Kinderlose Beziehung
Ohne den Thread jetzt komplett gelesen zu haben, erlaube ich mir, meinen Senf zu der eingangs gestellten Frage zu geben; zunächst kam mir nur der Gedanke in den Sinn, ob die Frage wirklich ernst gemeint war oder ob hier eine vom Leben gebeutelte
Diplommutter ihrer Langeweile entgegen zu wirken versucht.
Aber ich halte ihr zu Gute, dass es ihr wirklich ernst ist mit der Fragestellung. Also nehme ich ernsthaft dazu Stellung.
Nach meiner gescheiteren Ehe, aus der ein Kind hervor gegangen ist, lebe ich seit über neun Jahren in einer Beziehung, die bewusst kinderlos geblieben ist.
Anfangs wünschte
sie sich noch ein Kind von mir. Dies wollte ich nicht aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun.
Mein einziges Kind war und ist eine Bereicherung für mein Leben, war es aber nie für meine Ehe. Diese wurde durch den Nachwuchs eher künstlich am Leben gehalten, bis gar nichts mehr ging.
Mit meiner neuen Partnerin, aus deren ebenfalls gescheiterten Ehe gleichermaßen ein heute volljähriges Kind hervor ging, das bei seinem Erzeuger lebt, führe ich ein Leben, in dem wir naturgemäß auf keine Kinder Rücksicht nehmen müssen, das uns damit viele Freiheiten eröffnet.
Der Tagesablauf gestaltet sich unabhängiger, der Berufsausübung kann man intensiver nachgehen. Die Wochenenden kann man auch mal komplett nur auf sich konzentriert zelebrieren und sich spontenen Gelüsten ebenso spontan hingeben.
Vielleicht ist es sogar so, dass eine kinderlose Beziehung als weit weniger langweilig bezeichnet werden kann als eine solche, in der Kinder den Alltag bestimmen und in gewisser Weise die Eltern von deren Problemen, auch den Paarproblemen miteinander, ablenken.
Es ist etwa so wie die Frage nach den Gründen für heute häufiger als früher scheiternde Ehen; heute sind Ehen überwiegend auf Liebe aufgebaut, während es früher vorrangig um die Versorgung der Frau ging und die sich eine Trennung gar nicht erlauben konnte, ohne in die Armut abzurutschen.
In einer Beziehung ohne Kinder muss man sich täglich neu definieren und sich seinen Partner ebenso täglich neu vergegenwärtigen.
Wenn eine solche kinderlose Beziehung einschlafen sollte, wird das den Beteiligten sehr schnell klar. Denn nichts kann sie von ihrer Zweisamkeit ablenken.
Um es hier nicht ausufern zu lassen, darf ich resümieren, dass es zumindest sehr gewagt ist, kinderlosen Beziehungen Langeweile zu unterstellen.
Anders herum könnte man Leuten, die ihre Daseinsberechtigung und ihr Glücksempfinden nur aus der Aufzucht von Nachwuchs ziehen, unterstellen, ein nicht nur in erotischer Hinsicht völlig verkümmertes Leben zu führen. Wobei letzteres nach meinen Beobachtungen in der näheren Nachbarschaft wohl nicht bloß eine willkürliche Spekulation ist, wenn man den ausdruckslosen Minen ohne jede Zukunftsperspektive, was ein bisschen mehr Lebensfreude angeht, glauben darf.
Da bleibt als Lebensinhalt nur, das Haus abbezahlt zu haben, bis die Kinder aus dem Haus sind
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Für mich, mit abbezahltem Haus und volljährigem Nachwuchs, eine Horrorvorstellung
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