Chancen der Pauschalisierung
Eines vorab.
Ich möchte ganz allgemein darum bitten, die seichten Pauschalisierungen,
Männer können nicht über Gefühle sprechen.
Frauen können nicht rückwärts einparken.
Männer sind nicht multitasking-fähig.
Frauen haben keinen Orientierungssinn.
Männer müssen immer alles perfektionieren.
usw. und so fort.
die ich im EP erwähnt habe, künftig ausser acht zu lassen.
@******ool hat das richtig gedeutet, mir ging es um die geschlechterk(r)ampfigen Pauschalisierungen.
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@*****sha
Wie nennt man einen Mann, der 90% seiner Denkfähigkeit verloren hat?
Einen Witwer.
Warum haben so viele Männer Holzsplitter in den Fingern?
Sie kratzen sich zu oft am Kopf.
Männer sind wie Klos.Entweder besetzt oder beschissen...
Sowas in der Art halt.
Aber der prägnanteste Satz meiner Jugend war der meiner Großmutter (bin ja in einem Matriarchat aufgewachsen, Männer waren lediglich als Erfüllungsgehilfen und Pantoffelhelden und Kindserzeuger und Geldranschaffer geduldet und sie sprangen, wenn Oma,Mutter,Tanten mit den Fingern schnippten):
"Kind,merke dir eins: Männer sind nur zu einem einzigen Zweck erschaffen worden:
Damit du ihnen zum Spaß das Herz herausreißen und drauf rumtrampeln kannst!
Noch Fragen?
Ich danke Dir sehr für diese Zeilen und Deinen Post davor
Sinn und Unsinn von Pauschalisierungen
bin ich doch in meiner Jugend entsprechend sozialisiert worden.
Das Bild des Mannes als schlechteren Menschen hatte ich damals total verinnerlicht. Ich habe es geglaubt.
Mensch
@*****sha, stell Dir vor, wir wären uns vor 25 Jahren begegnet und wären ein Paar geworden.
Wie wunderbar hätten wir einander bestätigt!
Wir wären das Königspaar im vom Selbstzynismus zerfressenen Reich von Verachtung und Selbstverachtung gewesen.
Ich bin aufrichtig froh, daß wir uns heutzutage hier im Forum immer wieder mal begegnen. Ich schätze Deine Beiträge sehr.
Gut, daß wir uns damals nicht begegnet sind.
Ja, ich finde den Satz
Frauen müssen geliebt werden, um Sex zu haben, Männer müssen Sex haben um zu lieben!
zersetzend.
(Ich bleibe exemplarisch bei ihm. Nochmal sei gesagt: Es geht mir nicht um Angriffe auf Geschlechterzugehörigkeiten!)
Er steckt voller Verachtung und Selbstverachtung:
Er sagt aus, daß Männer Liebe nur gegen Sex "vergeben".
Wenn Frau also geliebt werden will, muß sie sich verkaufen, indem sie Sex bietet.
Ihr ist das nicht recht, aber sieht keine andere Möglichkeit, Liebe zu bekommen. Also begibt sie sich auf ein Niveau, daß sie eigentlich beklagt, vielleicht auch verachtet.
Sie begibt sich sogar freiwillig dorthin.
Und da irgendwo beginnt die Selbstverachtung.
Das zu erkennen ist schmerzvoll. Denn es zeigt uns, wo wir uns in unserem Sehnen, unseren Erwartungen abhängig machen von anderen.
Und da liegt die Chance von Pauschalisierungen:
Indem wir uns selbst zuhören, und hellhörig werden, wenn uns solch ein Satz über die Lippen kommt, erhalten wir möglicherweise Hinweise auf unsere wunden Punkte.
(danke an
@*****ef4 . )
Ein Mann schrieb mir mal:
Diskutiere nie mit Frauen. Am Ende hast Du doch immer unrecht.
Ist dieser Mann nun Opfer der bösen Frauen?
Oder macht er sich abhängig davon, daß er Recht bekommt?
In einem anderen Zusammenhang habe ich neulich folgenden text gepostet.
Es geht da um schmerzliche Erfahrungen in meinem Leben, die ich immer wieder gemacht habe. Ich bin heilfroh, daß ich es damals geschafft habe,
nicht in resignierter Pauschalisierung zu erstarren.
Sie hätte vielleicht gelautet: "Wenn du nicht verletzt werden willst, öffne Dich niemals einem anderen Menschen ganz."
Es hätte bedeutet, daß ich niemals echte Freundschaft hätte erleben dürfen.
Als ich siebzehn war, hatte ich ein einschneidendes Erlebnis:
Nach vielen Jahren Aussenseiterdaseins in Grundschule und Unterstufe war ich ab etwas der achten Klasse in der Klassengemeinschaft angekommen, fühlte mich wohl, war Teil einer Clique und fühlte mich mit Gleichaltrigen auf Augenhöhe.
Über die Osterferien aber - aus dem Schulalltag gerissen - kam ein scheußliches Gefühl in mir hoch, keine wirklichen Freunde zu haben.
Als die Schule wieder anfing, offenbarte ich mich mit diesem Gefühl einem Mädchen aus meiner Clique, deren reichliche Sorgen und Probleme stets von mir bereitwillig angehört wurden. Was geschah?
Sie ging auf Abstand, mied künftig Zweiergespräche mit mir und ging mir aus dem Weg.
Ich war verzweifelt, fühlte mich bestätigt, (wieder mal) allein gelassen, einsam.
Als ich im Laufe von Tagen und Wochen wieder etwas innerlich zur Ruhe kam, überlegte ich mir, welche Konsequenzen ich daraus ziehen sollte.
Mich abschotten, dicht machen. Niemandem mehr sagen, was mich wirklich bewegt?
Cool SPIELEN („cool SPIELEN“ ist eine geradezu geniale Vokabel meines Sohnes, wenn er von dem Coolnessmainstream verfallene Mitschüler beschreibt!)
Nein, das konnte nicht der Weg sein, ich hätte die Chance auf Nähe verloren, ehe ich überhaupt angefangen hätte, Nähe auch nur zu versuchen.
Schnell wurde mir klar:
Du musst es immer wieder auf´s Neue versuchen, Dich offenbaren, so wie Du bist.
Und es wird immer wieder passieren, daß Menschen das nicht achten können, sage Dir dann, daß diese Menschen in diesem Moment es nicht wert waren, daß Du Dich ihnen geöffnet hast.
Das hat mir damals oft geholfen, mit erneuten Verletzungen fertig zu werden.
Irgendwann stößt Du dann mal auf einen Menschen, der Dir zuhört, einfach nur zuhört, ohne Mitleid zu bekunden, aber da ist und Du spürst, jemand ist da und läßt DICH AN DICH heran - denn im Grunde geht es darum - zu sich selbst zu kommen.
Das als Grundlage in meinem Herzen hat mich später soweit innerlich gestärkt, nicht nur Verständnis haben zu wollen, sondern auch Widerspruch und Gegenwind zu ertragen - denn auch DAS führt dazu, DICH AN DICH ran zu lassen, auch wenn einem die HÄnde zittern mögen und das Herz bis zum Hals schlägt.
Liebe Grüße
erwil