@Vierte_Etage...
Nein, ich denke, da benutzen wir beide das Wort "bereuen" in einem jeweils etwas anderen Zusammenhang, wenigstens aber verstehen wir darunter scheinbar irgendetwas Anderes-
Bereuen würde ich nur, was "bleibende Schäden" hinterlassen hat
Das wiederum scheint -ausnahmsweise
- bei wenigstens uns beiden gleich oder ähnlich zu sein. Jemanden z.B. einmal in eine scheinbar ausweglose Situation hineingebracht zu haben, ohne im Anschluss z.B. den eigens verursachten Mist wieder halbwegs gerade gebogen zu haben.
Ganz nebenbei- wenn man erst einmal so eine Situation durchgemacht und gemerkt hat, was für ein gutes Selbstwertgefühl dem entwachsen kann, wenn man sich dann auch noch im Spiegel selbst in die Augen schauen und behaupten kann "Hey...gut, Du machst Fehler, ist nunmal so. Aber wenn, dann gehst Du zumindest nicht über Leichen, sondern versuchst umgehend dafür zu sorgen, dass erst gar keine entstehen."
Zudem merkt man, denke ich, dass es leichter fällt, zu eigenen Fehlern zu stehen, je häufiger man es tun muss. Das heisst nicht, dass einem dadurch dann leichtfertig Fehler passieren sollten oder man diese dann einfach hinnimmt, sich sagt "passiert halt!"- Nein!
Aber WENN einem ein Fehler passiert und man -üblicherweise- nicht lange zögert, nach Bemerken auch zu seinen Fehlern zu stehen (ich tue dies nie automatisch und kann sehr wohl unterscheiden zwischen Situationen, in denen ein Fehler-Eingeständnis erforderlich ist, und anderen, in denen es meiner Ansicht nach nicht nötig wäre- weil ohne große Auswirkungen zB), dann fällt es selbst bei schwerwiegenderen Problemen leichter, Rückgrat zu zeigen.
Ich habe auf einer Betriebsfeier mal betrunken eine sehr kurze und im Nachhein peinliche Rede gehalten. Hätte ich nichts getrunken, wäre das nicht passiert. Unterm Strich war das aber trotzdem ein netter Abend und keiner hat es mir krumm genommen.
: solange Dir niemand bei dieser Geschichte etwas krumm genommen hat, würde ich sogar fast daran zweifeln, diese Sache als (schwerwiegenden) "Fehler" zu bezeichnen, jedenfalls dann nicht, wenn niemand anderes durch diese Rede in irgendeiner Weise nachhaltig blossgestellt worden wäre. So etwas passiert, man macht Witze drüber- und in diesem Fall wars ja wohl auch für alle Anwesenden scheinbar ziemlich offensichtlich, wodurch Deine Rede beeinflusst wurde...
Naja, in vino veritas...
Nur weil etwas "nicht gut gelaufen" ist, gibts keinen Grund zu bereuen.
WENN ich hier von einem "bereuenswerten" FEHLER spreche, dann meine ich wirklich nur grobe Schnitzer.
Bereuen tue ich aber nicht nur Dinge, die ich ANDEREN zugefügt habe, sondern auch Entscheidungen und Verhalten von mir, bei denen ich mir selbst ins eigene Fleisch geschnitten habe- ohne Auswirkungen für andere!
Ich weiss sehr wohl, dass ich das Rad der Zeit nicht mher zurückdrehen kann und würde mich hüten, dies auch nur ansatzweise versuchen zu wollen. Dafür ist mir die Zeit meines Lebens, die vor mir liegt, viel zu kostbar.
ABER: wenn ich etwas ernsthaft bereue, dann hat das für mich im Handeln und Tun auch Konsequenzen, das heisst: ich ändere etwas, genauer: Ich ändere MICH (und mein Verhalten, eigene Ansichten...). Dass das alles im Wesentlichen erstmal unbemerkt von Freunden und Familie abgeht, und diese einzelne Änderungen vielleicht höchstens nach ner Weile bemerken, sehen, dass "irgendwas an ihm anders zu sein scheint", ist die "stille Seite" des Bereuens, die aber als eigener zweiter Schritt (nach dem Bemerken, dass etwas schief gelaufen ist) so unwahrscheinlich wichtig ist. Umso wichtiger ists mir auch fast, dass Aussenstehende diesen Prozess nicht unbedingt immer bemerken. Mein Grübeln, meine Gedanken gehen erstmal niemanden was an, es sei denn, ich teile sie ihr oder ihm mit. (Ich MIT offen wahrnehmbaren Gedanken? Oje...wer hier meine Beiträge mal überfliegt, würde ahnen, dass dides kaum erträglich wäre...;-))
Für mein Bereuen bin ich auch die alleinige und unmittelbare "Instanz" -keine Freunde oder Bekannte, kein Idol oder Familienmitglied, keine Vorgesetzten und schon gar keine Forenbeiträge werden einen so unmittelbaren Einfluss auf mich ausüben können wie ich es selbst kann und wohl auch weiter tun werde. Anstösse mögen jede Menge von aussen kommen, aber den EIGENEN Blick auf meine Welt lass ich mir beim Zusammenfügen aller Infos selbst schonmal gar nicht nehmen...
