Warum antworten eigentlich bisher nur Männer?
lach, weil die Mädels noch mit den frauentypischen Abendtätigkeiten beschäftigt sind... Kids ins Bett bringen, Haushalt, Wäsche
Ok, ich gebe zu, das war jetzt böse...
aber die Versuchung war zu groß...
Genau das mag die Ursache für die geringe Frauenquote in Führungspositionen sein: Sie wollen`s gar nicht!
Wollen? Doch, das schon. Aber man wird (und ich glaube, das ist geschlechtsunabhängig) gnadenlos ausgebremst, wenn die Kids erst mal da sind und man dann noch Karriere machen möchte. Das geht schon los, dass - und jetzt kommen höchstpersönliche Erfahrungen, die gewiss nicht allgemeingültig sind - als mein erstes Kind geboren wurde, Kindergartenplätze noch knapp waren und ich mit der Betreuung (wohlgemerkt, die reguläre Betreuung ab mit dem üblichen Kindergartenalter ab drei Jahren) so meine liebe Not hatte... Zitat der Kindergartenleiterin: "Dann klagen Sie sich den Platz halt ein." Ok, hab ja sonst nichts zu tun.
Juhu, Kindergartenplatz bekommen. Nächstes Problem: Hol- und Bringzeiten passen mitunter nicht mit den Arbeitszeiten zusammen, die man hat. Da tut ein gut organisiertes soziales Netz Not... wer das nicht hat: Arschkarte gezogen. Klingt hart, ist aber so...
Wenn man dann noch einen Vorgesetzten hat, der grundsätzlich findet, dass Frauen am Herd daheim besser aufgehoben sind, komischerweise die Aufgaben, die mit richtig Arbeit verbunden sind, den Frauen in Teilzeit aufs Auge drückt (Zitat "Sie haben doch Zeit"), ist das Leben als Emanze richtig, richtig schön...
Nein, mal im Ernst... ich dachte vor fünf oder zehn Jahren auch, das klappt alles miteinander. Kinder UND Karriere. Tut es auch. Aber ich habe mittlerweile kapiert, dass die Summe eins ist und eines davon leidet. Frau (oder auch teilzeitarbeitender Mann, auch wenn es sie selten gibt) sollte Prioritäten setzen. Klar, die Karriere kann ich nach Teilzeit- und Auszeiten der Kids nicht mehr in dem Maße vorantreiben, wie als Vollzeitler, dem irgendjemand daheim den Rücken frei hält... Das ist nun mal Fakt und Alltag in Familien, wo die Frau berufstätig ist. Entweder ich finde mich damit ab und mache das Beste draus oder ich dreh am Rad (ich hab mich übrigens für erste Variante entschieden).
Nun zur Ausgangsfrage:
Was bedeutet für euch geschlechtsspezifisches Verhalten? Spürt ihr eine biologische Motivation, euch weiblich/männlich zu verhalten, oder habt ihr das Gefühl, eine Geschlechterrolle auferlegt zu bekommen?
Na, wenn ich mich mit meiner Oma vergleiche, dann müsste ich ehrlicherweise sagen, dass mein Verhalten mitunter - in gewissen Bereichen - durchaus anders ist. Vielleicht männlicher? Ich weiß es nicht... ist Berufstätigkeit männlich? Bin ich männlicher, wenn ich Trittschalldämmung verlege und ist mein Mann weiblich, wenn er bügelt?
Ich glaube, Frauen und Männer haben da gewisse - wahrscheinlich gesellschaftliche aufgebaute Grenzen - durchbrochen, wenn sie vermeintlich (früher so zugeordnete) männliche oder weibliche Verhaltensweisen tätigen. Ob das nun ein typisch männlicher Beruf ist, den eine Frau ausübt oder ob der Mann mal den Hausmann gibt... ich sehe nichts Schlimmes dran. Und ich grunze nicht und kratze mir den Schritt, nur weil ich einen Teil des Familieneinkommens beisteuere...
