@RanGer81 und viele andere...
Bist Du Dir sicher, dass es für Dich angenehmer gewesen wäre, wenn sie nach ihrem Date zu Dir gekommen wäre und Dir erzählt hätte, lieber RanGer, ich war gerade bei meinem Lover und es war einfach wunderschön...
Ich fürchte, wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben mit unmittelbarer Ehrlichkeit und Offenheit an den Problemen, die ein Seitensprung hervorruft, etwas änderen zu können. Vielleicht hätten mehr Offenheit und Ehrlichkeit dazu führen können, die Probleme zu verhindern, die Ursache des Seitensprunges waren, aber das ist ein anderes Thema.
Dass Du Dich verletzt fühlst, seit Du von der Affaire Deiner Partnerin erfahren hast, kann ich aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen. Es schmerzt, zu erfahren, dass die Zuneigung, die man einmal ungeteilt glaubte, sich nun (auch?) auf andere richtet. Dass die Partnerin mit einem anderen möglicherweise das gelebt hat, was bei euch in letzter Zeit zu kurz kam. Vielleicht hast Du recht mit Deiner Einschätzung, dass das das Ende eurer Beziehung markiert. Das kann so sein, muss aber nicht.
"Die Krise ist ein ungemein produktiver Zustand, man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen." Der größte Fehler, den man in dieser Situation machen kann, ist meiner Meinung nach, dem Partner den Schwarzen Peter für das Scheitern der Beziehung zuzustecken. Selbst wenn keinerlei Basis für oder Interesse am der Fortsetzung der krisengeschüttelten Beziehung mehr besteht, wäre das nicht nur unfair, sondern geradezu dumm. Die Krise ist eine Chance eine (Zwischen-)Bilanz zu ziehen, vielleicht kommt manche Altlast dabei zum Vorschein, vielleicht platzen Knoten, an denen Offenheit und Ehrlich bislang scheiterten. Vielleicht habt ihr einfach etwas für euer Leben gelernt.
Ich halte es für einen Fehler, Treue in erster Linie als sexuelle Ausschließlichkeit zu verstehen und sie zum obersten Prinzip einer partnerschaftlichen Beziehung zu erklären. Meines Erachtens und meiner Erfahrung nach ist etwas anderes viel grundlegender: Die Bereitschaft zweier (individueller) Menschen, einen Teil ihres Lebens gemeinsam durch Dick und Dünn zu gehen, sich gegenseitig nicht aus dem Blick zu verlieren, immer wieder aufeinander zuzugehen aber dennoch die eigene Entwicklung zu erlauben, die des Partners zu fördern, die eigenen Unzulänglichkeiten genauso zuzulassen wie die Fehler des Partners. Ich weiß, dass dieser Weg steiniger ist, als das Erträumen der perfekten Paarbeziehung, die regelmäßig zum Scheitern realer Freundschaften führt. Steiniger, aber lohnend.