Du sagst auch,
Ich hätte mir restrospektiv auch die eine oder andere Beziehung "sparen" können - aber zu sagen, ich "bereue" das, würde demjenigen ja auch unrecht tun.
Beziehungen bereue ich nicht, schon aus Prinzip. Und, ja, auch der Fairness und der Achtung gegenüber einem Menschen, den ich ja mal so attraktiv gefunden habe, anziehend in irgendeiner Weise, dass ich mich mit ihr, auf sie eingelassen habe. Letztlich ist sowas auch eine Achtung vor Deinen eigenen Entscheidungen.
WAS ich bereuen würde, wären nur einzelne Entscheidungen, die zu irgendetwas -geführt haben, was ich rückblickend als falsch betrachte oder erst dann bemerke (was nicht selten vorkommt, denn- Menschen machen Fehler, und erst recht bemerkt man -mit zweitem "m" manchmal noch viel häufiger - NICHT immer alles, was beachtenswert ist.
Sicher,
die Summe der gemachten Erfahrungen macht einem ja zu dem, was man heute ist.
. Keine Einwände.
Wenn man "bereuen" aber mal etwas differenzierter sieht, weniger strikt und pauschal zB gesamte Beziehungen oder Lebensabschnitte als bereuenswert bezeichnen würde, und sich nur auf einzelne, eigene Entscheidungen oder Ansichten bezieht, fallen - denke ich- so ziemlich jedem der eine oder andere grobe Schnitzer ein, den man dann doch bereuen würde, bei genauerem Hinsehen.
Ich bevorzuge den Blick auf kleine Abschnitte eigenen Handelns oder Urteilens- da wird auch rückblickend Vieles übersichtlicher und überschaubarer und für die Zukunft besser "handle"barer, einfacher umzusetzen.
Oder, wie ich in den ersten Beiträgen von mir in diesem Thread eigentlich genauer hätte schreiben müssen-
was genau ich da beim Kennenlernen dieser Frau(en...ist leider eine echte Unart von mir...) bereue, ist, dem Entwickeln einer Beziehung oder auch nur dem Kennenlernen an sich
mehr Möglichkeiten, vor allem mehr Zeit und Freiraum gegeben zu haben und nicht bei manchen kleinen Unstimmigkeiten oder Zögern ihrerseits viel zu schnell wahrnehmbar wieder den Rückwärtsgang von mir eingelegt zu haben. Das, obwohl das in diesem Moment, oft viel zu früh in der Kennenlernphase, noch gar nicht "Desinteresse" von mir ihr gegenüber signalisieren sollte, es aber oft genug so falsch ausgelegt wurde.
In diesem Fall wird ein Eingrenzen dieser Sache als "Handlung" oder Ansicht zwar schwer, ich weiss aber, dass es ne Unart von mir ist, die ich angehen muss, und die auch charakterlich bedingt ist. Eine Macke eben, und wenn ich diese Form von Ungeduld wieder bei nächster Gelegenheit an mir bemerken sollte, fällt es (hoffentlich...) viel einfacher, da etwas gegenzusteuern, nicht unbewusst falsche Signale zu setzen, ruhig zu bleiben, und... -nicht doch ein wenig bereuen zu müssen, sich die Gelegenheit, jemand Tolles kennenzulernen, verpasst zu haben!
Nein, Vergangenes kannst Du einfach nicht zurückdrehen. Aber- Du kannst versuchen, Dich beim nächsten Mal ein Stückchen zu bewegen und zu verändern, manchmal ein kleines Stück nur, eins mit großer Wirkung. Und mit besonders viel Glück erhältst Du manchmal auch eine zweite Gelegenheit bei derselben Frau, bei der Du vorher etwas falsdch gemacht hast.
Dann rückblickend Dein Handeln bereuen? Nachdem Du ihr und vor allem DIR gezeigt hast, dass es auch anders geht? Nein, dann war jeder einzelne Schritt es wert, gegangen worden zu sein...