Was "alle Menschen" so wollen...
Geliebt und gemocht werden, gebraucht werden, verstanden werden... Allerlei ganz menschliche Bedürfnisse, die die meisten von uns, gleich welchen Geschlechts teilen, in unterschiedlich starker Ausprägung.
Wie viel wir dafür zu tun bereit sind, damit uns jemand unsere Bedürfnisse erfüllt ist unterschiedlich und hängt davon ab, wie abhängig wir unser Wohlergehen von dieser Bedürfniserfüllung machen. Das ist etwas, was wir selbst in der Hand haben.
Die Psychoanalyse geht – vereinfacht gesprochen – davon aus, dass wir alle in unsere Liebesbeziehungen die Muster und Prägungen der Eltern-Kind-Beziehungen übertragen, Beziehungen, die ganz auf dem – vom Kind sehr einseitig empfundenen – Wechsel von Bedürftigkeit und Bedürfniserfüllung beruhen: das Baby braucht die Mutter, damit seine elementaren Bedürfnisse nach Nahrung, Aufmerksamkeit und Berührung gestillt werden. Dabei geht es für das Baby ums Überleben.
Die extremen Verlustängste, die wir als Erwachsene manchmal in Beziehungskrisen erleben, erinnern uns daran, wie belastend und mitunter sogar lebensbedrohlich es sich für ein Kind anfühlt, wenn die Eltern ihre Funktion nicht oder nicht ausreichend erfüllen.
Da wir nun eigentlich alle auf die eine oder andere Art Defizite aus der Kindheit mitnehmen, übertragen wir unbewusst unsere unerfüllten Bedürftigkeiten (Aufmerksamkeit, Bestätigung, Geborgenheit) in unsere Liebesbeziehungen und daraus entsteht dann – unter anderem – sowohl das Bedürfnis gebraucht zu werden, als auch das Gefühl, den Anderen zu brauchen.
Mit Liebe hat dieses Brauchen für mich nichts zu tun.
Da soll der andere einfach nur bestimmte Funktionen erfüllen – dementsprechend wird dann ja auch gesucht nach dem Mann oder nach der Frau, die möglichst viele der dafür erforderlichen Eigenschaften mitbringt, um sich möglichst passend in mein (sicherlich durch die Jahrzehnte modifiziertes, aber auf den kindlichen Defiziten basierendes) Bedürfnisbild einzufügen. Und die Probleme beginnen dann da, wo es mit der (bestenfalls: gegenseitigen) Bedürfnisbefriedigung nicht so klappt wie ersehnt. (Wenn zum Beispiel die sogenannte starke Frau dem Mann die Bestätigung seiner "Existenzberechtigung" verweigert, indem sie den Nagel selbst in die Wand schlägt. Oder wenn der angeblich schwache Mann der Frau die Bestätigung ihrer Attraktivität verweigert, weil er darauf wartet, dass sie den ersten Schritt tut.)
Für eine wirkliche, tief erkennende Begegnung mit dem anderen Individuum bleibt da meist kein Raum. Für mich ist das aber Voraussetzung für eine ernstzunehmende, erwachsene und überhaupt für mich interessante Beziehung.