öffentliche Betrachtungen
ningyou fragte: "Mir ist bis heute unerschlossen geblieben, warum es (so gut wie) keinen öffentlichen Sex (blasen, f...) auf BDSM Partys gibt?"
Meine Sub und ich besuchten am vergangenen Samstag 'mal wieder eine SM-"Party", und ich nahm mir vor, auf ningyous Frage eine Antwort zu finden.
Also mal zum ersten: es gab öffentlichen Sex (privater Sex ist auf einer Party schwierig zu realisieren). Ich habe meine Sub an einem vorgefundenen Flaschenzug fixiert; sie war nahezu nackt. Ich habe meine Peitsche auf ihrem herrlichen Körper spielen lassen; sie genoss es bis zu ihrem Höhepunkt.
Wenn das kein Sex ist, weiss ich nicht mehr, was man eigentlich unter Sex versteht. Ich weigere mich, mich ningyous Definition anzuschliessen, Sex wäre nur blasen und f mit Punkten. Ich lasse mich nicht so derart einschränken.
Neben uns hatte ein Dom seine Sub, nachdem er sie gepeitscht hatte, auf eine Streckbank gelegt und fickte sie ausgiebig. Mir roch das ziemlich nach Sex.
Später dann fuhren wir nach Hause und
ich hatte noch keinen Orgasmus. Ich dachte auf der Autobahn wieder an Ningyous Frage. Warum habe ich nicht daran gedacht,
mich zu befriedigen?
Also das heisst: z.B. meiner Sub zu befehlen, mich oral zu befriedigen. Oder sie zu f mit Punkten.
Mir wurde klar: es hat zum einen etwas mit
Verantwortung zu tun. Wenn ich mit meiner Sub einen einschlägigen Event besuche, übernehme ich die Verantwortung, dass wir beide heil an Leib und Seele wieder nach Hause kommen. Nur so bringe ich sie dazu, sich fallen zu lassen und mir und sich die entsprechenden Gelüste zu bereiten. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, muss ich
klar bleiben. Das tue ich selten, wenn ich geil bin. Also tausche ich das ungehemmte Ausleben meiner Geilheit gegen meine Kontrolliertheit ein, um im Gegenzug die Geilheit meiner Sub erleben zu dürfen.
Aber es gab noch einen zweiten wichtigen Hinderungsgrund: in den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten gab es weder die Möbel noch die Kissen noch die Beleuchtung noch die Lubrikationsgelspender, die ich erwarte, um meine Geilheit mit meiner Sub hemmungslos ausleben zu können. Da habe ich zuhause in der Tat wesentlich bessere Möglichkeiten.
Nein, ich bin nicht ehrlich. Natürlich hätte ich mich von meiner Sub befriedigen lassen können. Sie hätte mir gehorcht, was auch immer ich ihr befohlen hätte. Der entscheidende Punkt ist, dass ich nicht bereit war, den Kontrollverlust, der mit meiner Geilheit und meinem Orgasmus einher geht, zu akzeptieren.
Warum nicht? weil ich ihr ständig und immerdar das Gefühl geben möchte, dass
sie sich fallen lassen kann, ohne Bedenken, weil ich aufpasse – auf sie und auf mich. Ihr diesen Freiraum zu ermöglichen, kickt mich wiederum ohne Ende (Narzissmus-Diskussion hin oder her).
Wenn sie – im "öffentlichen" Raum einer SM-Party – ihren Orgasmus hinausschreit, befriedigt mich das so sehr, dass ich
meine Befriedigung gerne auf einen privaten Rahmen aufspare. Warum? Weil ihr "Loslassen-Können" für mich ein Beweis des Vertrauens ist, das sie in mich hat. Und diesen Beweis nehme ich als Zeichen ihrer grossen Liebe.
stephensson
art_of_pain