Und Nein, ich habe nicht das Gefühl, eine Geschlechterrolle auferlegt zu bekommen (grins... mittlerweile leiste ich mir auch den Luxus einer Putzfee
). Den Job, den ich ausübe, machen Männlein wie Weiblein, nichts geschlechts- oder sollte ich schreiben gendertypisches....
Verunsichert die Heterogenität weiblicher Lebensweisen eher, löst sie Identitätskrisen aus?
Mich verunsichert sie nicht. Mich verunsichert eher, wie Politik, Umwelt und Gesellschaft darauf reagieren. Elterngeld zur Steigerung der Kinderquote bei Akademikerfamilien. Ja, klar, funktioniert bestimmt - wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat... an der Kohle machts jemand garantiert nicht fest, ob man ein Kind in die Welt setzt oder nicht... für mich wären andere Sachen wichtiger gewesen, hätte man da angesetzt, also eher die Umgebungsbedingungen, die es einem leichter machten, sei es Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen, mehr Freizeitangebote für Kinder, kleinere Gruppen in Kindergärten und vor allem kleinere Klassen dann in der Schule. DAS spielt nämlich auch mit rein, wenn man sich überlegt, ein Kind in die Welt zu setzen... mal ein bisschen über den Tellerrand hinausgedacht...
Identitätskrisen? Och, nööööööööö. Meine kinderlosen Freundinnen beneiden mit (bisweilen, wohl nicht immer) um meine Don Krawallos, ich sie im Gegenzug um die Freiheit, das zu tun, was sie wollen, wann immer sie wollen. Es ist doch immer das interessant, was man selbst nicht hat... so what? Ich lebe mein Leben, baue aus den Steinen, die mir in den Weg gelegt werden, hübsche Türmchen und mache das Beste draus. Hüpfe gelegentlich über dahin geschmissene Hindernisse, umfahre Wogen im stürmischen Familienalltag und habe jeden Abend, wenn ich ermattet ins Bett falle, das gute Gefühl: "Yeah, ich habe aber heute wieder so was von gelebt!"
Führen Individualismus und das Streben nach Selbstverwirklichung dazu, dass eine Kultur des "Ich zuerst" entsteht?
Ich glaube nicht, dass der Grund für das Ego-Gepflege, das immer stärker zu beobachten ist, im Individualismus und Streben nach Selbstverwirklichung zu finden ist... ich denke, da liegt ein Großteil auch in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft begraben. Medienvielfalt zeigt allen, auch denen, die es eigentlich nicht wissen wollen, was möglich ist und dann muss man das natürlich auch für sich beanspruchen, auch wenn man es eigentlich nicht braucht... und dann wird natürlich auch immer geguckt, was machen die anderen??? Mitunter mehr als gut ist, anstatt auf sein Inneres zu hören und sich selber mal zu fragen, was man eigentlich will.
Wird Mutterschaft heute eher als Selbstaufgabe denn als (weibliche) Selbstfindung empfunden?
Kann mich da Amarinta nur anschließen... man hat Verantwortung für ein Leben, für einen anderen Menschen... diese Verantwortung wird aber mit jedem Tag, den die Kinder älter werden, weniger... und ich gebe mich deswegen selber nicht auf, nur, weil ich ein Kind zur Welt gebracht habe... ok, in den ersten Lebensmonaten kann das schon mal ganz praktikabel sein, die eigenen Interessen hinten an zu stellen. Aber nicht auf Dauer... meine Kollegin sagt immer, es ist wichtig, dass man selber zufrieden ist, das spüren auch die Kinder. Uneingeschränkte Zustimmung. Wenn es aber eines Kindes bedarfs, um mich selber zu finden, ui, das finde ich höchst bedenklich... armes Kind... kann ich da nur sagen...
@ chrismaas: sehr geschmunzelt bei der Beschreibung der großartigen, verzweifelten, zufriedenen und Rabenmütter in Personalunion.
Tagesformabhängig
An guten Tagen könnte ich meine Kinder knutschen und bin überzeugt - auch wenn sie mich nerven können ohne Ende - es gibt keine besseren als sie. An schlechten Tagen frag ich mich, welcher Teufel mich geritten hat, die Pille abzusetzen