Eifersuchtsfreie Zone
Eifersucht ist für mich eine Alarmglocke. Ich möchte meine Liebe ohne jegliche Eifersucht leben. Wenn bei mir oder meiner Geliebten das Gefühl der Eifersucht hochpoppen würde, wäre schon 'was schief gelaufen.
Wenn ihr Verhalten mich eifersüchtig machen würde, würde ich mich sofort fragen müssen: bin ich mir ihrer nicht mehr sicher? Ich möchte aber nur eine Frau lieben, derer ich mir sicher sein kann. Sicher kann ich mir dann sein, wenn ich weiss, dass sie
mich will. Wenn ich sicher weiss, dass sie mich will, gibt es keinen Anlass, eifersüchtig zu sein. Wenn ich das aber nicht sicher wüsste, müsste ich mich sofort fragen, warum ich das nicht weiss. Traue ich meiner Intuition, meinem Gefühl nicht? Oh, dann wäre Arbeit an mir sebst angesagt!
Und falls ich zum Schluss käme, dass sie mich wirklich nicht mehr will, dann fände ich meine Eifersucht ebenfalls ziemlich daneben, dann wäre vielmehr schleunigst angesagt, dass ich mich von ihr trenne. Denn ich will mein Herz nur auf Gegenseitigkeit verschenken. So viel muss es mir Wert sein, dieses eine meine.
Einer der gössten Seelendoms mit zehn Neunschwänzigen in der Hand heisst "Verlustangst". Und ich bin kein Sub. Ich will mich davon nicht dominieren lassen.
Und wenn sie auf Grund meines Verhaltens eifersüchtig wäre? Dann hätte ich auch einen Fehler gemacht. Dann hätte ich ihre Verlustängste nicht richtig eingeschätzt. Dann hätte ich, vielleicht unwissend, alte Wunden ihrer Seele, ihr längst vor der Zeit mit mir zugefügt, wieder aufgerissen. Dann wäre ich mit ihr nicht sorgfältig genug umgegangen. Nicht sensibel genug. Dann hätte ich ihr Angst gemacht. Das darf nicht sein. Ihre Hingabe als Sub funktioniert nur, wenn sie maximal angstfrei ist. Also wäre in diesem Fall auch wieder Arbeit angesagt: an mir selbst, und mit ihr (lange ruhige Gespräche).
Meine Geliebte schrieb weiter oben: "Was würde in mir vorgehen, wenn er sich der anderen Sub bezüglich seiner Aufmerksamkeit zuordnen würde? Wäre ich in der Lage, dies als Lust zu verbuchen oder würde ich die Liebe seinerseits zu mir in Frage stellen?"
Das ist genau der Punkt. Wenn ich also vor ihren Augen mit einer anderen Sub spielen wollte, würde das nur Sinn machen, wenn meine Geliebte genau wüsste, wozu das gut sein soll, warum es nicht darum geht, dass die andere Sub was hätte, was sie nicht hat, oder, wenn doch, es nur um meine Bedürfnisbefriedigung, aber nicht um meine Liebe geht. Erst wenn ich
wirklich sicher sein könnte, dass meine Geliebte das verstanden hat (dass sie mich nicht nur "ganz", sondern sogar "bereichert" "zurück bekommt" – fand ich sehr schön gesagt), erst dann könnte ich ein solches Spiel wagen.
Und falls es mir nicht gelänge, ihr so viel Vertrauen zu geben, dass Eifersucht ihrerseits ausgeschlossen wäre, müsste ich eine Entscheidung treffen: was ist mir wichtiger: das Spiel mit einer zweite Sub oder die Liebe zu meiner Geliebten? Falls ich mich für ersteres entschiede, müsste ich mir meine Liebe eben zugunsten meines Begehrens aus dem Herzen reissen. Da wäre dann zwar viel Schmerz, aber immer noch keine Eifersucht.
Eifer klingt wie Geifer und Sucht schmeckt nach Heroin: keine tauglichen Ingredienzen für ein souveränes Leben.
stephensson
art_of_pain