hallo Baer_Berlin,
leider wirst du nicht konkret genug, so dass ich nur mutmaßen kann, dass du dich auf meine zeilen beziehst. in manchem möcht ich dir zustimmen, in anderen punkten vehement widersprechen oder zumindest ergänzen, was meine überlegungen dazu sind, hoffend, hier nicht als die selbsternannte fachfrau rüber zu kommen, die ich definitiv nicht bin.
ich kann und möchte nicht in abrede stellen, dass ein mann mit erektionsstörungen sich hundeelend fühlt. ich glaube sogar, dass es für frauen gar nicht möglich ist, das vollumfänglich nachzuvollziehen und dennoch:
Zum Gefühl des Mannes muss man aber doch mal etwas gerade rücken. Der Penis ist nun mal das Hauptinstrument zur Befriedigung. Es mag auch mit Mund oder Hand gehen, es bleibt aber das Kennzeichen des Mannes und letztlich einziges Instrument.
nein, ist es nicht. in der eigenen wahrnehmung vielleicht, womöglich auch in der gesellschaftlichen, nicht aber in der realität, genausowenig wie der penis mannes einzige erogene zone ist.
auch wenn man das manchmal meinen möchte. zumindest hat es manchmal den anschein, als würden sich viele männer ihre sexualität rein auf den penis konzentrieren und sich damit selbst im grunde vieler möglichkeiten und potentieller erfahrungen beschneiden. das sag ich mit solcher bestimmtheit, weil mir durchaus schon männer unterkamen, die das so sehen, ich hier also nicht allein aus frauensicht spreche.
das ist eine sehr eingeschränkte definition von männlichkeit. ein erektionsfähiger penis ist das sichtbarste, greifbarste "instrument" männlicher sexualität, ganz gewiss auch ein großes, das größte stück indentifikation, aber sich nicht von diesem denken lösen zu können, verschlimmert unter umständen eine bestehende erektile dysfunktion, macht nur noch mehr druck bzw kommt letztlich einer totalkapitulation gleich.
ich versteige mich zu der behauptung, nunja, sagen mir vermutung, dass eine solche definition von männlichkeit sogar der auslöser für eine erektile dysfunktion sein könnte - und gleichzeitig der grund, weshalb sie weiterhin bestehen bleibt (so es eher in der psyche verankerte gründe, als konkrete medizinische auslöser gibt. aber auch die hinterlassen spuren im kopf. in "meinem" fall gab es übrigens medizinische abklärung.)
wenn ich keinen hoch kriege, mein einziges ziel aber ist, eine hoch zu kriegen, die einzig denkbare, lebbare variante die ist, einen hoch zu kriegen - dann kann mann ja nur aufgeben. was nicht geht, geht nicht. wenn ich nur akzeptieren kann, was nicht geht, habe ich theoretisch keine andere möglichkeit, als meine sexualität komplett auf eis zu legen.
und die meiner partnerin gleich mit dazu. wir sprechen, also zumindest ich, hier ja von erektiler dysfunktion in einer beziehung. und da ist die ED nicht nur problem des mannes, sondern ein gemeinsames. mit jeweils unterschiedlichen auswirkungen zwar, aber eben ein problem, das zwei belastet.
ziemlich die hauptangst in den vergangenen monaten war, für mich als frau, dass sich der mann aufgibt, im sexuellen zumindest. sich zurückzieht. keine nähe mehr zulässt. und eben sagt: wenn ich das eine nicht kann, dann will ich auch alles andere nicht. das wäre, jedenfalls für mich, zu dem zeitpunkt der einzige grund gewesen, die beziehung zu verlassen. ein mann, der von dem trip nicht mehr runter kommt, nur noch ein dysfunktionaler penis zu sein. das hätte auch mich massiv in meiner weiblichen sexualität beschränkt, die eben auch nicht bloße penetration ist, sondern zig mal mehr als ein erigierter penis in meine private parts gesteckt.
