Eine sehr provokante Frage@Corwin. Dabei hast Du uns auch noch vorgehalten, was Deine Intension ist, wesalb Du fotografierst.
Zu mir: Ich fotografiere schon recht lange, wenn auch fast ausschließlich im Bereich Motorsport. Irgendwann, als ich beruflich in Amerika lebte, sah ich mal einem Airbrusher über die Schulter. Die Leichtigkeit, wie er sein Bild auf das Papier brachte, die Leuchtkraft der Farben, das alles faszinierte mich so, dass ich mir auch ne Ausrüstung zugelegt habe und mir die Technik autodidaktisch beigebracht habe. Wer das Medium kennt, der weiß, dass es sehr schwer ist, ohne Hilfsmittel scharfe Kanten zu sprühen, wohingegen es das beste Werkzeug darstellt, weiche Übergänge abzubilden. Man lernt bei der Malerei anders zu sehen, und mit diesem Sehen habe ich immer nach Dingen gesucht, die sich für die Malerei mit der Airbrush eignen.
Irgendwann hatte ich es gefunden. Es ist der Weibliche Körper. Ich hab noch nichts anders gesehen, mit solchen weichen Übergängen von Licht zu Schatten, so eine geballte Ästhetik, wie die Formen ineinander übergehen, zu etwas neuem verschmelzen. Der weibliche Körper hat mich dermaßen fasziniert, dass ich fortan kaum etwas anderes malen wollte.
Nun brauch ich für so ein Bild ca. 40 Stunden, so lange würde mir wohl keine Frau Model stehen. Deshalb hab ich mich meiner alten Spiegelreflex erinnert, hab sie hervorgeholt und Referenzfotos gemacht. Die Fotos waren ursprünglich rein technischer Ntur, weil das gemalte Bild nicht einfach eine Kopie eines Fotos ist, soondern in meinem Kopf entsteht. Aber um die Proportionen richtig hinzukriegen, um Das Model später wiederzuerkennen, dafür verwende ich diese Referenzen.
Und weil es eine sehr zeitraubende Geschichte ist, und mir mein Job leider immer weniger Zeit lässt, fotgrafiere ich jetzt mehr, als ich male. Deshalb versuche ich der Bildkomposition nicht erst im Nachhinein, sondern schon beim Shooting meine 'Geschichte' mitzugeben, der Bildidee aus meinem Kopf, die dem Ganzen zu Grunde liegt.
Hier finden sich Amateure ebenso wie Profis, und ebenso breitgefächert ist die Qualität der Fotos, was naicht bedeutet, der Amateur kann keine super Bilder machen oder umgekehrt. Ich denke, es treffen hier viele Stile aufeinander, vom reinen Abbilden des Aktes, über den Ästheten bis hin zum Provokateur wie z.B. Corwin. Der eine mag nackte Haut darstellen, der andere legt wert auf Ästhetik oder Schönheit, oder möchte den Betrachter wachrütteln, weg von Friede, Freude, Eierkuchen und zum Denken anregen.
Ein Fan eines Boticelli wird wohl eher weniger mit Bildern eines Pollock anfangen können und umgekehrt. Aber gerade die Vielfalt der Kunst ist das, was unsere Welt bereichert, und eben diese Vielfalt finde ich hier und auch in anderen Foren wieder. Für mich ist das gut.
Letztendlich denke ich, Du wirst in diesem Thread Feedback von vielen ambitionierten Fotografen bekommen. Der, der sich als Fotograf anmeldet, um nix zahlen zu müssen, oder der, den es nur darum geht, nackte Haut vor die Linse zu bekommen, um seinen Fetisch auszuleben oder um sich damit aufzugeilen, der wird hier sicherlich nicht antworten.
Fred