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Charlotte Roche: Schoßgebete

warum....
...muss man anscheinend.....den dreck in den dreck ziehen.
..oder schafft es freiraum für verborgene abgründe?
*******a_56 Mann
2.600 Beiträge
Ch.R. Buch habe ich mit Spannung gelesen.Sie beschreibt eine Frau, die,geprägt von ihrer Biographie,versucht sich auf ihren eigenen Weg zu machen.In den Gesprächen mit ihrer Psychotherapeutin kommt das ganze Ausmaß ihrer besonderen Gefühls und Gedankenwelt zum Vorschein.Sie will gefallen und die Kontrolle behalten.Erst am Schluß stellt sie fest,das auch sie Wünsche haben darf für die ihr Partner Verständnis hat.Hätte sie gelernt offen über ihre Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen,wäre ihre Situation viel enspannter.
Wer allerdings den von der Presse hochgepuschten Erotikkram erwartet,der liegt mit dem buch völlig daneben.
Man sollte sich halt selbst ein Urteil bilden.
*****ace Mann
29 Beiträge
Vorschlag für Ch. R.
Eigentlich mag ich solche Typen wie sie, denn ihre Ideen und ihre Sprache haben etwas Befreiendes, solange es nicht zu unappetitlich wird.

Leider hatte ich keine Zeit, eines ihrer Bücher gründlich zu lesen, da gefallen mir Eckart von Hirschhausens witzige Meister-Formulierungen in Langenscheidts
"Arzt - Deutsch
Deutsch - Arzt"
wesentlich besser. Die riechen nicht so, sie duften eher.

Mein Vorschlag für eine spätere mögliche Titel-Zusammenfassung ihrer beiden Bücher:

"STOSSGEBIETE"

Nix für ungut, liebe Charlotte! Vielleicht werden
unsere manchmal etwas gehemmten Teenys
beim Lesen etwas unbefangener...

Und wenn sie sich detaillierte Sex-Anregungen von einer sehr erfahrenen und attraktiven jungen Autorin wünschen, dann empfehle
ich ihnen Tracey Cox.
Ihre kleinen Ausgaben können sie sich ja in ihren BH verstecken http://nimg.joyclub.de/smile/gg.gif
*******a_56 Mann
2.600 Beiträge
Warum müssen sich immer Leute zu einem Thema äußern,von dem sie keine Ahnung haben.Wenn man über ein Buch disskutiert,solltre man es doch mindestens gelesen haben.
****ed Frau
1.970 Beiträge
Merkwürdiger Weise, Strapskater, finde ich den Beitrag von Coxtrace durchaus gelungen, obwohl er die Bücher nicht gelesen hat. Ich habe sie gelesen und bin genau seiner Meinung.

Vielleicht liegt es daran, dass Frau Roche so wenig tiefsinnig schreibt, so dass es für die Kritiker ein Leichtes ist, Inhalt und andere relevante Fakten zusammenzufassen?! *zwinker*

Fly
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Ich versteh nicht, warum Du und so einige andere so tun, als wäre das, was Frau Roche schildert, das Normalste von der Welt?!

mache ich gar nicht.... einiges ist übertrieben, einiges ist realistisch- wenn auch nicht für jeden.

Für ein Teenager ist das völlig unüblich. Wie willl denn ein Teenager sowas bezahlen? Das verstößt sogar gegen das Gesetz, soweit ich weiß.

ja, mit 17 in nen puff (war sie im buch nicht 18?).... ok... ich denk an unsere wohnwagennutten, die machen mit sicheheit keine ausweiskontrolle...

Wie willl denn ein Teenager sowas bezahlen?

die haben mehr kohle zur freien verfügung und zum verballern als ich, wenn ich für mich und meine kinder alles finanziert habe.

kohle ist heute für viele echt kein problem. 40euro für einmal pimpern kriegt man zusammen. fast jeder 10jähriger hat nen IPod, da ist das bisschen geld kein problem...

zudem gibts nebenjobs. meiner warf damals alsich 13 war 200euro monatlich ab.

wie dem auch sei...straftat....hey, es ist ein buch! dann müsste man sämlichte horrorfilme verbieten. menschen foltern und köpfen ist auch eine straftat.

oder will man die autorin anzeigen?

Klar. Aber nicht für jedes Mädchen eine Präsentationsbinde. Das ist eine Ausnahme.

roche schrieb auch auch nicht dass es standart ist.

Die meisten Frauen gehen in eine anstrengende Hockhaltung. Genau das verursacht die Verschmutzung.

hast du heimlich klo-cams installiert oder weher diese weisheit?

