Ich denke die Beweggründe sind individuell
wie auch das Empfinden.
Ich habe wohl schon mit 3 mein Interesse für Heels entdeckt, als ich bei einer Kaffeerunde einen der unter dem Tisch liegenden Schuhe schnappte und in meinem Zimmer wie eine Trophäe aufbaute.
So richtig ging es bei mir los, da war ich 11. Da probierte ich einfach mal ein paar Pumps (mit moderaten Absätzen) meiner Mutter aus. Die Schuhe passten und ich konnte damit problemlos loslaufen. Meine Mutter hatte einige schöhe und vor allem hohe Schuhe, die mich in ihren Bann zogen und die ich ausprobieren musste.
Sicherlich kam auch die beginnende Pubertät hinzu, die das Ganze auch noch sexuell verstärkte. Ja, ohne Frage eine Art Fetisch zu Tage trat.
Die Sache vermischte und verstärkte sich noch durch die Komponente "crossdressing", als meine Cousine meinte, es wäre doch toll, wenn wir uns verkleiden würden und meine Mutter einige alte Klamotten rausrückte. Das Peter-Frankenfeld-Gedächtnis-Jacket meines Vaters interessierte mich da weniger als die Röcke und Blusen.
Zunächst fanden meine Eltern es noch "witzig", aber nach und nach wurde es ihnen peinlich und erste Zweifel kamen wohl auf.
Bei mir hingegen auf der einen Seite Begeisterung und auch sexuelle Erregung; auf der anderen Seite Schuldgefühle, die durch das Lesen altbekannter Lexikoneinträge nicht besser wurden:
Transvestismus: Krankhafte Veranlagung, die Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen.
War ich also krank? Gestört? War ich ein Sünder, ein schlechter Mensch?
Fragen, über die ich mit niemanden so recht reden konnte. Irgendwann verschwanden die Klamotten zum "Verkleiden" und nach und nach entwuchs ich auch den Schuhen meiner Mutte.
Meinen ersten Freundinnen erzählte ich nichts davon; meine ersten Schuhe versteckte ich in ausgedienten Koffern. Mittlerweile hatte sich heraus kristallisiert, dass mir Pumps&Co. wichtiger waren als Schminke, Dessous und anderer "weiblich" konnotierter Kram.
Nach außen hin ließ ich mir davon nichts anmerken, ging nach der Schule zum Bund, war eben "typisch männlich".
Meiner neuen Freundin steckte ich nach einem halben Jahr, dass ich gerne hochhackige Schuhe trage. Zuerst lachte sie und konnte es nicht glauben (wir waren zudem im Urlaub und ich konnte ihr das auch nicht zeigen, da keine Schuhe dabei, noch Läden auf der Insel).
Ich genoss die Freiheit, endlich und in Gegenwart einer anderen Person stundenlang, tagelang auf und ab zu stöckeln. Micht erregte das aber immer weniger (dafür hatte ich ja sie), aber andererseits gewann ich an Selbstvertrauen hinzu und das Heels-Tragen normalisierte sich.
Mittlerweile sind wir seit fast 15 Jahren zusammen, verheiratet, haben zwei Kinder und ob meine Schuhe mitten mang im Flur stehen, oder sich die Kartons fein säuberlich stapeln, stört sie nicht und ist auch für die Kinder normal.
Für mich sind hochhackige Schuhe zwar einerseits immer noch ein Eye-Catcher, mit einem gehörigen Hauch von Erotik; aber ich sehe es nicht mehr als Fetisch.
Im Gegenteil. Die meisten meiner Schuhe (ca. 60-70 Paar) sind aus ganz normalen Schuhgeschäften und haben meist 8 - 12cm hohe Absätze. Schon sehr hoch, teilweise eben auch "High Heels", aber eben normale Schuhe, keine Lack-Leder-Latex-Fetisch-Schuhe.
Das Internet und diverse Foren haben natürlich auch dazu beigetragen, dass ich damit "normal" umgehen kann und ich hochhackige Schuhe auch nicht mehr zwangsläufig als "weiblich" assoziiere, einfach nur als "schöne Schuhe".
Ja, ich laufe auch mit hochhackigen Schuhen in meiner Freizeit herum, gehe mit Pumps einkaufen; mit Sandaletten ein Eis essen oder stöckel im Winter mit Stiefeln durch die City.
Hier steht für mich - mittlerweile - die Freude am Schuh, der Spaß am Laufen (können) und die Ästhetik, das Zusammenspiel mit den anderen Klamotten im Vordergrund.
Nur weil ich als Mann ein paar Dutzend hochhackiger Schuhe besitze bin ich kein Schuhfetischist. Ich geile mich nicht an den Dingern auf, ich erfreue mich nur an ihnen, so wie das Millionen von Frauen auch tun. Andernfalls wäre auch Phillipinens ehemalige First Lady (Imelda Marcos) eine Fetischistin oder 'Sex in the city" eine Fetisch-Sendung.