Zusammenfassung?
Ich erlaube mir, eine "kleine" Zusammenfassung bezüglich der Frage zu schreiben:
Lieber TE,
Nein, nach
offizieller Lesart der kath. Kirche ist weder deine Homo-/Bisexualität noch deine/eure Fremdgehgeschichten mit eurem Glauben vereinbar (@*******iger, ich). Jetzt gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie du vorangehst:
1.: Du machst einfach weiter mit einem (Teufels)Kreis aus Schuld und Sühne ("Man muss den Widerspruch aushalten") und wirst wahrscheinlich früher oder später ernsthafte Probleme damit bekommen ODER
2.: Man entflieht dem Teufelskreis durch Raussuchen und Interpretieren von allen möglichen Bibelstellen, die einem dazu ins Auge fallen ("Gott ein Gott der Liebe + er akzeptiert dich wie du bist", Totschlagargument vieler hier im Thread bisher @******ops, nassic_darmstadt et.al) und das eigene Handeln rechtfertigen ODER
3.: Man spricht dem Christentum generell ab, in irgendeiner Form eine "richtige" Interpretation zu haben (so, dass also die Aussagen eines allmächtigen Gottes sowohl auf die eine Art und Weise (keine Unzucht) als auch in ihr komplettes Gegenteil ("Gott-der-Liebe") ausgelegt werden können). Widersprüchlichkeiten sind egal; wichtig ist, dass der (
persönliche!) Glaube "einen trägt" (
@*****lnd + amarinta). Der Vorteil ist, dass man in der Tat ziemlich tolerant so ziemlich allem Gegenüber sein kann und insofern ist das eine recht aufgeklärt-scheinende Position.
Der Nachteil ist natürlich, dass man quasi gar nichts bzw. alles über den Gott, Regeln oder sonstwas sagen kann; insofern ist er absolut indifferent gegenüber anderen Religionen, Ideologien, Ideen, Gemeinschaften oder sonstwas. Da für diese Art von Glaube keine rationale Rechtfertigung erforderlich ist (die Regeln "gelten" sozusagen für sie nicht), gilt das auch für alle Vergleichbaren nicht, was wiederrum bedeutet, dass jede Aussage gleichviel wert ist, solange ein spirituelles Gefühl damit verbunden ist. Inwiefern man damit zurechtkommt, weiss ich nicht; für mich persönlich wär das nichts; ich kann Widerpsrüchlichkeiten schlecht aushalten.
4.: Du gehst grade den umgekehrten Weg: Anstatt dass
alle Ideen
gleichviel wert sind, wird der Tisch radikal leer gemacht und man akzeptiert nur noch die Dinge, für die es gute Gründe gibt. Gute Gründe können für jeden andere sein, aber das Gute daran ist, dass sie ihre Qualität im Laufe der Zeit verbessern, wenn man sich damit intensiv auseinadersetzt. Als Bsp.: Als guter Grund wäre vor 1000 Jahren wohl die "Schönheit" und "Perfektion" der Natur als guter Gund durchgekommen - bis die Evolutionstheorie das Ganze auch ohne die Komponente Gott genausogut (bzw. sogar besser) erklären konnte. Das Gleiche gilt natürlich auch für einen selbst: Wer z.B. die Tatsache, dass alle Himmelskörper rund sind, als guten Grund dafür nimmt (weil rund = perfekt), der kann diesen Grund getrost auf den Müllhaufen werfen, sobald er verstanden hat, dass nur in einem runden Körper die Anziehungskräfte überall gleich sind (Jedes Teilchen quasi in diese Form "hineingezwungen" wird). Abgesehen davon, dass Himmelskörper aufgrund ihrer Eigenrotation und deren Fliehkräfte nicht perfekt rund sind
Ich hab hier 2 naturwissenschaftliche Gründe dargestellt; das sind aber bei WEITEM nicht alle. Philosophische oder moralische/ethische, systhemtheoretische, soziale, psychologische, theologische, historische u.v.m. Gründe gibts auch, die gut oder schlecht oder indifferent sein können. Je mehr man wissen will, wie gut die Gründe (=WARUM) für etwas (Homo-/Bisexualität / Todesstrafe/ Universum/ Liebe/ [...]) sind, umso bessere Urteile ergeben sich in der Praxis daraus. (Insofern versteh ich da amarintas Position nicht ganz, wenn sie sagt
Denn das was ich glaube macht einen großen Teil von dem aus was ich tue, sage, wie ich mich verhalte und wie ich meine Mitmenschen behandel.
. Ich würde diesen Satz ein bißchen umformulieren:
Denn das was ich denke macht einen großen Teil von dem aus was ich tue, sage, wie ich mich verhalte und wie ich meine Mitmenschen behandel.
Ich ziehe Denken Glauben vor, weil Denken gute Gründe braucht, reflektiert und deshalb korrigierbar ist, während der Glaube keine braucht und deshalb auch die größte Schandtat damit begründet werden kann. Sie muss ja nicht begründet werden, es reicht, dass man glaubt, dass es richtig ist. Weil es einen trägt/hilft.
5.: Auf 3 folgend: Du schließt dich einer anderen Religion/Glaubensgemeinschaft an. (Is natürlich die Frage: Willst du katholisch bleiben, weil dich die Argumente so gut überzeugen oder weil du dich drin wohlfühlst?)
Ich wünsche dir, dass du deinen Weg so findest, wie du, dein Partner und deine Sexualpartner am besten damit klarkommen. Wenns dir hilft, bleib bei deiner Gemeinde, bete, versuch ein guter Mensch zu sein UND lebt eure Sexualiät so aus, wie sie für EUCH richtig ist. Wir leben in einem aufgeklärtem Staat; nutze die Chance, die prozentual nur wenige Menschen in der Menschheitsgeschichte hatten.
Alles Gute wünscht dir
Soja
Edit: eben fesselnds Beitrag gelesen: Der pragmatischste Weg ist in der Tat eine Mischung dessen, was sie beschreibt: Selbst abklären, gerne mit anderen, die Freiheit des Gewissens. Der Beitrag ist (bis auf die letzte Geschichte
) echt gut; aber den kannst du dir auch nur leisten, weil du eben Position 3 vertrittst. Die große Stärke dieser Position zeigt sich mM exakt darin.