Wunsch nach mehr Nähe = Abhängigkeit?? (--)
Ich denke, das Thema ist immer wieder "hochaktuell".
Auch, weil so teilweise völlig normale, eigenständige und rundherum begehrendswerte Menschen sprachlich zu "Abhängigen" gemacht werden, obwohl sie selbst lediglich hoch sozial veranlagt sind, und nicht nur den Wunsch haben auf Kontakte im Freundeskreis, sondern eben den einen Menschen suchen, finden und in der Nähe haben möchten, der auf eine ganz besondere Weise das eigene Leben bereichert und es zu zweit einfach zu einem unbeschreiblichen Erlebnis macht.
Das bedeutet nicht, dass Du deswegen als Individuum nicht ohne diese andere Person existieren kannst, schon gar nicht, dass Dein Leben sich nur auf diese eine Person fixieren muss.
Aber: dieser besondere Mensch schafft es auch, aus Dir dann zu verschiedensten Zeiten und auch in verschiedensten Zuständen (fast egal, ob erschöpft oder energiegeladen) noch die restlichen Prozent herauszuholen, dass Du mit Fug und Recht zu ihm/ ihr sagen kannst:
"Ich bin für Dich da!"
Dass solche Beziehungen auch mal kraftraubend und schwierig werden können, ist klar, für mich selbst beispielsweise "lohnt" es sich aber nur dann, von einer "echten" tiefen Beziehung zu sprechen- und keiner grob-oberflächlichen Vereinbarung zu Fick- und anderen austauschbaren "Austauschen" im Leben. Dadurch würde beispielsweise ich selbst nicht mehr wirklich berührt, und sehe so etwas eher als eine "Zeitverschwendung" an, nicht als Bereicherung für mein Leben UND das Leben des Partners.
Aber auch das ist ein Produkt meiner eigenen Erfahrungen im Leben, auch von negativen Erfahrungen, Ansichten und Einstellungen, die man so nach und nach im Leben aufsammelt und woraus jeder selbst sich dann so seine "Beziehungsgewohnheiten" zusammenbastelt.
Eine persönliche Wertung von "gut" und "schlecht" kann es dabei eigentlich nicht geben- eher schon eine Wertung, ob es mit diesem oder jenem Partner, der Nähe und den Wunsch nach Nähe zuässt oder zulassen kann, dann auch wirklich passt.
Das Bedürfnis nach Nähe kann momentan und auch in verschiedenen Phasen des Lebens verschieden groß sein, bei ein- und derselben Person. Auch teils widersprüchlich, wenn man beispielsweise starke, eigenständige Personen bewundert und sich nach solchen "starken Schultern" sehnt, aber dann immer wieder an derart autonome und evtl auch unbeeindruckte Menschen gerät, bei denen man selbst in einer Beziehung oft das Gefühl bekommt, zurückgewiesen zu werden (und sich so das Bedürfnis nach mehr Nähe wie in einem Teufelskreis noch potenziert, weil unerwidert). Dieses Problem wird oft genug Frauen nachgesagt, habe ich auch oft genug bei manchen Bekannten erlebt, aber es gibt bestimmt auch Männer, die ähnlich ticken.
Eben dachte ich noch, dass man den Beziehungstyp, der sich manchmal auch sehr oder gar "zu sehr" (=die Grenzen der Abhängigkeit überschreitend) an seinem Partner orientiert, bestimmt schnell an seinem Verhalten gegenüber den eigenen Freunden erkennen können muss. Daran, wie persönlich bzw Nähe suchend jemand sich auch gegenüber engen, guten Freunden verhält.
Einen Moment später schien mir daraus eine Antwort gekommen zu sein, woran man vllt Menschen erkennen könnte, bei denen die übersteigerte Nähe, fokussiert nur auf den Partner, als "Problem" oder auch als Abhängigkeit gesehen werden könnte. Nämlich dann, wenn es neben dem eigenen Partner niemanden gibt, der diese Rolle, (neben Sex und körperlicher Nähe) ein enger Begleiter und Vertrauter, ein gedanklich enger Austauschpartner im Leben zu sein, noch ausfüllen könnte.
Dann wäre man wirklich für den Moment der Beziehung "abhängig" von dieser Person- einfach weil es keine andere Person im Leben gibt, die ihn (oder sie) ersetzen könnte.
Ich meine, dass vor allem in den Zeiten als "glücklicher Single" jemand auch für künftige Beziehungsleben gewinnen kann. Vor allem an Eigenständigkeit und dem Wissen, wie man Freude, Spaß und Energie im Leben auch ohne Partner findet.
Für manche - ich behaupte irgendwie immer noch, eigentlich dem Grunde nach alle - Menschen im Leben liegt die wahre Erfüllung aber weiterhin in dem einen Menschen, der einen bis in die Tiefe des Herzens verstehen kann, nicht immer alles nachvollzieht, aber der dennoch um Deiner Selbst Willen mit Dir zusammen ist. Dieses Gefühl von Nähe kann gigantisch sein- der Partner teils tausende KM weit weg, aber Du spürst die Nähe, Du spürst die Präsenz, auch wenn und gerade weil Du Dich dabei kein bisschen eingeengt fühlst.
Wenn so etwas passiert und Du dann denkst "wow...eigentlich könnte und würde ich jetzt fast alles für sie (ihn) tun...!" heisst das noch nicht, dass Du selbst dann "abhängig" bist (und es auch tun würdest).
Vielmehr spürt man dann gerade ne ungeheuere Lust auf mehr im Leben- und das ist dann zB AUCH das "Plus" einer erfüllten und erfüllenden Beziehung.
(alles eigene Ansichten- mehr nicht!)