Ich mag auch nicht so dieses Samarita-Denken. Es ist doch auch schön, die Frau mit Mund und Händen zu verwöhnen. Nein, ist es nicht! Nicht über einen längeren Zeitraum hinweg.
mich stört, oder besser irritiert hier das wort samariter. beziehst du das auf die frau, die "krankenschwester spielt" oder auf den mann, der halt "ersatzmann" spielt? beide sichtweisen halte ich nicht für förderlich, für keine der betroffenen parteien.
keine frau soll einen mann mit erektionsstörungen retten oder bemuttern. aber sie muss ihre eigene sexualität, ihren zugang dazu genauso überdenken, wie der mann. naturgemäß kommen dabei andere ergebnisse raus. die frau ist anders betroffen, als der mann. aber sie ist betroffen. sie kann nicht die probleme des mannes mit der situation lösen - nur ihre eigenen schwierigkeiten (und glaube mir, es macht erst mal angst, sich z.b. vorzustellen: was, wenn es nie funktionieren würde?).
wenn mann allerdings die partnerin in der rolle der "samariterin" sieht, die ihn ja nur irgendwie verarzten will, die sich als die großmut in person profilieren möcht, die situation nur duldet, aber nicht akzeptiert, ihr also nicht glauben kann oder will, dann bringt dass eine ohnedies wackelige situation noch mehr ins ungleichgewicht. mag sein, dass es solche frauen gibt, aber der großteil will wahrscheinlich nichts anderes, als sex mit dem geliebten menschen (nochmal, ich sprech von ed in partnerschaften). ein wenig egoismus ist natürlich immer im spiel. aus purerm altruismus handelt praktisch niemand, aber: die frau, die offen druck macht, das ist genauso wenig hilfreich bei der beseitigung des problems, als der mann, der permanent an den intention der frau zweifelt.
der mann, der sich aufgibt und von seinem eigenen penis zum sexlosen wesen degradieren lässt, hätte mich persönlich genauso abgeschreckt, wie der mann, der mir unterstellt, ich würde ihn bloß betüdeln wollen oder halt aus mitleid bei ihm bleiben. mein partner hat mir leid getan, nicht im negativ konnotierten sinne von mitleidig, mir tat nicht leid, dass er nicht so kann, wie er möchte, sondern der offensichtliche schmerz, die verunsicherung, die wut, die trauer, die da zum vorschein kam, das hat mich traurig gemacht. dass jemand, den man liebt und begehrt, so offensichtlich mit sich hadert. seine probleme kann ich ihm nicht lösen, das muss er alleine tun. ich kann nur auf meiner seite des problems versuchen, einen teil zur besserung beizutragen, aber das ist nicht samaritertum, sondern gar nicht so uneigennützig, wie es vielleicht wirkt. auch die frau muss mit der situation zurecht kommen lernen. das problem ist ja da - und niemand weiß, wie lange.
(also falls du das so gemeint hast, ich kann dich auch falsch verstanden haben)
Irgendwann möchte man einfach Mann sein. Und wenn das nicht geht, dann ist das Mist und man fühlt sich hundeelend. Da interessiert es einem irgendwann nicht mehr die Bohne, wie toll sich "Frau" fühlt. Man ist nur noch halb und minderwertig.
das glaube ich dir auf`s wort. wenn dem mann die frau als geliebte partnerin allerdings egal wird, dann steckt er schon sehr tief drinnen. ich bezweifle nicht, dass das passiert. ich bezweifle aber, dass sich aus einer solchen situation wieder ein weg hinaus finden lässt.
insofern wär es natürlich gut, wenn die negativspirale nie so weit runter dreht. und da kommen wir wieder zu absatz eins. der eigenen defintion von männlichkeit und der konzentration auf die dinge, die eben gerade nicht funktionieren. wenn ich die minderwertigkeitsgedanken so herr über mein befinden werden lasse, vertstärkt das schlimmstensfalls das problem bis zur unauflösbarkeit.
Natürlich sollte man weiterhin daran arbeiten. Manchmal aber macht die Offenheit alles nur noch schlimmer und manchmal hilft sie. Es ist ein langer Weg. Und letztlich, auch das sollte man nicht vergessen, es kann durchaus auch gesundheitliche Ursachen haben, die sonst überhaupt nicht bemerkt werden würden, im Krisenfall aber negativ wirken.
da bin ich voll deiner meinung. alles immer offen auf den tisch ist nicht immer der beste weg. das vielbeschworene reden kann auch ein zerreden werden. wichtig fände ich, als partnerin ein quasi eingeständnis: "ja, es gibt ein problem" und "ja, ich will etwas dagegen tun." und umgekehrt dem partner zu vermitteln: "dein problem ist auch mein problem. auf eine andere art, aber natürlich betrifft es mich mit, als lass mich bitte nicht ganz aus dem spiel. ich werd dir aber die zeit lassen, die du brauchst, das mit dir selbst zu regeln." (aber das ist meine persönliche - und weibliche - sicht, die kann massiv von dem abweichen, was ein mann in einer solchen situation sagen oder hören wollen würd).