Dorf...
...sagt schon alles, da läuft es mir eiskalt den Buckel herunter! Bevor ich Anfang 2010 nach Berlin gezogen bin, habe ich mehrere Jahre in einem Dorf in Südhessen gelebt, wo ich mich als Single-Frau geradezu observiert gefühlt habe. Meine Vermieterin "verhörte" mich regelmäßig über meinen "Beziehungs-Status", man sah an ihren angestrengten Stirnfalten sofort, wie sie überlegte, welcher verwitwete Jungbauer für mich in Frage käme!
Einer der Gründe, warum ich aus dieser schönen Landschaft weggezogen bin, lag darin begründet, dass ich mich im Dorf als alleinstehende Frau als Gefahr für die anderen Frauen und als Versuchung für die verheirateten Männer fühlen musste. Single zu sein ist dort so etwas wie eine Krankheit!
Berlin ist die reinste Erholung...Danke Berlin!
In meinen Zwanzigern hatte ich den Stress mit meiner Familie. Mir wurde ständig vorgeworfen, dass ich gerne Single war, ein Onkel drohte mir gar mit donnernder Stimme, wie einsam und verlassen ich im Alter sein würde. Wenn ich dann antwortete, dass ich eine alternative Rentner-WG gründen würde, kamen nur verständnislose Blicke.
Je nach dem, wo ich bin und mit wem ich rede, sage ich die Wahrheit: dass ich überhaupt keine feste Beziehung im klassischen Sinne will, ich möchte alleine leben und Sexualität mit verschiedenen Männern teilen, die ihre eigene Wohnung haben und auch behalten! Als Reaktion kommen dann irritierte Blicke, manchmal aber auch Zustimmung. Mittlerweile habe ich allerdings fast nur noch Freunde, die mich nie verkuppeln würden, weil sie mich gut kennen und selbst sehr freigeistig drauf sind.