@ NosyToo/Eva
Hallo NosyToo/Eva,
danke für Deine lange und offene Antwort. Ich hab hartnäckig versucht, zu verstehen, was Du denkst/fühlst und Du hast es gezeigt. Hat funktioniert
(Das Buch kenn ich übrigens - auch wenns schon lange her ist, dass es in aller Munde war ...)
Ich denke, dass es in der Auseinandersetzung mit einem nahestehenden Menschen zwei verschiedene Phasen gibt.
Die erste Phase ist:
"Wir wollen verstehen, was in uns vorgeht. Und wir wollen versuchen, auf Basis des gegenseitigen Verstehens eine Lösung/Vereinbarung zu finden, mit der wir beide leben können."
Wenn wir das tun, und dann feststellen, dass es (warum auch immer) nicht funktioniert , dann hören wir damit auf, dann geben wir auf. Dann beginnt die zweite Phase. Die, in der man nicht mehr an den Erfolg einer Auseinandersetzung glaubt und sich innerlich abwendet.
Es ist nicht nur logisch, sondern auch
richtig, dass man bei erfolglosen Bemühungen irgendwann aufgibt. Denn wer das nicht tut, der reibt sich völlig sinnlos auf. (Kommt ja auch vor).
Am Rande: Ein Teil der Differenzen in diesem Thread entstanden daraus, dass manche über Phase 1 und manche über Phase 2 geschrieben haben.
Ich denke, so weit sind wir völlig d'accord.
Bei der Geschichte gibts allerdings ein paar interessante Details, die anscheinend unterschiedlich gesehen werden.
Einer der wichtigsten Unterschiede liegt darin, was wir
glauben,
WARUM irgend jemand das tut, was er tut. Jeder von uns hat selbstverständlich das Recht, als Erklärung für das
WARUM zu glauben: "Weil er ein Characterschwein ist." Dieser Glaube kann einem selbst nützlich sein, weil er es einem leichter macht, sich von jemandem zu trennen (so nach der Methode: "Er/sie ist böse, und deswegen will ich nichts mehr mit ihm/ihr zu tun haben.") Ja. Kann mir helfen, mich zu trennen. Insofern "legal".
ABER: Es gibt zwei Dinge, die an diesem Glauben ganz und gar nicht gut sind.
Der eine ist: In dem Moment, wo ich an so was glaube, verlasse ich ganz eindeutig Phase 1. Wenn ich so was glaube, dann gibt es keine Möglichkeit mehr, eine Verbesserung herbeizuführen. Sondern dann wende ich mich ab. Ok. Wenn das mein Wunsch ist, dann wäre das ja in Ordnung.
Der andere (für mich wichtigere ist): Es ist falsch. Es ist keine Erklärung dafür, warum jemand was tut, was man als böse empfindet. So funktionieren Menschen nicht. Ich nicht, Du nicht, andere nicht. Schau in Dich selbst - aus reiner Bosheit tust Du nichts. Wenn Du was tust, was andere (oder evtl. sogar Du selbst) als böse empfinden, dann hat das andere Gründe. Angst spielt dabei meist ne große Rolle.
Warum geht ein Mann fremd? Weil er ne geile Socke ist und dann in dem Moment seinen Trieb nicht beherrscht. Und warum beherrscht er ihn nicht? Weil der Trieb zu stark ist? Oder seine Selbstbeherrschung zu schwach? Weil er zu wenig Mitgefühl für seine Frau hat? Weil er denkt, es sei sein Recht? Weil ihn seine Frau nicht mehr bewundert und er doch eine solch große Sehnsucht danach hat, bewundert zu werden? Weil, weil, weil ... ? Keine Ahnung!! Es wird bei jedem, der fremdgeht andere Gründe haben!! Findet sie raus!
Findet raus, warum er es tut. Und schaut
dann, ob es möglich ist, ne gemeinsame Basis für die Zukunft zu finden. Und wenn ihr zu dem Schluss "Nein" kommt, dann nennt ihn meinetwegen "Characterschwein" wenn euch das irgendwas hilft. Aber bitte nicht
vorher! Denn sobald ihr an dieses Etikett glaubt, ist es vorbei mit der Beziehung.
Herzliche Grüße
Michael