Schmunzelnd nehme ich die hier geführte Diskussion zur Kenntnis und möchte mich einmal wagen, meine eigene und unerhebliche Meinung einzubringen.
Sicherlich ist der Mensch unter Anderem sehr visuelllastig. Gesehenes berührt, erinnert, schreckt ab oder lässt Emotionen entstehen. Oder eben auch nicht. Der Mensch ist Voyeur, Beobachter....gewollt, ungewollt, bewusst, unbewusst. Aber immer sind die Augen das erste Werkzeug, mit der er seine Umwelt und das darin enthaltene wahrnimmt.
Folglich ist es nur natürlich, dass der visuelle Reiz immer höher und höher geschraubt wird. Man stumpft ab ob der täglichen Reizüberflutung, sucht nach neuen Impulsen die begeistern.
Bei all dem vergisst man jedoch auch schnell, wie reizvoll selbst das Normale, Alltägliche immer wieder sein kann. Man übersieht die Kleinigkeiten im grossen Ganzen und nimmt nicht mehr wahr, woraus dieses denn überhaupt besteht.
Hier setzt die Kunst des Fotografen ein, das scheinbar unsichtbare wieder sichtbar zu machen, sekundendauernde Momente einzufangen und festzuhalten. Die Nebenmotive, welche oft übersehen werden, ins rechte Licht zu rücken, um sie wie zufällig als Hauptmotiv erscheinen zu lassen.
Das ist die Begabung, die Magie des Fotografen.
Nun ist es am Betrachter, ob er an dieser Magie teilhaben möchte. Ob er sich darauf einlässt und verstehen will, was der Fotograf mitteilen möchte. Ob er bereit ist, die Nebenmotive und somit die eigentliche Kunst zu erkennen.
Es geht nicht immer um die zentral dargestellten Brüste einer Frau. Es geht auch um das dazugehörige Gesicht, welches durch das Spiel mit Licht und Schatten völlig anders erscheint als im Alltag. Wie durch die Haltung des Kopfes und kleine Lichteffekte bestimmte Gesichtspartien kaschiert, andere wiederum hervorgehoben werden. Wie die Nase und die Stirnmitte im Schatten liegen, die von unten nach oben schauenden Augen, leicht angeleuchtet, einen fast diabolischen Touch erhalten und damit das Gesamtbild zu einer völlig anderen Aussage machen als es auf den ersten Blick erscheint... Oder hätte man einen derartigen Blick von der freundlichen, aber doch eher durchschnittlich aussehenden, nicht mehr ganz jungen Frau aus der Nachbarstrasse erwartet? Nicht? Was wohl noch in ihr schlummern mag.......?