Mißverstanden
Tut mir leid, ich seh das anders Freimurt - meine und Bronzes Position unterscheiden sich meiner Ansicht nach überhaupt nicht - außer in dem einen Punkt, dass man seinen Gefühlen nicht machtlos gegenübersteht. Ich weiss nicht, ob ich das nicht deutlich genug schreiben kann, oder ob man mich mit dem was ich sage schon in eine "Schublade" steckt, und den Text dann nur noch durch diese Brille liest (und damit auch nur das, was man zur eigenen Interpretation sehen will...); vielleicht ist es auch einfach der Mangel des reinen Schreibens, der es mir nicht erlaubt, meine Position klarer zu machen. Ich sags mal so:
Bevor ich kaputtgehe, gebe ich dem Wunsch nach. Und wenns heimlich ist/durch Trennung. WENN es so immens wichtig für einen selbst ist, dass man es unbedingt erfahren MUSS, dann steht für mich persönlich die Treue zu einem Selbst an höherer Stelle. ALLERDINGS:
Gerade WEIL man, falls es zu diesem Äußersten kommt, so viel zu verlieren hat,
MUSS MAN (meiner Meinung nach) mit aller aller Macht, die einem zur Verfügung steht, sich ALLES durch den Kopf gehen lassen - ich habs in dem Text davor schonmal gesagt. Der Preis, den man zahlen wird, wird so hoch sein, dass man alles was nur irgendmöglich ist bedenken soll - ich rede nicht von den rein praktischen Dingen, sondern von SICH SELBST: Keine Angst, hinter halbverotteten Türen zu schauen in der Angst, etwas in der eigenen Psyche zu finden, was einem Angst macht - man durchsucht und wühlt sich durch ALLES, man hinterfragt ALLES, man hinterfragt sogar den Wunsch sich zu hinterfragen. Mein Urteil am Ende soll das
BESTmögliche sein; ich darf ncihts unversucht lassen, um die Situation zu lösen - wodurch auch immer! Sei es, indem man sehr enge Regeln absteckt, in denen man das macht, sei es, indem man erkennt, dass man zu Gunsten seiner Familie verzichtet - aber dann ohne böses Blut den anderen gegenüber, sondern als eine Art "Geschenk" - "ich werde das in der Situation nicht ausleben können, aber dafür bin ich mit dieser wunderbaren Familie gesegnet". Entscheidet man sich für die Familie, macht ihnen das aber heimlich zum Vorwurf (ich rede nicht von Bedauern, das is ok - Vorwurf!), so wird man auch damit nicht glücklich. Oder man findet ganz andere Wege, wer weiss. Wie Freakofnature sagte: Bei ihm kam die Erkenntnis, dass der Mangel ein Symptom eines anderen inneren Mangels war. Wäre er einfacher gestrickt gewesen hätte er scheisse gebaut, geheult, gehasst, geliebt, was weiss ich und am Ende wäre er vielleicht trotzdem nicht auf diese Erkenntnis gestoßen, die ihn zufriedener macht (deshalb ist der "einfachere" Weg mM nach auch der letztendlich schwerere; er sieht nur einfacher aus...)
Was ich an der TE kritisiere (und an den meisten anderen auch) ist, dass sie viel zu oft den (vermeintlich) einfachen Weg suchen und dabei zerstören, was sie zu halten glauben. Sie reflektieren (das ist das Zauberwort!) nicht genug, sie hinterfragen
SICH SELBST und ihr eigenes Urteil oder sogar ihr UrteilsVERMÖGEN nicht genug. Sie rennen wie kleine Kinder herum, tun denen weh, die sie lieben (oder zu lieben meinen) und sich selbst und stehen am Ende vor einem Scherbenhaufen, den man leicht oder mittelschwer hätte vermeiden können.
Nochmal: Ich stelle MICH vor die anderen - weil ICH ich bin, ich bin für mich selbst verantwortlich und muss mit mir mein ganzes Leben lang auskommen. Aber immer mit der größtmöglichen Verantwortung meinen Nächsten gegenüber (ich versuchs zumindest).
Wenn man meint, dass man ohne diese Erfahrung "nicht mehr leben kann" - man soll es tun. Aber nicht, ohne vorher JEDEN WEG ehrlich zu sich selbst versucht zu haben. "Nach bestem Wissen und Gewissen". Das garantiert nicht, dass man nicht am Ende doch denkt "scheisse, hätte ich mich anders entschieden". Aber es garantiert, dass man sich sagen kann "Nach heutigem Wissen hätte ich anders gehandelt, aber nach dem damaligen
bestmöglichen (Selbst-)Erkenntnis- und Wissensstand war das zu vertreten".
Also kurz zusammengefasst: Nichts überstürzen ist das was ich meine. Wenn mans macht, dann so, dass man voll dahinter stehen kann und sich selbst (und andere) mit Respekt in die Augen schauen kann. Und wenns eben bedeutet, dass man in ALLER Offenheit redet und dann halt leider zu keiner Lösung kommt.
Und Bronze: Ich wünsch dir alles Gute fürs Nachverhandeln - klar, es ist schwer. Aber am Ende glaube ich jede Mühe wert - und wenns "nur" dazu führt, dass man den Partner nochmal ganz anders, auf ner tieferen Ebene neu kennen- und im besten Fall lieben lernt. Der Prozess kann auch 10 Jahre dauern - wer weiss das schon? Solange es ein Prozess ist (der auch mal kurz! stoppen oder zurückgehen kann), ist es doch gut...
Wenn deine Frau in allem, nur da nicht differenziert ist - versuch sie und ihren Blickwinkel, ihren Standpunkt voll zu verstehen und zu verinnerlichen - und schau von ihrem Standpunkt aus auf deine Sicht; deine Wünsche. Man sieht manchmal dann die Ängste, die sich da verbergen.
Und noch eine letzte Sache: Treue! wollen die allermeisten in einer Beziehung - oder sagen wir: Ein gewisses Maß an Exklusivität. Ein Problem kommt ja nur dann zustande, wenn einer der Partner Treue/Exklusivität anders definiert als der andere. In unserer Gesellschaft ist "Treue = sexuelle Treue". Ich definiere Treue mit meiner Freundin eher anders - tiefer mM nach.
Liebe Grüße
Örk van Börk
Ah, und ein klitzekleiner Nachtrag; als Trost vielleicht (Freund von mir hat mir den mit 17 gegeben, als es mir mal wegen der vorherigen Beziehung schlecht ging):
"Man kann nur sehen, worauf man seine Aufmerksamkeit richtet, und man richtet seine Aufmerksamkeit nur auf Dinge, die bereits einen Platz im Bewußtsein einnehmen."
Alphonse Bertillon
Einen Mangel zu sehen bedeutet also auch, sich dessen "endlich" mal bewusst geworden zu sein und ist insofern positiv - es ist etwas, was sozusagen "hinzukommt" zur Persönlichkeit; auch wenn es erstmal sehr unangenehm ist. Er führt einen aber zu persönlicher Weiterentwicklung. Das macht doch das Leben aus