Lieber Ignis,
meine Vorgeschichte ist eine andere als Deine, aber auch ich durchlebe gerade eine Trennungsphase und begreife sie als Chance, mehr über mich zu erfahren, mir selbst näher zu kommen.
Du schreibst:
Wie gesagt, ich muß wahrscheinlich sowieso erst einmal wieder in meiner Mitte ankommen, um genau zu wissen, was ich will.
Dieses Gefühl hatte ich auch ganz stark nach meiner Trennung, sehr instabil zu sein, nicht in mir zu ruhen. Wobei ich sicher bin, dieses Gefühl gab es auch schon in der Beziehung, aber da war ich nicht so auf mich zurück geworfen und es wurde mir nicht so deutlich.
Und mir war klar, ich möchte bewusster sein und auch bewusster mit Sex umgehen. Ich möchte erkennen, was mich zum Sex treibt, was ich darin suche. Bisher habe ich mich nur eher oberflächlich mit Tao oder Tantra beschäftigt, aber mir ist klar, Sex ist auch Energieaustausch und ich möchte mehr darüber erfahren und lernen.
Im Moment erkenne ich, womöglich hatte ich immer grosse Sehnsucht nach Nähe und das im Sex gesucht. Und auch oft gefunden, aber es war dann doch nicht "das Richtige", weil ein Ersatz - Ersatz für die Nähe zu mir. Und seit ich diese Nähe zu mir wichtig nehme, mir Zeit dafür nehme, ihr nachspüre und sie geniesse, ist mein Drang zum Sex weg :).
Vielleicht spielen dabei auch meine Chi Gong-Übungen eine Rolle, die ich jetzt täglich praktiziere. Ich mache eine Übung, die für mich so anstrengend ist, dass ich sie bisher nur morgens ausüben kann, abends traue ich sie mir nicht mehr zu. Ich male "Monde" mit meinen Füssen und knapp über dem Boden ausgestreckten Beinen. Und das ganz langsam (30 sec für eine Runde), so viele nacheinander, wie ich schaffe und dann in die Gegenrichtung und später nochmal wiederholen.
Was soll ich sagen, wenn ich diese Übung sehr bewusst mache (mit leerem Herzen - also, ohne anderen Gedanken nachzuhängen), dann plumpsen danach meine Beine aufs Bett, der nächste Atemzug schiesst durch mich hindurch in meine Brust, ich japse, ich lächle, ich spüre eine Energiewelle in mir, ich bin total entspannt, teilweise schüttelt mein Becken in Wellen - es ist ziemlich genauso wie nach einem sehr guten Orgasmus.
Irgenwann habe ich auch wieder Sex. Wenn die Lust darauf kommt, werde ich sie mir ansehen und schauen, wohin es mich zieht und ob alles, was ich brauche, erfüllt ist und es kein Ersatz sein soll. Im Moment will ich noch für mich Dinge über Mittigkeit, Energie und Sinnlichkeit erforschen.
Damit zu Dir
Hast Du Deinen Wunsch nach Sex mal in Dir erforscht? Willst Du Nähe, willst Du Sinnlichkeit erleben? Aus meiner Sicht scheint etwas in Dir Nein zu einer Umsetzung dieses Wunsches durch Sex zu sagen. Gibt es Alternativen zur Umsetzung dieses Wunsches? Bewusst die eigene Nähe wahrnehmen? Begegnungen/Gespräche geniessen, Spaziergänge, Wellness-Tage, Massagen? Beschäftigung mit dem eigenen Körper beim Lieblingssport? Beschäftigung mit Tao oder Tantra?
Alles Liebe bei Deinen Erforschungen und Erprobungen
J.