Governance im Kontext einer Social Community
Eine Diskussion über das Steuerungs- und Regelsystem (Governance) dieser Community habe ich mir persönlich seit längerem gewünscht. Von daher begrüße ich diese Diskussion außerordentlich! Sollte mein vehementes Eintreten vor einigen Tagen für eine solche Diskussion über das Rollenverständnis der hier tätigen Mods, mit ein Grund dafür gewesen sein, dass mein Profil zeitweise gesperrt wurde, dann hätten sowohl mein Verhalten als auch die Konsequenz letztendlich doch etwas Gutes gehabt.
Die Anforderungen an ein gutes, funktionierendes Governance Modell in Social Communities sind gemeinhin bekannt. Als die im Kontext des Joyclubs relevanten Prinzipien erachte ich folgende:
• Verantwortlichkeit (es muss Klarheit darüber existieren, wer welche Aufgabe wahrnimmt)
• Transparenz (verbindliche Regeln, Entscheidungen, die diesen zu Grunde liegende Motivation als auch die Konsequenzen von Fehlverhalten müssen für jedes Community Mitglied nachvollziehbar sein)
• Fairness (etablierte Prinzipien des fairen Miteinanders und des Rechtsstaats bzw. einer pluralistischen Demokratie müssen gelten)
• Gerechtigkeit (Entscheidungen müssen stringent sein)
• Verhältnismäßigkeit (Maßnahmen müssen angemessen, ausgewogen und mit dem notwenigen Fingerspitzengefühl ergriffen werden)
Auf eher operativer Ebene bedeutet dies,
• dass eine Liste der aktiven Mods veröffentlicht wird,
• dass offen einsehbar ist, über welche Befugnisse und datenschutzrelevante Möglichkeiten ein Mod im Einzelfall verfügt,
• dass Regeln einsehbar sind (sind sie bereits)
• dass Entscheidungen begründet und allen Beteiligten mitgeteilt werden,
• dass jedem Mitglied der Community im Stressfall die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt wird,
• dass Gleiches gleich behandelt wird – durchaus gelegentlich wünschenswerte Ausnahmen müssen begründet werden -, und
• dass Mods verbindlich und nicht wie gelegentlich mit einer ex-cathedra-Haltung auftreten.
Für die täglichen Mod-Praxis bedeutet dies, dass
1. miteinander gesprochen werden muss,
2. miteinander gesprochen werden muss und auch
3. miteinander gesprochen werden muss!
Darüber hinaus würde ich aber auch für eine Politik des Laissez-faire und ganz allgemein für eine humorvollere Sichtweise plädieren. Wer den inzwischen gelöschten letzten Blümchenthread vor Augen hat, der wird sich vielleicht wundern, aber selbst diesen Thread empfand ich persönlich eher als aufrichtig und ehrlich als verletzend. Selbst wenn sich mal zwei im Forum über ein paar Postings anflirten... lasst sie doch! Häufig ist es amüsant mit anzusehen, und solche unbeschwerten Vögel sind mir allemal lieber, als solche Mitglieder, die jede Diskussion als existentiell erachten. Schließlich ist das hier Joy-World und nicht der Hirtenbrief. Dass eine themenbezogene Diskussion auch mal nur zwischen zwei Protagonisten über mehrere Postings geführt wird, finde ich auch selbstverständlich und völlig in Ordnung.
Insgesamt ist die Stimmung hier im Joyclub doch außerordentlich konstruktiv und positiv. Insofern sehe ich auf Detailebene keinen großen Korrekturbedarf, falls oben aufgelistete Prinzipien eingehalten werden. Vorschläge wie den, Newbies erst einmal in Quarantäne zu stecken, erscheinen mir überzogen und am Problem vorbei angelegt zu sein. Als erheblich größeres Problem erachte ich z.B., dass viele Threads zum Schluss in einer Spaßorgie ausarten, ohne dass überhaupt noch ein Bezug zum ursprünglichen Thema erkennbar wäre. Ich kann und will mich nicht davon frei sprechen, empfinde ein solches (auch eigenes Verhalten) im Nachhinein aber eben doch oftmals als sehr schade.
Letztendlich laufen die von mir artikulierten Erwartungen an das zukünftige Rollenverständnis der Mods auf eine Professionalisierung ihrer Tätigkeit hinaus. In diesem Zuge wäre dann zu überlegen, ob die Moderatorentätigkeit durch ein Anreizsystem flankiert werden müsste. Meinem Eindruck nach ist die wirtschaftliche Entwicklung des Joyclubs so, dass selbst eine finanzielle Aufwandsentschädigung für Mods möglich sein sollte. Der steigende Aufwand würde eine Entschädigung sicherlich rechtfertigen.
Und natürlich: Bei aller Aufregung, gelegentlichen Unzufriedenheit und dem Bemühen um kontinuierliche Verbesserungen gilt es den Mods grundsätzlich für ihre mit Sicherheit nicht einfache Arbeit zu danken! Das tue ich hiermit. Und ich tue es gern!
In diesem Sinne - herzliche Grüße
Bagarozy