Die meisten Frauen gehen in eine anstrengende Hockhaltung. Genau das verursacht die Verschmutzung.

natürlich, denn sie beschreibts ja... ist ihr gutes recht.

keine ahnung warum man sich so empört.

wers nicht lesen will macht das buch zu oder lässt es direkt im geschäft stehen.
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Ich habe sie gelesen und bin genau seiner Meinung.

aber warum, wenn du das erste buch schon so schlecht und skandalös fandest?

sensationsgeilheit?

ist wie mit der bild.... keine hat sie gelesen, aber alle wissen was drin steht.
****ed Frau
1.970 Beiträge
@Nys
Du hattest, glaube ich, nicht verstanden, was ich sagen wollte:

wie dem auch sei...straftat....hey, es ist ein buch! dann müsste man sämlichte horrorfilme verbieten. menschen foltern und köpfen ist auch eine straftat.

oder will man die autorin anzeigen?

Ich hatte versucht zu erklären, warum das, was Frau Roche schreibt, nicht alltäglich ist. Du bestätigst dies, indem Du erklärst, dass es Fiktion ist.

Klar. Aber nicht für jedes Mädchen eine Präsentationsbinde. Das ist eine Ausnahme.

roche schrieb auch auch nicht dass es standart ist.

Genau, aus Deinen Beiträgen las ich aber heraus, dass diese Dinge Dich weniger erstaunen, weil sie so häufig vorkommen.

Wir sind also einer Meinung.
****ed Frau
1.970 Beiträge
@Nys
aber warum, wenn du das erste buch schon so schlecht und skandalös fandest?

sensationsgeilheit?

ist wie mit der bild.... keine hat sie gelesen, aber alle wissen was drin steht.

Ich lese jobbedingt jedes Buch, das auf der Bestsellerliste steht. Nebenbei erhoffe ich mir dabei, auch etwas zu lernen - ich schreibe selbst. Weitergelesen habe ich - richtig - aus Sensationsgeilheit.
*****ree Frau
13.377 Beiträge
gute erklärung! das lasse ich gerne gelten.

ich finde es einfach nur blöd wenn leute sich tierisch empören, die diese bücher nicht hätten lesen müssen, es aber trotzdem taten, nur um danach darüber abzukotzen.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Da muss ich Nys wirklich zustimmen.

Es wird sich fürchterlich entrüstet, aber gelesen werden die Bücher letzlich.

Sollte man da nicht von dieser unbegründeten Pauschalentsetztheit, die von der Boulevard-Presse gepusht wird, ein wenig Abstand nehmen und versuchen, sich auf ansatzweise neutralem Boden eine Meinung zu bilden?

"Eklig!" und "Pervers!" schreien, aber die Bücher trotzdem bis auf die letzte Seite fasziniert inhalieren. Das erinnert mich von der Grundhaltung her schon wieder einmal an die Gaffer am Unfallort, die angesichts der Katastrophe nicht in der Lage sind, Gas zu geben und statt dessen wie ferngesteuert glotzen.

Die Diskussion, die hier im Gang ist, spiegelt - und wie sollte es auch anders sein - die der breiten Masse sehr schön wider.

Im Bezug auf die "Schoßgebete", um die es ja hier eigentlich geht *g*, muss ich der Meinung von @*******ater zustimmen.

Um die Bücher von Charlotte Roche zu verstehen, sollte man in der Lage sein, hinter all den Schleim, die F*ckerei und die Direktheit der Sprache zu blicken. Was wirklich wichtig ist, um ihre Heldinnen zu verstehen, das wird oft nur in Nebensätzen angedeutet.

Bei den Feuchtgebieten ist es die übelst dominante Mutter, die dem Mädchen die Wimpern mit der Schere abschneidet, weil sie es in ihrer infantilen Welt nicht erträgt, dass die Tochter mehr Komplimente für ihre Augen bekommt als sie selbst. Und, und das ist noch viel drastischer, die versucht, sich selbst und ihrem kleinen Sohn das Leben zu nehmen, indem sie sich und den Sohn auf den Küchenfußboden bettet und den Gashahn aufdreht. Die Protagonistin kommt dazu und findet die Mutter und den kleinen Bruder gerade noch rechtzeitig. Fortan stellt sie sich die Frage, wieso der Bruder es wert war, mit der Mutter gemeinsam zu sterben, sie aber zurückbleiben sollte.

