestoppelt).
Auch das Argument mit dem "liebenden Gott, der einen genauso akzeptiert, wie man ist, denn sonst hätte er einen nicht so erschaffen" und ergo alles was man tut und denkt in Ordnung ist, ist lächerlich und absolut löchrig, wenn man mal ein klitzekleines bißchen weiterdenkt, was das bedeutet: Darf der Pädophile Kinder mißbrauchen, "weil der liebende Gott mich akzeptiert, wie ich bin, denn sonst hätte er mich nicht so gemacht"? Naturalement nein! Ich hör schon die Rufe "Hey, Soja, du vergleichst Homosexualität mit Pädophilie, du Arsch, bla bla bla" - ja, ich VERGLEICHE einen Fall mit einem Anderen, ich SETZE ABER NICHT GLEICH, ok? Nur weil ich kein Bock auf Pseudo-Empörung habe.
Klar kommt das Argument, dass man in es in Fall 1 mit Menschen zu tun hat, die sich frei entscheiden können und in Fall 2 mit anderen; aber darum gehts ja bei der "Gott-der-Liebe"-Aussage nicht. Es geht nur darum, zu zeigen, dass das Argument alleine viel viel viel zu kurz gegriffen und unvollständig ist und dass es weiterer Regeln bedarf, weil man sie sonst auf alles anwenden kann. Um also homosexuelle (oder ehebrecherische) Handlungen zu rechtfertigen, braucht man weitere Argumente; mit dem obigen ALLEINE kann man quasi alles rechtfertigen - das wollte ich mit dem Vergleich zeigen. Dass es zu kurz greift, unvollständig ist (ich sags extra so eindeutig um keine "empörten" Antworten zu bekommen - hoffe, es haben alle verstanden!).
Am besten wäre es natürlich, man würde solche Fragen mit einem/mehreren Priestern klären oder Leuten, die sich damit auskennen. Nacktzeiger hat insofern recht, als dass die kath. Kirche 1,5k Jahre an theologischer Interpretation Vorsprung hat als Otto Normaldenker (oder die ev. "Kirche"). Ich persönlich würde mich ja freuen, wenn wenigstens nochmal ne kurze Antwort käme zum jetzigen Stand der Dinge/Gedanken.
Ich würde mir von den Gläubigen echt wünschen, dass sie ihre Bibel auch LESEN und versuchen, zu verstehen - im Austausch mit Leuten, die sich ein Leben lang (oder sehr intensiv) damit auseinandergesetzt haben. 2,3 Vorstellungen von ihm aus der Kinderstunde zu behalten wird dem Ganzen bei Weitem nicht gerecht - denkt daran: Die Belohnung für "richtigen" Glauben ist das Seelenheil + ewige Leben, die Bestrafung die Hölle. ICH persönlich würd da also schon extrem aufpassen, dass ich das "richtige" glaube und nicht glaube, das richtige geglaubt zu haben - schließlich hat man ja zu Lebzeiten die Möglichkeit dazu, oder?
Abschließend zu Fuchschen: Du fragst viel zu aggressiv; dir wird kein Schwein antworten, weil a) man sich genötigt fühlt und b) Angst da ist, weniger zu wissen als jmd. der damit prahlt und ev. vorgeführt zu werden. Natürlich haben AK705, ironrider und fesselnd recht, wenn sie behaupten, dass nur, weil jmd. sich lange mit einer Sache beschäftigt, nicht automatisch recht haben oder sie verstehen muss. Aber ich antworte mal auch direkt (als einer, der z.B. jahrelang nur ein Thema studiert) darauf: Die Chancen, dass man das besser tut als solche, die sich nicht intensiv damit beschäftigen, sind viel viel höher. Einfach, weil man Dinge aus sehr vielen unterschiedlichen Sichtweisen betrachtet (und auch sehr sehr viel tiefer.) Vor meinem Studium hätte ich auch nie gedacht, wieviel tiefere Einblicke man hat; selbst wenn man das gleiche Thema als intensives Hobby betreibt.
Grüße + sry für den text of Wall:
Soja
Edit: Dalarna bringts auf den Punkt; darüberhinaus habe ich mich über das Zitat köstlich amüsiert