Den bisherigen Thread nur grob gelesen,
vielleicht soviel Senf von mir dazu.
Aus meiner Sichtweise liegen die so klischeehaft verurteilten Ursachen im sozialen und mehr noch im ökonomischen System westlicher Kulturen begründet und fußen schlicht auf der Tatsache, dass ein Mann nahezu beliebig viele Nachkommen zeugen kann, eine Frau jedoch auf wenige "Exemplare" eingeschränkt ist.
Daraus ergibt sich in historischer Zeit für den Mann mit der Entstehung des Privatbesitzes die Notwendigkeit, sicher zu wissen, dass das Kind der Frau, die "sein" Kind unter dem Herzen trägt, auch wirklich sein biologisches Kind ist, denn das sollte schließlich ausschließlich in die Gunst des von ihm erworbenen oder vermehrten Privateigentums kommen.
Stellt sich die Frau, nun als promisk heraus, anderen Männern ebenso zugetan wie ihm selbst, besteht die akute Gefahr, dass sein Besitz an einen Bankert geht, schließlich ist das Kind nicht "von seinem Blute".
Eine pauschale oder generelle Verurteilung (bitte, ich schreibe verallgemeinernd und erläutere weiter unten) ist nun darauf zurück zu führen, dass ein zu fürchtendes Beispiel sexueller Selbstbestimmung andere, insbesondere die eigene Frau "infizieren" könnte.
So sehr wir uns heute davon entfernt wähnen, so bestimmend ist dieses Empfinden bei den meisten unserer Mitmenschen. Schaut Euch um und versucht zu erkennen, wie viele Männer bereit wären, ein Kind weiterhin als ihr eigenes zu sehen, nachdem sich herausgestellt hat, dass es (biologisch) nicht ihr eigenes ist. Da ist es dann auch völlig egal, dass sie dem Wurm die Windeln gewechselt haben, beim Zahnen nächtelang wach waren, für Klassenarbeiten gepaukt haben und auch beim ersten Liebeskummer beigestanden haben. Es tut sich ein unüberwindlicher Bruch auf, der mit dem Kind NICHTS zu tun hat.
Das ein verurteilenswerter Vertrauensbruch der Frau dahinter stehen KANN (nicht muss!) sei mal dahin gestellt.
Das in diesem Thread behandelte Thema hat große Schnittmengen mit einem unter vielen polyamor lebenden Menschen diskutierten Thema: Wie weit reicht meine Akzeptanz gegenüber der Lebensweise meines polyamor lebenden Partners und (hier speziell) Partnerin.
Ich weiß wohl, dass Polyamorie etwas anderes ist, als das hier gefragte Verhalten - selbst Polygamie steht ja hier nicht zur Diskussion.
Doch die Frage ist ja, wie gehe ich mit der "Geschichte" einer Frau um.
Der Spruch von Oscar Wilde "Frauen mit Vergangenheit und Männer mit Zukunft ergeben eine fast ideale Mischung." ist ja auch eher lapidar zu sehen, ebenso wie das de Sade - Zitat: "Lebenskünstler und Feinschmecker wissen, dass man ein Schwein sein muss, um Trüffel zu finden." - ist nicht wirklich zielführend.
So individuell die Menschen sind, so individuell ist auch die Sichtweise dazu. Gesamtgesellschaftlich bleibt festzuhalten, dass der "gelassene" Umgang mit (nicht nur) sexuell selbstbestimmten Frauen ein Prozess ist, der erst begonnen hat. Wobei ich auch hier feststelle, dass die größten Verhinderer die Frauen selbst sind.
Seht mir bitte den sicher großen Anteil an off topic nach.
der drummer Jo