DAS sind im Grunde drastische Momente, die weit über das Erzählen von Schleim, Eiter und Ekelbildern hinausgehen. Die menschlich viel schwerer wiegen und die von all den Körperlichkeiten nur überlagert werden. Die wahre Gänsehaut ist zumindest mir immer an den Stellen gekommen, wo die Protagonistin der Feuchtgebiete von ihrer Mutter erzählte.

Ähnlich bei den Schoßgebeten: das zentrale menschliche Unglück an dem Text ist ja der Unfall, der der Hauptfigur (und auch Charlotte Roche selbst) geschehen ist. Sie hat ihre drei Brüder bei einem Autounfall verloren - die Mutter überlebte nur knapp - und die Presse hat sie und ihre Familie nach diesem tragischen Ereignis förmlich vergewaltigt. Wenn beschrieben wird, wie ein Kamerateam eines TV-Boulevard-Magazins sich unerlaubt Zutritt zum Krankenzimmer verschafft, in dem die Mutter mit verbrannter Haut und verkohltem Haupthaar liegt, ruhig gestellt von schweren Sedativa, und wie das Team die Mutter vorsätzlich belügt und sie so dahin manipuliert, kurz nach dem Unfall ein Interview zu geben ...

Herrgott, DAS sind für mich Momente, in denen ich kotzen gehen möchte! Nicht die kleinen Beschreibungen von all dem Zeug, was sie mit ihrem Mann im Bett und im Puff betreibt. Geschenkt!

Ich nehme die Protagonistinnen - und in diesem Falle ist das vielfältig gleichzusetzen mit der Autorin - als ultimativ verletzlich wahr. Und zwar gerade aufgrund ihrer drastischen Erzählweise.
*******a_56 Mann
2.600 Beiträge
Gerade diese Sprache von Ch.R. zeigt doch ihre Verletztheit.Die erotischen geschichten spielen sich teils in ihrem Kopf und teils in der Realität,um ihrem Partner zu gefallen,ab.

Deinen Beitrag,Sina ,finde ich große Klasse.i
****ed Frau
1.970 Beiträge
Wenn es Frau Roche gelungen wäre, die einzelnen Charaktere zu ENTWICKELN, dann würde ich ganz anders über diese Form der Literatur denken und sprechen.

Meiner Meinung nach gelingt das der ehemaligen Grimme-Preisträgerin leider nicht. Weder in Feuchtgebiete, noch in Schoßgebete (und in ihrem eventuell zukünftig erscheinenden Thriller Stoßzeiten bestimmt auch nicht. ;-)).

Das ist keine Literatur, das ist simpelste Katastrophenbeschreibung - ganz unabhängig von der Tatsache, ob so etwas nun reale Erlebnisse oder Fiktion beschreibt. Es geht nicht darum, dass diese Katastrophen tragisch sind - das sind sie. Mein Mitgefühl an Charlotte Roche. Wer jedoch so schreibt, wie es die Bild-Journalisten tun, muss sich auch nicht wundern, wenn er dazu passende Reaktionen bekommt.
*******a_56 Mann
2.600 Beiträge
Vielleicht sollten die Charaktäre garnicht so entwickelt sein,damit sich mehr Menschen darin wiederfinden können.
Vielleicht hat Ch.R. tatsächlich von der Bildzeitung gelernt und einen Weg gefunden über viel Aufmerksamkeit einer breiten Masse ,die wenigen zu finden,die ihr Anliegen verstehen.
Ich möchte garnicht den Wert des Buches für die deutsche Literatur bestimmen,aber möglicherweise hat Frau Roche einen Anstoß gegeben sich mit Lebensentwicklungen auseinanderzusetzen.Sich mal selbst wieder zu fragen,wie bin ich geworden was ich bin.
@****ed: diesen Vergleich mit der Blödzeitung finde ich unter der Gürtellinie.

Denn das Kennzeichen der BZ ist gerade populistische Stimmungsmache auf kriecherischer, breiter Schleim-Spur wogegen Charlotte Roche zwar auch in "einfacher" Sprache aber eben authentisch von ihren Unsicherheiten, Ängsten und Hoffnungen berichtet und damit sicher Vielen aus der Seele spricht, die nicht derart locker und -angeblich- selbstsicher wie Manche hier im JC mit diesen Gefühlen umgehen.
****ed Frau
1.970 Beiträge
@Nobleman
Wenn Du das Buch gelesen hättest, dann wüsstetst Du, dass der Stil von Frau Roche - die Art der Schilderung skandalöser Vorfälle - durchaus mit dem der Bildzeitung zu vergleichen ist.

