nochmal von mir zu Tantra
Ich habe heute auch noch einmal darüber nachgedacht, was hier auf den letzten zwei Seiten über die guten möglichen Auswirkungen von Tantra-Massage geschrieben wurde, und fand es dann doch wichtig, von unseren Erfahrungen (also meiner Liebste und mir) zu schreiben.
Denn Tantra-Massage löst körperenergetisch u.U. innere psychische Prozesse aus, auf die sich innerlich vorzubereiten mir wichtig erscheint.
Insofern gehe ich mit Hinz_und_Kunz konform, der schrieb
Als zweite Zündungsstufe gerne, jedoch nicht als Entree geschweige denn erste Zündungsstufe.
Bei uns war es nämlich so, daß es ungeheuer viel in Gang gebracht hat, und wir sind rückblickend froh, daß wir unseren Weg gegangen sind.
Mittendrin und direkt nach unseren Massage-versuchen kamen aber beängstigende und verstörende Gefühle hoch.
Es war gut und wichtig für uns, da durch zu gehen, wir sind sehr, sehr froh, daß wir es gemacht haben
- aber es war nicht das, was wir vorher erwartet hatten.
Es war bei uns in dem Moment nicht erotisch und schön, sondern intensiv und emotional schmerzhaft.
Auch das kann passieren.
Ich hatte neulich in einem anderen Thread schon mal darüber geschrieben, weil es unsere Geschichte und unsere jeweiligen Vorkonstellation insgesamt umreißt, kopiere ich den Text jetzt einfach hier hin. Die eigentlich Tantrastelle ist fett geschrieben.
Lest selbst:
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In meiner Kindheit liegt, oder inzwischen vielleicht besser: lag ein tiefverwurzeltes Bild vom Mann als schlechteren Menschen verwurzelt:
Eine Mutter, die mir mehr oder weniger subtil die Botschaft vermittelte
" Werd bloß nicht, wie dein Vater" eine Jugend in Frauenbewegten Kreisen, die dies als Glaubenssatz in mir vertieft haben. "Männer sind empathiefrei, egoistisch, grob und emotional ein wenig tumb" und dergleichen mehr.
Das Programm, das ich daraus resultierend immer und immer wieder abgespult habe (etwa 40 Jahre meines Lebens, ohne ihm wirklich entrinnen zu können, weil ich so lange gebraucht habe, es überhaupt erst zu verstehen) war: Ich bin aber anders, seht her, ich bin nicht so.
Und ich habe mich danach gesehnt, daß mich eine Frau jemals von meinen Glaubenssätzen befreien könnte, vom Bild des Mannes als schlechteren Menschen.
Dieses Programm hat sich auch in meinem sexuellen Muster niedergeschlagen: Was ich schon lange gemerkt habe, ist, daß z.B. Handwerkerinnen mich total antörnen. Starke Frauen, die mit den Händen arbeiten können, die ihren Mann stehen.
Meine sexuellen Phantasien gehen teilweise tendenziell in Richtung ausgeliefert sein, sind manchmal ( aber nicht nur) devoter Natur.
Ich habe vor kurzem eine Art ideales sexuelles Szenario als Phantasie aufgeschrieben und als Homepage in mein Profil gestellt. Die zentrale Figur dabei ist eine Kriegerin!
Nach meinem derzeitigen Reflexionsstand kann ich sagen:
Ich habe, aus meinem Programm und meiner sexuellen Neigung eine Sehnsucht nach Frauen, die ich nicht kaputt machen kann, die nicht gleich zerbrechen, wenn ich sie mal anfasse.
(Das ist eigentlich absurd, weil ich weder grob, noch empathiefrei bin, ganz im Gegenteil, aber das Bild vom Mann als schlechteren Menschen saß tief)
So:
Nun hat mich aber das Schicksal vor 22 Jahren mit meiner Liebsten zusammengeführt, die ihrerseits eine heftige Prägung durch ein familiär sexuell extrem ambivalentes Klima und einer Vergewaltigung durch einen Fremden in ihrer Jugend hat.
Mein ganzes Bestreben ging dahin, ihr zu beweisen, daß ICH aber doch nicht so ein schlechterer Mann bin. Meine unterschwellige Erwartung an sie war da lange Zeit sehr hoch. Sex war für mich eigentlich die Bestätigung, daß ich aber doch liebenswert sei.
Und da ein Teil ihres Musters die (manchmal geradezu bange) Frage war: Was erwartet mich nun? war ihre Reaktion eher, sich meinen Erwartungen zu entziehen.
So hatten wir jeweils Muster, die perfekt ineinandergriffen, und uns das Leben schwer machten.
Oberflächlich betrachtet hätte man sagen können:
Okay, er will viel Sex, indem er sich auch mal ausgeliefert fühlen darf, und ihr reicht alle drei Monate einmal ein wenig Blümchensex.
Wir waren lange Zeit unglücklich mit diesem Zustand.
Ja, wir hätten uns deswegen auch trennen können. Und wir waren auch vor etwa einem Jahr schon mal kurz davor, trotz der Kinder, trotz 21 Jahren gemeinsam gelebten Lebens, trotz einer tiefen emotionalen Vertrautheit.
