***il:
Wem und was nützt so ein Satz???
Warum sagt man so etwas?
Auch auf die Gefahr hin mich damit in die Nesseln zu setzen: Menschen mit unzureichenden kognitiven Kapazitäten/einer "einfachen Sicht der Welt". (Und das meine ich absolut wertfrei.)
Wir Menschen strukturieren (uns) die Welt. Stereotype erleichtern uns das Zurechtfinden in und den Umgang mit ihr, und wären wir ohne eine derartige Kategorisierung gar nicht lebensfähig. Gleichzeitig laufen wir aufgrund dieser "Daumenregeln" Gefahr Menschen gewisse Dinge überzustülpen, Vorurteile - im guten, wie im schlechten -, und verkennen damit den Menschen als solches (Individuum).
Je nachdem, was wir für Erfahrungen gemacht haben, unterscheidet sich die Möglichkeit zur Ausdifferenzierung. Manche sehen die Welt schwarz-weiß (Frauen sind so, Männer sind so; Gut, böse.), andere in verschiedenen Grautönen und manche sogar in Farbe. Und auch das meine ich absolut wertfrei.
Warum man so etwas sagt? (Wer ist man? :p )
Ich würde fast sagen: "Weil man es nicht besser weiß." Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo ich Sachen gedacht habe...
Zum Beispiel, dass ja alle Menschen so sein sollten wie ich (Himmel hilf!
), man Sex nur mit Menschen praktizieren sollte, die man liebt oder Fremdgehen absolut verdammungswürdig ist. Warum? Weil ich es damals nicht besser wusste. Mittlerweile sehe ich diese (und andere) Dinge weitaus differenzierter, weil ich dazu gelernt habe. Gleichzeitig braucht es dazu eine gewissen Ambiguitätstoleranz (= die Fähigkeit scheinbare Widersprüche auszuhalten und zu vereinen).
Lösungsorientiert würde ich eher fragen: Was braucht es, um von derartigen Pauschalisierungen... nicht wegzukommen, aber sie zu erweitern? Und: Wem nützt es?
Sind nicht gerade die "Nichtpauschalisierer" die, die immer alles zerreden, mit ihren Fremdwörtern um sich schmeißen und unsinnige Diskussionen über den Sinn und Unsinn von Pauschalisierungen vom Zaun brechen? [Ich denke du siehst das selbstironische Augenzwinkern auch so, erwil
]
Wie heißt es so schön: "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt." Die Kunst ist es einen Menschen eben als solchen zu sehen und ihn an die Hand zu nehmen. Ihm Erfahrungsräume zu eröffnen und ihm anbieten hindurch zu gehen. Nicht nur, was den Sex anbetrifft, sondern das Leben. (Hach ja, ich dreckiger Humanist/Idealist
)
Gleichzeitig kann man niemanden zwingen etwas zu sehen, was er nicht sehen will. (Gut, man kann ihn schon zwingen es sich anzuschauen, aber er wird es nicht erkennen. Und ja, diese kryptische Formulierung ist bewusst gewählt, damit die, die es wollen, darüber nachdenken können.)
Das gilt für die "Nichtpauschalisierer" übrigens ebenso, und ist es in meinen Augen die Kunst "beide Welten" zu vereinen. Dafür bedarf es aber Interesse, Rücksichtnahme und den gegenseitigen Austausch, denn nur dann kann man von und miteinander lernen. Die Welt in all ihren Facetten wahrzunehmen, aber auch mal Fünfe gerade sein lassen zu können. (Hach ja...)