Du verwechslst Stil mit Motivation.

Dass Frau Roche diese Dinge nun wirklich erlebt hat, ist für mich zweitrangig. Der Schreibstil bleibt bildzeitungsartig schlecht, der Hintergrund hat im Zweifel nicht zu interessieren.

Das wäre ja noch schöner. Demnächst setze ich mich auch hin, spucke herzlos ein paar mittelmäßige Zeilen über den Missbrauch von Frauen (übrigens auch ein Thema, das vielen auf der Seele liegt) aufs Papier, und alle müssen die Klappe halten und es im Zweifel auch noch gut finden, weil ich ja "authentisch" von irgendwelchen tatsächlichen Erlebnissen berichte.

Nein, so funktioniert Literatur nicht.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****ed:

ich glaube, Dein Irrtum besteht darin, anzunehmen, dass Charlotte Roche an sich selbst den Anspruch hat, Literatur zu schaffen, schriftstellerisch im eigentlichen Wortsinn tätig zu sein.

Zumindest zu Zeiten von Feuchtgebiete hatte sie diesen Anspruch aber gar nicht. Sie setzt keine Plots, sie entwickelt weder Charaktere noch Handlungsstränge, sie flicht keine feinsinnigen Geschichten, sie kennt keine Spannungsbögen.

Sie hat vom Handwerk des Schreibens etwa so viel Ahnung wie ein Schwein vom Fahrradfahren.

In einigen Interviews drückt sie das in etwa so aus und kokettiert sogar ein wenig damit.

Sie selbst war vom Erfolg der Feuchtgebiete absolut überrascht und gleichsam überfahren. Sie hat Feuchtgebiete in allererster Linie für sich geschrieben. Und nach dem Erfolg gelernt, wie süchtig die Anerkennung der Öffentlichkeit machen kann.

Im Grunde hat die Öffentlichkeit die Feuchtgebiete zu einem Stück Literatur gemacht. Mit der entsprechenden Vermarktungsmaschinerie, die natürlich auch die Verachtung des Boulevards eiskalt mit einkalkuliert hat.

Dieser Vermarktungsstrategie ist es auch zu verdanken, dass das Sequel "Schoßgebete" heißt und damit vom Titel her schon so etwas verspricht, das in Richtung des Erstlings geht.

An den Büchern zu kritisieren, es würden darin keine Charaktere entwickelt, ist fast schon amüsant. Fast möchte ich sagen: natürlich werden darin keine Charaktere entwickelt! Die Autorin selbst ist der Charakter und ihre Texte sind Monologe dessen, was in ihr vorgeht.

Und dies hier

Wer jedoch so schreibt, wie es die Bild-Journalisten tun, muss sich auch nicht wundern, wenn er dazu passende Reaktionen bekommt.


ist inhaltlich nicht richtig, weil sie tatsächlich nicht schreibt wie die Bild-Zeitung. Die Aussage hält keinem fachlichen Vergleich stand. Weiterhin wundert sie sich keineswegs über die Reaktionen des Boulevards. Sie kommen ihr gerade Recht. Dieses Blatt hat ihr persönlich erheblich geschadet. Es ist sich nicht zu schade, die untersten Pietätslosigkeitsschubladen zu öffnen und Menschen in ihren allerdunkelsten Stunden zu bedrängen zu behelligen. Hast Du gelesen, im Buch und in Interviews, was die Bild sich geleistet hat in ihrem Fall?

Ich finde es absolut richtig und wichtig, ein solches Verhalten eines Presseorgans öffentlich anzuprangern. Menschen, die so vorgehen, tragen den gleichen Titel wie ich: Journalist. In diesem speziellen Fall liegt mir das verdammt schwer im Magen.
"Literatur"
Will Dir Deine Definitionshoheit, was "Literatur" ist und was nicht, nicht wegnehmen ;-), scheint wichtig zu sein...

Habe ja gesagt, dass der Stil von C.R. auf den ersten Blick "einfach" ist und damit der BZ nahe kommt. Gewaltiger Unterschied: die BZ macht Stimmung auf Kosten Anderer (Einzelner oder Gruppen, wie Ausländer, Schwule, "Terroristen"(dabei sind sie selber welche), die sich dann auch entlädt und ganz konkrete Opfer fordert, von Benno Ohnesorg bis Hoyerswerda.

C.R. allerhöchstens auf Kosten ihrer Familie, wofür sie sich selbt verantworten muss und wahrscheinlich auch kann.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
der Hintergrund hat im Zweifel nicht zu interessieren.


