@*****ein: Mich verwundert immer wieder, welche Denke die Eltern besitzen. "Was sagen die Nachbarn?". Ja was sagen die Nachbarn, wenn es einem echt scheiße geht?? Gar nichts, denn sie kümmern sich nicht drum. Sie kümmern sich erst drum, wenn es etwas zu reden gibt. Dann reißen sie ihre Klappe auf und nicht vorher!
Man sollte aber nicht nur auf sich sehen, sondern auch respektieren, dass anderen auch etwas wichtig ist.
Nachbarn sind gerade in Kleinstädten ein wichtiges soziales Gefüge. Sie sind es, mit denen man sein ganzes Leben verbringt, immerhin wechselt man die nicht wie ein Hemd oder Auto: Man hat ein Haus gebaut oder gekauft, man möchte sich dort wohl fühlen. Der Freundeskreis generiert sich nicht selten aus Nachbarn, mehr aber noch begegnet man ihnen überall: Auf Stadt- und Feuerwehrfesten, auf der Straße, beim Bäcker, beim Kiosk ... einfach überall.
Da nun etwas an der Backe haben für das die Nachbarn einen veurteilen und schneiden (!) kann jemandem das Leben schnell zur Hölle machen. Da kann man noch so sagen "lass sie reden" - das ist ja nicht nur ein "lass sie reden", sondern auch ein "wir werden von ihnen ausgegrenzt, überall tuschelt man über uns, wir werden nirgendwohin mehr eingeladen." Man ist raus aus dem sozialen Gefüge, man gerät zu Aussätzigen, Geächteten.
Dass dies passieren kann, sollte man auch als Sohn wissen oder ahnen können. Vielleicht ist es bei ihm hier ja genau so, dass seine Eltern auf einmal isoliert sind, sobald im Dorf sein "Anderssein" bekannt geworden ist.
Insofern ist es vor allem wichtig, die Eltern nicht der Nachbarn wegen zu überzeugen, sondern ihnen beizubringen -das mit steigendem Alter zunehmend schwierig wird- dass es keine Schwäche, sondern eine Stärke ist, die man da mitbringt. Etwas, das kein Fehler oder Krankheit ist, sondern etwas worauf sie stolz sein können.
Da sind aber nun leider jede Eltern, ist jedes Paar anders.
Sehr selbstbewusste Eltern sind da ein großer Segen, denn die verlieren die Ängste vor dem "lass sie reden" auch gerne mal, gehen offensiv gegen das Geschnitttenwerden an und kämpfen gegen ihre Nachbarn an, indem sie sagen "mein Sohn ist nicht unnormal, sondern sehr mutig, und wenn ihr das nicht sehen wollt, können wir euch auch nicht helfen!".
Das gelingt aber eben nicht allen. Einige haben nicht die Chuzpe, nicht das Durchhaltevermögen und vor allem nicht die Kraft, um gegen die Nachbarn aufzubegehren. Denn man braucht sehr viel dazu, man verliert Freunde und Bekannte - etwas, das nicht jeder so ohne Weiteres verkraftet und/oder verkraften kann.
Wenn Menschen so kraftlos sind, sollte man das auch respektieren und nicht diesen Unsatz "stellt euch nicht so an" sagen.
(btw., dieser Satz passt nahezu nie. Achtet mal drauf.)
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Aus diesem Grund, just
genau aus diesem Grund, habe ich vorgeschlagen, dass er wegziehen sollte.
Denn dann ist es völlig wurscht, ob die eigenen Eltern stark oder schwach sind: Man respektiert das soziale Gefüge der eigenen Eltern, kann aber trotzdem so leben wie man möchte.
Wenn die Eltern dann sehen (wissen tun sie es eh schon) dass er "anders" gepolt ist, bedroht das dann aber nicht ihr eigenes Leben! Je wie sie drauf sind arrangieren sie sich damit - oder eben nicht.
Aber selbst wenn sie sich nicht damit arrangieren, wird er nicht so leicht bei ihnen in Ungnade fallen wie wenn er umme Ecke wohnen würde: Er ist schlicht keine Bedrohung, dass seine Eltern ihre Freunde und Bekannten durch ihn verlieren könnten.
Zudem ist dann völlig klar, dass er sein Leben lebt und sie ihres.
So wie es ja auch sein sollte.