In meiner Sichtweise...
...ist eine, den anderen und seine Verhaltenweisen ablehnende, Reaktion aus Unwissenheit und Furcht geboren.
Es ist ein Überlebensprogramm der meisten Spezies - auch der Spezies Mensch: Das, was vertraut und bekannt ist, wird bevorzugt, weil die(Überlebens-) sicherheit viel größer ist. Ein neues Territorium beispielsweise verursacht eine erhöhte Anspannung und ein erhöhtes Erregungspotenzial - solange, bis das Terrain erkundet ist. Dann tritt Entspannung ein.
Beim Menschen kommen in unbekannten Situationen noch begleitende Emotionen zu dieser "vegetativen Alarmbereitschaft" hinzu - Unsicherheit, Furcht, Gereiztheit, vielleicht sogar Ärger, wenn der entsprechende gedankliche Schluss gezogen wird (beispielsweise gegen den eigenen Willen in die unbekannte Situation gebracht worden zu sein).
Kurz gesagt: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier - in den meisten Bereichen. So hat die Evolution es für uns sinnvollerweise eingerichtet.
Natürlich ist der Mensch, da er ein denkendes Wesen ist, nicht wie das Tier, diesem Gewohnheitsprogramm unentrinnbar unterworfen - er kann sich davon lösen, wenn er will. Aber wir wissen - Gewohnheiten zu ändern, ist niemals einfach.
Der Verlust des Sicherheitsgefühls durch Gewohnheitsveränderung (Änderung von Denk- und Verhaltensgewohnheiten) wird mit aller Kraft zu verhindern versucht - unterstützt von emotionalen, manchmal heftigen Reaktionen, die wir sonst nicht an uns kennen.
Je weniger wir uns dieser Hintergründe bewusst sind, umso vehementer wird die Ablehnung ausfallen - denn die bewusste Reflexion ist das Instrument, mit dem wir uns wappnen können.
Wenn wir verstehen, verringern sich die Furcht und die Bedrohlichkeit einer Sache.
Nur in der bewussten Reflexion und in der gedanklichen Auseinandersetzung können wir uns mit dem Fremden, das uns so bedrohlich erscheint, annähern.
Es muss uns nicht gefallen - aber wir müssen es auch nicht bekämpfen - denn es bedroht uns nicht. Es bedroht nur die Gewohnheit, in vertrauten Denk- und Verhaltensweisen zu verharren.
So sehe ich den Begriff der Toleranz: ich setze mich bewusst mit einer Sache auseinander und stelle mich der Furcht, vertrautes Terrain zu verlassen, um neues Terrain kennen zu lernen.
Wenn das Neue mir nicht gefällt, kehre ich zurück. Ich weiß, dass ich Nachbarn habe, die dort leben - und ich weiß, dass sie sich dort wohl fühlen, wo ich mich nicht wohl fühle.
C'est ça! That's all! Ich muss meine Energie nicht in der Auseinandersetzung mit friedlich koexistierenden Nachbarn verschwenden.
Viele Grüße
Angelika