Nanu! Was ist das denn für eine Aussage? An einem Autor und seiner Geschichte hat der Hintergrund nicht zu interessieren?

Im Zweifel ist die Form wichtiger als der Inhalt? (der Inhalt ist in sehr vielen Fällen untrennbar verknüpft mit dem Hintergrund)

Nun, da kann man ja froh sein, dass Menschen in entscheidenden Positionen das oft nicht so gesehen haben.

*g*
****ed Frau
1.970 Beiträge
@SinasTraum
Nanu! Was ist das denn für eine Aussage? An einem Autor und seiner Geschichte hat der Hintergrund nicht zu interessieren?

Im Zweifel ist die Form wichtiger als der Inhalt? (der Inhalt ist in sehr vielen Fällen untrennbar verknüpft mit dem Hintergrund)

Nein. Wenn ich ein Buch lese, dann interessiert mich das Buch, d.h. sein Inhalt, sein Stil. Ob die Autorin im Rollstuhl sitzt oder Drogen nimmt spielt keine Rolle bei meiner Meinungsbildung. Ein Buch ist nicht besser, nur weil die Autorin irgendetwas selbst erlebt hat - oder auch nicht. Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch.

ich glaube, Dein Irrtum besteht darin, anzunehmen, dass Charlotte Roche an sich selbst den Anspruch hat, Literatur zu schaffen, schriftstellerisch im eigentlichen Wortsinn tätig zu sein.

Ich habe zahlreiche Interviews mit Frau Roche gesehen und gehört, man kommt ja kaum darum herum.

Du hast meine Kritik nicht verstanden. Sie spiegelt meine Meinung wider. Wenn Frau Roche derselben Meinung ist, umso besser. Das eine hat aber nichts mit dem anderen zu tun.

Meine Texte hier richteten sich vor allem an die Menschen hier, die die Bücher von Frau Roche so in den Himmel lobten weil sie ja ach so anders seien, weil sie so mutig sind, so authentisch und weil sie Tabus ansprechen. Und so weiter.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****ed:

ok. Das ist eine Meinung. Wenn das nach Deinem Gefühl so ist, einverstanden.

Für mich allerdings ist der Hintergrund schon von Interesse. Zumal dann, wenn er außergewöhnlich ist, wie in diesem Fall und darum den Typus des Geschriebenen so maßgeblich mit beeinflusst.

Nehmen wir die Beatniks. Hätte Jack Kerouac nicht den Hintergrund gehabt, den er gehabt hätte, sein Werk hätte völlig anders ausgesehen als es das schließlich tat. Oder es hätte gar nicht existiert, wohlmöglich.

Oder die Bronte (Punkt Punkt)-Schwestern. Hätten sie nicht den Hintergrund gehabt, den sie hatten, sie hätten nie geschrieben und vor allem nicht SO.

Du kannst das Werk nicht völlig vom Autor abkoppeln. Die meisten Autoren packen einen nicht unerheblichen Teil von sich selbst in ihr Werk. Gerade sagte Alice Schwarzer in einem Spiegel-Interview, die Werke von Simone de Beauvoir (mit der sie gut befreundet war) seien zu einem Großteil exhibitionistisch.

Natürlich gibt es auch Literatur, bei dem der Hintergrund nicht so relevant ist. Leute, die Kitschromane vom Fließband für die "Julia" oder die "Baccara" liefern oder Krimis für Perry Rhodan, das sind weitestgehend anonyme Schreibfabriken. Da würde es das Leseerlebnis vielleicht eher schmälern, wenn man erführe, dass der Autor in Wirklichkeit Handarbeitslehrerin oder Hausmeister an einer Sonderschule ist.

Für die allermeisten Bücher gilt jedoch das, was ich weiter oben beschrieb. Sie sind immer auch ein Stück weit Hintergrunddarstellung.
****ed Frau
1.970 Beiträge
@SinasTraum
Du kannst das Werk nicht völlig vom Autor abkoppeln

Das ist mir klar. Jeder schreibt aus seiner Erlebenswelt, so dass man den Autor letztendlich wirklich nicht von seinem Werk trennen kann.

Was ich meinte, war jedoch etwas anderes: Wenn ich in einem Autounfall meine Geschwister verloren habe und darüber schreibe, dann ist meine Schreibe nicht automatisch besser als die einer Person, die über dasselbe Thema schreibt, dies jedoch nicht erlebt hat. Meiner Meinung nach ist ein fiktiver Roman nicht allein deshalb lobenswert, weil er authentische Erlebnisse schildert. Wichtig ist, dass es "gut" ist. Wenn es authentisch UND gut ist, umso besser. Wenn es NUR authentisch - wie bei Frau Roche - ist, dann: setzen, 6, Thema verfehlt.

