Auch bei mir war es ein langer Weg
in meiner Kindheit und Jugend war ich fasziniert von Jungs, die stark waren und dominant wirkten (selbst wenn es damals etwas ganz anderes war als das, was ich heute begehre).
Ich war ein schlimmes, wildes Mädchen, das die Jungs ständig provozierte. In der Hoffnung, mich würde endlich mal einer härter anpacken. Sogar als ich mich mit Jungs prügelte - nie gab es einen, der mich in meine Grenzen wies. Alle zogen sich zurück.
Meine Vorliebe für das Gefesseltwerden behielt ich seit frühester Faschingszeit als Indianersquaw bei
es fühlte sich wahnsinnig toll an, doch konnte ich es nicht einordnen oder benennen, wie es ich anmachte, und die Jungs schon gar nicht...
also hielt ich mich für unnormal mit meinen Fantasien der Zähmung, mich unterwerfen zu wollen, Stärke spüren zu müssen.
Die Männer, die ich dann wählte, waren wirklich nur Pseudo-dominant. Die Aggressionen, die ich unbewusst suchte, arteten in wirklichen Schlägen aus, die nichts mit SM zu tun hatten.
Mein Bedürfnis, mein Verlangen, mich hinzugeben und so genommen zu werden in meiner Unterwerfung, schien sich nicht zu erfüllen. Also stellte ich dies total zurück, gab es eigentlich auf.
In meiner vergangenen Ehe wurde meine Sexualtität unterdrückt und ausgefallenere Wünsche als pervers abgestempelt. So fühlte ich mich dann irgendwann auch und schämte mich für meine lustvollen Fantasien, die ich nur noch als Anreger für gewisse Momente zuließ.
bis ich dann durch Zufall ein Gespräch, online, mit einem Dom hatte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nur wenig über SM und alles dazugehörige. Er führte mich sozusagen zu mir selbst. Er schenkte mir das Buch: Lust an der Unterwerfung, von Sina Aline Geissler und das öffnete mir völlig die Augen, ich konnte endlich zu dieser Seite in mir stehen und durchtrat diese Tür.
Meine Ehe ging in die Brüche, doch nicht nur wegen dieser Entwicklung in mir.
Die Erfahrungen danach waren, mir als verzweifelt Suchende, die endlich spüren musste, was aus mir rauswollte, ernüchternd. Leider geriet ich an Möchtegern-Doms, die mich und meine Lust nicht nehmen konnten, sich überfordert fühlten, oder nur geil darauf waren, eine Frau nach Lust und Laune zu benutzen und über sie bestimmen zu können.
Der vorletzte war die Steigerung von allen vorherigen: er hätte mich fast totgeschlagen, weil ich unersättlich war in meiner Sehnsucht endlich zu fühlen, mich hinzugeben.
Dennoch spürte ich unsäglichen Mangel. Diese Beziehung war eine reine Spielbeziehung und ich war fest davon überzeugt, das dies für mich ausreichen würde. Doch erfuhr ich erst durch meinen jetzigen Partner, dass ich viel viel mehr brauchte und suchte.
Die Hingabe meiner Seele, nicht nur meines Körpers. Schmerz spüren, der mir wirklich Lust bereitet, die ebenfalls Lust im Dom schürt, die ich intensiv zu spüren bekomme und mich so in eine andere Ebene schickt. Das Gefühl, als Frau gesehen und angenommen zu werden und meine Hingabe traf auf fruchtbaren Boden.
Diese Beziehung vertiefte sich und wächst noch immer, da meine Entwicklung, in welche Richtung sie auch immer verlaufen mag, noch lange nicht abgeschlossen ist. Zu wissen, ich muß diesen Weg nicht allein gehen, tut unendlich gut. Zu spüren, nicht unnormal zu sein, eine ähnlich tickende Seele gefunden zu haben, Lust die sich gemeinsam entwickelt und fast keine Grenzen findet.
Das ist mein bisheriger Weg in Kurzform
und ich bin neugierig auf das, was uns noch bevorsteht.
Lys