kompliment
Ein fröhliches Hallo erstmal!
Ich möchte ein fettes Kompliment an diese Runde machen. Würde in den Sitzungen der Feuilleton- und Kulturredaktionen des Landes so eifrig, heftig, interessiert, kritisch und engagiert diskutiert werden, bevor sich der jeweilige Kritiker dann an die Arbeit macht, um seine Beurteilung kundzutun - wären es um die Qualität der jeweiligen Print-Produkte weit besser bestellt.
Abgesehen von vielen Postings hier, die ich vollinhaltlich unterschreiben könnte und also nicht wiederholen möchte: Der Hype ist einfach gelungen. Schon mit dem ersten Buch - das ich nicht gelesen habe, weil ich zuviel darüber gelesen und gehört hatte - hat Roche in eine Kerbe getroffen, die einfach gut ankam. "Lustig", unerotisch, autobiografisch, grauslich über Sex schreiben und damit "Tabus" brechen. Tja, es klappt, vor allem dann, wenn man einen semiprofessionellen Ruf hat, ein wenig berühmt ist und sich outet.
Ich habe da weder am Stil noch Inhalt viel daran zu meckern. Es ist keine hohe Literatur, soll es ja auch nicht sein, und der rotzige Stil passt durchaus über weite Strecken zum Inhalt und zu den Emotionen die (tatsächlich manchmal auch) rüberkommen.
Bemerkenswert finde ich an der nicht erfundenen Lebensgeschichte von Frau Roche, dass Sie selbst mit den Waffen der Medien-Maschinerie, deren Teil sie ja ist, getroffen, geschlagen wurde. Das ist sicher hart und erkenntnisreich. Deshalb hab ich vor ihrem Umgang damit - mit ähnlichen Waffen zu kontern - letztlich doch Respekt.
Übler finde ich die MitreiterInnen, die EpigonInnen, die jetzt auf den fahrenden, klingelnden Zug aufspringen.
Gestern z.b. hab ich den Ratgeber von Carlina Teleuca "Was Frauen von Stripperinnen lernen können" gelesen. Das ist ne üble Mischung aus Hausfrauen-Weisheiten und zusammengeklauten Übungen aus diversen esotherischen Lebensberatungs-Formeln und entspricht eigentlich der Haltung der 50er Jahre. Die Tatsache, dass Frau Teleuca mal Stripperin war, wird immer wieder am Beginn eines Kapitels mit kleinen persönlichen Erlebnissen betont, die aber in keinem Fall treffender für den darauffolgenden Kapitelinhalt sind als die einer Verkäuferin, eines Maklers, einer Bänkerin,....
Und heute Abend findet im Wiener Rabenhoftheater die Veranstaltung "Porno" statt. Eine eher unbekannte Journalistin kam auf die blendende Idee, Sex-Geschichten von prominenten und weniger prominenten Künstlern in einem Buch zu versammeln, die Storys werden in einer halbszenischen Aufführung dargebracht. Ich hab die Ausschnitte im Fernsehen gesehen, das reicht mir schon. Der mediale Rummel drum war im Vorfeld gigantomanisch, und das schmerzt umsomehr, weil in diesem Theater oft sehr gute Aufführungen stattfinden, die von den Medien aber wenig bis nicht beachtet werden.
Umsomehr bin ich froh, in dieser Community gelandet zu sein und freu mich auf regen Austausch über alles Mögliche. Denn hier wird
nicht nur über Bücher trefflich und ernsthaft aber mit Humor diskutiert.
Alles Liebe
Lara