Wenn Frau Roche einfach ein Tagebuch veröffentlich hätte, würde ich sie wahrscheinlich für ihre Schreibe loben. Dann würden Stil und Inhalt dem Genre gerecht, und ich fände es auch bewundernswert, so offen und und direkt über ihre Probleme zu reden.
Das hat sie aber nicht, und somit passt es für mich nicht.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****ed:

auf mich wirkt das Geschriebene von Charlotte Roche offenbar ganz anders als auf Dich.

Ich habe die Schoßgebete mit einem Textmarker in der Hand gelesen, mit dem ich für mich bemerkenswerte Textstellen markiert habe. Es sind einige. Und damit meine ich nicht nur inhaltlich bemerkenswert sondern durchaus auch schreiberisch.

Ich glaube, das, was sie mitzuteilen hat, braucht genau DIESE Form. In meiner Vorstellung wäre es sofort um Längen unglaubwürdiger, wenn die Sprache geschliffen und handwerklich verschönert daherkäme.

Für mich gab nicht nur der Inhalt, auch der Stil den Ausschlag dafür, dass mich die Bücher berührten.

Ich würde es daher nicht anders haben wollen.

Wohlgemerkt: selbst würde ich so nicht schreiben. Mein Stil ist ein ganz anderer. Aber als Leserin behaupte ich mal, dass ich viele Bücher gelesen habe, die sprachlich wesentlich kunstfertiger waren, die mich aber nicht im mindesten berührt haben.
****ed Frau
1.970 Beiträge
@SinasTraum
Ich hatte es an früherer Stelle in diesem Thread schon einmal erwähnt. Ich habe Schoßgebete als Hörbuch - gelesen von der Autorin selbst - gehört. Das trägt nicht unwesentlich zu meinem Empfinden bei, denn Frau Roche liest sehr langsam, betont jede Silbe und ist selbst zwischendurch schon mal darüber erstaunt, dass der Satz ja doch noch in der nächsten Zeile weitergeht. Oder anders ausgedrückt: Es ist unsagbar scheiße gelesen. Ich gebe zu, dass es sehr schwierig sein muss, etwas so salopp Dahingeschmiertes mit der korrekten Betonung so zu lesen, dass es sich gut anhört, aber da es sich hier um die Autorin selbst handelt, die ja auch noch selbst Moderatorin ist, hatte ich eigentlich anderes erwartet. Aber vielleicht ist diese emotionslose, roboterähnliche Vortragsweise ja ebenfallls Absicht.

Hörprobe z.B. hier: http://www.amazon.de/Scho%C3 … harlotte-Roche/dp/349205420X

Mich als Leser berührt ja immer das, was mich auch interessiert, was ich vielelicht auch schon erlebt habe. Ob es qualitativ hochwertige oder minderwertige Literatur ist, ist dabei - in einem bestimmten Rahmen - gar nicht so wichtig. Was ich damit sagen will ist, dass die Tatsache, dass auch mich der Text von Frau Roche mehr berührt als z.B. ein Text von Coello nicht belegt, dass der Text von Frau Roche besser ist, sondern einfach, dass ich mit dem Thema mehr anfangen kann.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****ed:

Thema Hörbuch: dazu kann ich wenig sagen, ich habe es nicht gehört.

Es mag aber eine Rolle spielen, dass Charlotte Roche a) keine ausgebildete Sprecherin und b) keine deutsche Muttersprachlerin ist. Selbst wenn ihr Alltagsdeutsch fast akzentfrei ist, sagt das noch nichts über ihre Qualitäten als Sprecherin in einer Fremdsprache aus. Das ist ähnlich wie mit dem Übersetzen (eines meiner beruflichen Betätigungsfelder): jemand, der eine Fremdsprache perfekt beherrscht, in Wort und Schrift, ist deshalb noch lange kein guter Übersetzer.

Die meisten Sprecher von Hörbüchern sind außerdem ausgebildete Sprecher und/oder Schauspieler, deren ausgefeiltes Werkzeug ihre Stimme ist.

Dass Frau Roche ihren Text selbst eingelesen hat, mag unter Umständen ein Fehler gewesen sein. Wie gesagt, dazu kann ich nichts Näheres sagen.
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