Ich hätte dann nach Frauen suchen können, die meiner sexuellen Neigung entsprechen: dominantere Frauen, die zwar mein Muster bedient hätten, aber nicht meine Programmierung überwinden hätten können, das tiefsitzende Bild vom Mann als schlechteren Menschen, das ich so gerne loswerden wollte. Denn es war ein Selbstbild - und ich habe darunter gelitten.
Letztlich haben wir uns wegen der Kinder, wegen 21 Jahren gemeinsam gelebten Lebens, vor allem aber wegen des tiefen emotionalen Vertrauens dafür entschieden, uns unseren jeweiligen Höllen zu stellen.
Und wir sind jetzt ein gutes Stück weit da durch. Es ist alles noch recht frisch, wir sind mitten im Entwicklungsprozeß.
Vielleicht ist es gut, daß ich gerade jetzt darüber schreibe, weil es "noch warm" ist, quasi. Ich habe endlich dieses verheerende Selbstbild von mir als schlechteren Menschen ablegen können. Dabei habe ich auf sexueller Ebene Aspekte an mir entdeckt, die ich sooo vorher noch gar nicht richtig wahrgenommen habe: Meine dominante Seite, die es auch gibt.
Ganz aktuell: Wir hatten neulich mal eine Yonimassage probiert, d.h. ich habe sie massiert - Du weißt schon, dieser Tantrakram.
Irgendwie hatte ich im Kopf, das müsse jetzt ganz erotisch werden.
Wurde es aber nicht die Bohne, sondern es wurde schmerzhaft und unangenehm. Kein schönes Gefühl auch für mich, ihr unangenehme Gefühle zu bereiten. Wir hatten die Sache dann erst mal abgebrochen.
Ein paar Tage lang waren wir irgendwie bedrückt von diesem Erlebnis, dann haben wir gesagt: Okay, wir probieren es nochmal, wir stellen uns darauf ein, daß es womöglich nicht erotisch wird. Sondern daß da was ganz anderes hochkommen kann. Wir stellen uns dem.
Und so kam es beim nächsten Mal.
An einer bestimmten Stelle in ihr, die sich merkwürdig hart anfühlte, wurde ihr kalt, sie fing an zu zittern und schließlich brach ein tiefes Schluchzen und Weinen aus ihr heraus. Aber ich sollte weitermachen. Sie ist voll in dieses Gefühl gegangen. Und ich voll in meines: Mit meinen Fingern in ihr drin zu sein, tiefe Trauer und Schmerz auszulösen.
Meine Liebste konnte sich dadurch von ganz alten Verletzungen verabschieden. sie hatte dabei das Gefühl, ich bin ihr ganz nahe und bei ihr.
Die bestimmte Stelle fühlte sich danach, und bis heute, völlig verändert an, weicher, nachgiebiger, ohne Verhärtung.
Ich aber blieb noch ein paar Tage mit dem Gefühl in mir, Trauer und Schmerz ausgelöst zu haben. Zack - das hatte noch mal voll meine Programmierung angetriggert: Der Mann als schlechterer Mensch.
Ich bin ein Monster! Solche Gefühle kamen in mir hoch und entluden sich nach ein paar Tagen auch bei mir in heftigstem Weinen.
Scheisse Mann! Da hat sich heftig was gelöst.
Denn ich bin natürlich kein Monster, sondern ich war ihr ganz nahe, und im Weinen habe ich begriffen, daß man Schmerzen auslösen kann, ohne schlecht zu sein, Trauer auslösen kann, und damit gutes bewirken kann.
Ich konnte da etwas in mir entkoppeln.
Das letzte war jetzt nur ein - und das aktuellste Beispiel dafür, wie wir innerhalb unserer Beziehung den bewußteren Umgang mit unserer Sexualität, bzw, unseren sexuellen Mustern nutzen können, um unsere Programmierung verstehen zu lernen, bewußt zu machen.
Ich habe dabei für mich begriffen, daß die Kriegerin aus meiner Fantasie etwas ist, was ich in mir habe, was ich erkennen und annehmen lernen durfte. Ich habe dadurch für mich gelernt, daß ich eben Frauen NICHT nur mit Samtpfoten anfassen brauche, daß sie eben nicht sooo schnell kaputt gehen.
Dadurch bin ich selbst erheblich in meine eigene sexuelle Kraft gekommen, dadurch habe ich überhaupt erst gelernt, was "ficken" bedeutet.
Hätte ich mich nicht meinen Höllen, meinen Programmierungen gestellt, Hätte ich mich von der Frau getrennt, die ich doch eigentlich liebe, einzig um mein sexuelles Muster zu befriedigen - hätte ich all das wohl nie begriffen.
Soo aber lebe ich mit meiner Frau zusammen, wir werden uns unserer Muster bewußt und lernen derzeit zunehmend, spielerisch mit unseren Mustern beim Sex unzugehen.
Nachdem man gemeinsam durch die eigenen Höllen gegangen ist, geht das
Das, liebe Tashar, war mein Versuch, Dir zu antworten auf Deine Frage:
Erwil, erklär mir doch mal, wie man seine sexuellen Bedürfnisse in sich selbst erfüllen kann, ohne Mitwirkung eines Partners.
Du hast Recht, ohne Mitwirkung des Partners geht es nicht. Er muss bereit sein, seine eigenen Themen anzugehen
lieben gruß
erwil