Mir fehlt mal wieder der Durchblick:
Starke Frauen sind also nicht lieb oder wie? Und wenn eine Frau den Rasen selber mäht und sich beim Streichen der Wohnung nicht die Fingernägel abbricht, ist sie stark?
Also: ich persönlich halte eine Frau dann für stark, wenn sie die Waschmaschine nicht nur anschließen, sondern auch gemeinsam mit ihrem Mann/ihrer Freundin die Treppe rauftragen kann... eine Schraube am Ikea-Regal festzuziehen, das ist doch kein Akt von Stärke.
Im Hinblick auf die oben angesprochene Sache mit dem "Gehenlassen": es sind doch oft gerade die "starken Frauen", die sagen, dass sie es nicht nötig haben, sie im Studio oder beim Laufen einen abzuquälen, nur um den Männern zu gefallen - sie sind ja stark und haben die tolle Ausstrahlung...
Eine liebe Frau möchte, dass ihr Partner sie gern anschaut und lässt nicht zu, dass ihr Hintern irgendwann an den Körperteil eines Ponys erinnert. Vielleicht würde sie sich sogar in 15 kg Übergewicht gar nicht so schlecht fühlen. Aber sie sieht eben nicht alles nur durch die Brille "ich, ich, ich!".
Es gibt natürlich auch mentale Stärke. Die äußert sich in meinen Augen aber nicht unbedingt darin, dass man seiner Umwelt die eigenen Überzeugungen aufnötigt. Wenn ich es als Frau schaffe, dass mein Partner sich nicht mehr traut, sich abends ein Bier aufzumachen oder dass er klaglos den Salatfraß, den ich für gut und richtig halte, über sich ergehen lässt, dann bin ich evtl. am Ziel, endlich ne "starke Frau" im landläufigen Sinne zu sein.
Aber ist es wirklich Stärke, wenn man immer seine Vorstellungen auch auf dem Rücken der anderen verwirklicht?
Eine "liebe" Frau, die auch mal eine Eigenart des Partners hinnimmt, obwohl sie diese evtl. nicht so toll findet, aber weiß, dass er eben so tickt, die beweist in meinen Augen mehr Stärke. Kompromisse eingehen zu können, zehrt deutlich mehr an den Kräften und verlangt mehr Stärke, als überall mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.
Etwas zu tun, um anderen eine Freude zu machen, das erfordert bisweilen sogar einen Sprung über den Schatten. Und das ist dann besonders lieb.
Und dass eine Frau, die nur ihr Ding macht, sexuell offener oder gar auf das Wohlergehen des Partners im Bett mehr bedacht ist, als eine liebe Frau, die ihr Glück auch aus dem Vergnügen des Partners ziehen kann, das halte ich für einen völlig falschen Denkansatz.