Zeit für uns im Meer der Phantasie
Als die S-Bahn in Berlin Wannsee einfuhr, sah ich dich schon lächelnd auf dem Bahnsteig stehen. Sechs Stunden Bahnfahrt inklusive zweimal umsteigen hatte ich nun hinter mir und ich sehnte mich nach einem Vollbad. Genau dieses versprachst du mir, als du mir das Bahnticket in die Hand drücktest und dich dafür entschuldigtest, dass du über „unseren“ Samstag auf Geschäftsreise seiest. Eine Rückfahrt für einen Tag lohne sich nicht und so hast du mich anreisen lassen!
Das Schöne daran war, dass wir nun endlich ein ganzes Wochenende nur für uns hatten, was uns bislang, sprich seid über einem Jahr, verborgen blieb.
Nun ja, da ich in meiner Wohnung keine Wanne besaß, war die Air-Whirl-Wanne ein leichtes Lockmittel für dich, mich nach Berlin zu ködern. „Hier war ich nun!“
Nach einer ausgiebigen, prickelnden Begrüßung schultertest du mein Gepäck und führtest mich zu deinem Leihwagen.
Ich war so aufgeregt, wie an unserem ersten Tag. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und alle Schmetterlinge in meinem Bauch schwirrten wirr umher. „Welch ein Glück ich doch habe, einen Mann wie dich zu kennen…“
Vor dem Appartement sollte ich einen Moment warten. Du verschwandest samt meinem Gepäck darin und kamst mit einem schwarzen Seidenschal wieder hinaus, diesen legtest du mir sanft um die Augen. „Hab keine Angst, die Überraschung ist noch nicht ganz fertig. Ich führe dich jetzt in das Bad und dort kannst du erstmal herrlich entspannen!“
Okay! Angst hatte ich nicht, Neugierde stieg in mir hoch. Welche Überraschung? Warum durfte ich das Appartement nicht sehen? Was war mit unserem Begrüßungs-Sex? Warum musste ich alleine baden? „Sobald alles vorbereitet ist, hole ich dich aus dem Bad und dann bin ich voll und ganz für dich da!“
Ich hörte schon das Wasser in die Wanne laufen und mein Lieblingsduft von Shea-Badeöl stieg mir in die Nase.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamst du endlich ins Bad. Mit dem Schwamm strichst du über meine Haut, liest Wasserperlen über meine Brust laufen und küsstest mich mit aller Leidenschaft. Dieser Kuss kribbelte in einer Welle durch meinen ganzen Körper. Ich wollte dich, hier und jetzt vernaschen, doch wieder hieltest du mich zurück. Es war ein Spiel, welches meine und deine Lust immer höher steigen ließ.
Ich stieg aus der Wanne und wieder bekam ich von dir die Augen verbunden. Du führtest mich aus dem Bad und setztest mich auf einen Stuhl. Was waren das für Geräusche? Ich konnte sie nicht zuordnen. Waren wir alleine? Ich war nicht mehr sicher. Aufregung machte sich in mir breit. Mir wurde ein Seil um den Oberkörper gelegt und mit leichten Bewegungen wurde ich Stück für Stück auf dem Stuhl festgebunden. „Bondage?“ Ich kannte nur eine Person, die dieses Spiel beherrschte. Mit ihm habe ich schon oft darüber gesprochen, doch hatte ich noch nie den Mut gehabt, dieses auszuprobieren.
Es erregte mich, meine Oberschenkel wurden gespreizt und an den Stuhlbeinen fixiert. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich spürte wie feucht ich zwischen meinen Schamlippen wurde und bevor ich irgendetwas fragen oder sagen konnte, leckte eine Zunge ganz sanft und vorsichtig über meinen Kitzler. Es war nicht deine Zunge, ganz sicher nicht! Doch unbekannt war sie mir auch nicht!
Ich hörte den Auslöser einer Kamera und folgend darauf das Geräusch der angeschlossenen Blitzlichter. „Fotos?“ Dann deine Stimme aus der Ferne: „Ist das geil!“ Er war hier! Mein Fotograf, der Bondage zu seinen Hobbies zählte. „Oh nein, was geschieht hier?“ Deine Stimme war viel zu weit weg, als dass du derjenige sein konntest, der mit seiner Zunge meine Perle lockte. Es lief mir heiß den Rücken runter. War er der dritte Teil meiner ersten MMF-Erfahrung? Dieses Gefühl, welches er in mir auslöste, war das Gleiche wie in dem Club, wo wir uns einmal getroffen hatten. Sollte es jetzt einen Abschluss geben? Freude und Geilheit durchströmte mich…
Ich spürte Hände an meinen Brüsten und Hände auf meinen Beinen. Eine Zunge an meinem Kitzler und eine Zunge umspielte meine harten Nippel. Immer wieder wurde der Auslöser einer Kamera gedrückt. Wir mussten zu Fünft sein! Doch wer war der letzte im Bunde? Es erschien mir sinnlos zu grübeln, zu sehr wurde ich von meinen eigenen Empfindungen überrollt. Ich ließ mich einfach fallen…
Als ich wieder zu mir kam lag ich neben dir auf einem Wasserbett und du nahmst mir die Augenbinde ab. War das alles nur ein Traum? Hat meine Phantasie mich durch unsere Erlebnisse geführt? Ich weiß es nicht. Dein Lächeln verriet es mir nicht. Jetzt waren wir allein, in einer wundervoll eingerichteten Liebeshöhle, mitten in Berlin, endlich „Zeit für uns“…