Was hilft?
Ein heikles Thema, gerade hier. Müsste man doch davon ausgehen, dass die geballte Masse an männlichen Mitgliedern hier auch dementsprechend vielfach mit solchen Problemen vertreten ist. Doch es stellt sich ein anderes Bild dar. Möglicherweise zu Recht. Wer weiß?Zu den Problemen bei jungen Menschen kann ich nicht viel sagen. Es mag einen Bruchteil geben, der medizinische Gründe hat. Die organische Unversehrtheit mal vorausgesetzt, wird es aber meist eine Kopfsache, oder das Unvermögen des Partners sein. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt übrigens.
Bei den älteren Semestern stellt sich das schon ganz anders dar. Und es ist immer wieder wenig erbaulich, wie "Frau" den Urologen in den Vordergrund stellt. Als wäre er der Meister der Werkstatt, in die man sein Auto bringt. Problem geschildert, gesucht und repariert. Abholung am nächsten Tag, voll funktionstüchtig und wieder einsatzbereit.
Wer solche Probleme hat macht sich ohnehin schon genügend einen Kopf. Es wird das Netz durchstöbert und Mann stößt dabei auf tausende Männer mit dem gleichen Problem. Und wie es üblich ist für das Internet, alle haben das gleiche Problem, aber keiner hat die Lösung.
Ich will es mal so schildern, wie ich es erlebte. Nicht mehr der Jüngste, aber noch kein Greis, habe auch ich ein Leben gelebt. Wahrscheinlich nicht viel anders, als viele andere in meinem Alter. Der propagierte Vorsorgewahn hat auch mich irgendwann zum Arzt getrieben. Nebenbei muss man sagen, dass es oft die Frauen sind, die einem dazu treiben. Ganz normal halt, wie das eben so ist. Und wie tausend andere auch, gab es bei mir die Standard-Diagnose. Etwas zu viel Gewicht, Cholesterin und Blutdruck. Nehmen sie ab, essen sie gesund, hören sie auf zu Rauchen und treiben sie Sport. Für den Rest gibt es Tabletten. Sport, Essen, Rauchen, eine Verschreibung, die als Heilsbringer jeden Tag wahrscheinlich tausendfach verordnet wird. Das ist nun Jahre her und die Welt war schön, die Werte gut. Gewicht gehalten, Ernährung umgestellt, das wars erst mal.
Keine Probleme weit und breit. Doch plötzlich ist es da. Die schlaffe Nudel. Nicht schön. Kurioserweise tritt das besonders oft auf, wenn man das eingeschlafene Sexualleben wieder auffrischen will. Also Kopfsache, was sonst? Nach einigem Hin und Her, verdichtet sich aber dann doch die Ahnung, es stimme etwas nicht. Und damit kommen wir zur Reparatur. Frau an die Hand genommen und ab zum Arzt. Hausarzt natürlich, denn der soll ja für das Ganze sein. Mich als Mensch sehen und weiter vermitteln. Der Arzt kommt nach einer Sekunde des Überlegens zu dem Schluss, es sei ganz normal, dass nichts mehr geht. Wer Blutdruckmittel und Cholesterinsenker nimmt, hat eben Pech gehabt. Mit vier Potenzpillen in der Hand und der Aufforderung den Urologen zu besuchen, verlässt das Paar die Praxis.
Artig wie der Mann nun mal ist, wird auch die Hürde des Urologen in Angriff genommen. Natürlich meldet man sich ordnungsgemäß wegen genau der Potenzprobleme an. Die Frau ist mit dabei. Die Untersuchung offenbart intakte Hormone, Prostata, und auch sonst ist alles an seinem Platz und Ok. Es gibt zum Abschied ein Rezept, natürlich für Potenzpillen. Mit den Medikamenten gegen hohen Blutdruck und Cholesterin hätte er nichts zu tun, das müsse der Hausarzt regeln. Das wars dann.
Die Recherche offenbart, dass sehr oft genau diese Tabletten gegen Bluthochdruck und Cholesterin verschrieben werden, die der Potenz abträglich sind und auch durchaus zum Erliegen der Potenz führen können. Die sind nämlich billiger und Standard. Und selbst die Ansage des Potenzverlustes, veranlasste den Hausarzt nicht, auf Tabletten mit weniger Nebenwirkungen umzusteigen. Das Motto lautet: Wer beschissen lebt, hat eben Pech und soll sich gefälligst damit abfinden.
Gut, nun ist unserer Mann ein zuversichtlicher Mann. Sport wird initiiert. Ausdauer natürlich. 4 mal die Woche, wenn es geht auch 7 mal die Woche. 5 Kilo runter, das Essen nochmals angepasst. Nur ohne rauchen geht es nicht so, bestenfalls reduzieren. Der Erfolg indes bleibt aus, alles wird irgendwie noch schlimmer.
Mann Bemüht noch mal das geballte Wissen des Internets und stellt fest, es gibt schlicht keine Erfolgsstorys. Nicht eine einzige Studie belegt die Wiederkehr der Potenz nach einer Rauchabstinenz, der Senkung des Blutdrucks durch Sport und dem Verzicht auf die Tabletten. Alles nur leere Seifenblasen der Ärzte. Sport, Essen, Rauchen, eine Universal-Ansage, verschrieben für fast alle Krankheiten dieser Welt, könnte man meinen.
Die Potenzpillen helfen zwar, bewirken aber logischerweise keine Wunder. Und die Dauereinnahme erscheint dem aufgeklärten Mann, der ja nun die Nebenwirkung schon ganz normaler Medikamente kennenlernen durfte, als nicht akzeptabel. Es stellt sich ein Gefühl ein, als hätte jemand das Gemächt chirurgisch entfernt. Als Halb und nur noch Virtuell als Mann empfindet man sich. Das Sexualleben ist damit in die geistigen Kellerräume verlagert worden. Die ständigen Misserfolge bremsen die Libido in den Minusbereich herab. Selbst im Geiste ist Sex nun nicht mehr vorstellbar. Ein Dilemma.
Am Ende gewinnt man den Eindruck, das Hilfe hier eh nicht zu erwarten ist und genau das auch alle Ärzte wissen. In ihrer Hilflosigkeit erteilen sie dann Ratschläge, die den Patienten möglichst lange beschäftigen und ihn so in den dauerhaften Glauben versetzen, mit der Einhaltung aller Vorgaben würde sich das Problem lösen. Und wenn nicht, ja dann hat man eben noch nicht alles richtig gemacht. Das Arzt gewinnt immer.
Und in der Tat, auch ganz neutral betrachtet, in dem man mal alle Fakten sichtet, die man finden kann, gibt es keine Heilung. Wer sich also keine Pumpe einbauen lassen, Tabletten schlucken, oder gar Mittel in das gute Stück injizieren will, der muss sich wohl oder übel damit abfinden, oder auf ein Wunder hoffen. So kommt es nicht selten vor, dass die Betroffenen, ab einem bestimmten Grad, eben vollständig mit ihrem Sexualleben abschließen. Zum Leidwesen der Frau und zum Ärger des Mannes.
Ich würde mir zwei Dinge wünschen. Medizinisch wäre es vorteilhaft, anstelle kluger Ratschläge, mehr Erfolgsmeldungen und Beispiele dazu zu liefern. Und zum anderen wäre es angebracht, wenn Frauen ihren Mann nicht als defekten Wagen betrachten würden, der bei der Durchsicht wieder repariert werden könne.
Ärzte scheinen jedenfalls nicht die Lösung zu sein. Möglicherweise sind sie sogar das Übel.