Vielen Dank für deinen Beitrag, Nirgal.
Es ist schon richtig, im Westen ging es auch erst in den 90ern
richtig los. Bis zu diesem Zeitpunkt hat zwar vor allem Beate Uhse sehr viel zur Aufklärung beigetragen, in ihren Shops gab es dann auch neben den üblichen stimulierenden Sexartikeln auch immer so eine kleinne "Perversenecke". Die wuchs auch beständig, genauso wie in den Videotheken der Markt im Laufe der 80er Jahre hierfür immer größer wurde. Da wird's im Westen etwas einfacher gewesen sein, sich den Kram ganz offiziell auszuleihen und zu kaufen, ohne es unter der Hand machen zu müssen.
Aber es geht hier ja um die private Öffentlichkeit.
Und da hast du, muss ich ja mal zugeben jetzt
, recht, Nirgal: Stimmt ja, die ersten Schlagzeilen wurden erst 1988 veröffentlicht! Mir kam es viel früher vor, ich verortete sie auf Anfang der 80er. Mea culpa, mein Fehler.
Insofern macht meine Frage nicht mehr wirklich einen Sinn, denn eigentlich kann man sie für Gesamtdeutschland stellen.
Ich glaube, dass sich, auf heute bezogen, der Osten und Westen nicht mehr viel tun: In den Ballungszentren hat man sich organisiert, während es auf dem Land immer noch so schwierig wie eh und je ist.
Das Internet führt dazu dass man sich dennoch begegnet und jemand, der in einem 200-Seelen-Dorf wohnt, dennoch Gleichgesinnten begegnen kann. Vor Ort aber? Hat man vielerorts auch heute noch ein quasi gesellschaftliches Todesurteil zu fürchten, wenn man sich als SMler outet.
Einen Unterschied zwischen Städtern und Landeiern gibt es hier, wie so oft woanders auch, ganz klar zu vermelden: Die Städter werden allmählich bequemer und wissen nicht mehr so recht zu schätzen, was erreicht wurde und wie toll das Angebot inzwischen ist.
Ein wirklich wunderbares Beispiel ist das Catonium hier in Hamburg: Mindestens die Hälfte der Hamburger die ich kenne, die das Cat kennen, haben an ihm irgend etwas auszusetzen. Manche meiden es sogar weil sie es so doof finden, zu teuer, zu ungemütlich, nicht genug Privatsphäre etc. pp.
Mir stellt sich aber ein völlig anderes Bild dar, wenn mir dort dann mal Menschen begegnen, die extra 200km gefahren sind um das Catonium zu besuchen!
Da wird geschwärmt was das Zeug hält, die meisten gehen wieder hochbegeistert nach Hause, mit der klaren Ansage, öfters noch vorbeizusehen.
Wenn ich da dann die Kritikpunkte anmerke, ihnen gegenüber, erhalte ich in der Regel Antworten der Sorte: "Ja, das stimmt schon dass es hier und da besser ginge. Aber sieh es dir doch mal an! Ein ganzes Haus, NUR für SMler gebaut! Ein Haufen Spielzeuge und Räume sind da, niemand sieht dich schräg an, es ist groß, für jeden ist was dabei - das ist doch einfach traumhaft! Zuhause gibt's vielleicht mal nen Puff mit einem Extraraum, in dem mal n Andreaskreuz hängt, das war's. Ihr Hamburger wisst offenbar gar nicht zu schätzen, dass das Catonium immer noch besser ist als das meiste, was sonst unter "SM-Partylocation" läuft."
Genauso die Stammtische betreffend: Hamburg hat gut zwei Dutzend davon, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Es gibt Menschen die fahren mehrere hundert Kilometer, nur um einmal im Monat an einem teilzunehmen! Nicht weil sie gerne autofahren
sondern weil es bei ihnen um die Ecke schlicht nichts Vergleichbares gibt.
Meine Frage war da auch mal: "Sag mal, dann macht doch selbst einen bei Euch in der Gegend. So schwer ist das doch nicht, in der SZ oder dem Joyclub veröffentlichen, Kneipe finden in dem man einen Raum für sich hat, wo man dann ein bisschen ungestörter sich unterhalten kann, und gut ist."
Die Antwort darauf hätte ich mir eigentlich denken können: "Da hast du schon recht - aber du unterschätzt die Gerüchteküche aufm Land. Sobald das auch nur einer der Nachbarn rauskriegt, haben wir ein Problem! Da fahren wir doch lieber weit weg und wissen, dass niemand von denen es mitbekommt."
Sprich: Auf dem Land gibt's immer noch sehr viel Nachholbedarf.
Da sind so einige Landstriche noch in den 60ern zuhause.